22. März 2024
Fünfzig Jahre lang haben Unternehmen in den USA ihren Beschäftigten eingeredet, sie hätten Glück, überhaupt einen Job zu haben. Jetzt dreht eine neu erstarkende Streikbewegung den Spieß um.
Sara Nelson spricht vor den United Mine Workers of America im Tannehill State Park, 6. April 2022.
Sechs Jahre nachdem ich begonnen hatte, als Flugbegleiterin zu arbeiten, meldete United Airlines nach dem 11. September 2001 Konkurs an. Während ich noch um meine Freunde und Kolleginnen trauerte, die an diesem Tag getötet worden waren, begann mein Unternehmen damit, unsere Verträge zu kündigen und unsere Karrieren zu beenden.
Die Chefetage sagte uns immer wieder: »Ihr habt Glück, dass ihr noch einen Job habt.« Und viele von uns fühlten sich tatsächlich so. Wir mussten mit ansehen, wie unsere Freundinnen und Kollegen in der gesamten Branche von Kündigungswellen erfasst wurden. Diese Drohkulisse wurde von oben genutzt, um Zugeständnisse der Arbeiterschaft zu erzwingen – sei es bei der Gesundheitsversorgung, den Renten, den Löhnen und sogar bei einigen Arbeitsschutzmaßnahmen, die im ersten Flugbegleiter-Tarifvertrag Jahrzehnte zuvor ausgehandelt worden waren.
In den vergangenen fünfzig Jahren haben die Konzernbosse uns Beschäftigten gegenüber immer wieder betont, wir sollten uns glücklich schätzen, einen Job zu haben. Es ist einer der wohl genialsten Tricks, den die Unternehmerklasse je angewandt hat.
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Sara Nelson ist die Vorsitzende der Gewerkschaft Flight Attendants–Communications Workers of America.