01. Mai 2025
Nicht erst seitdem Trump Anspruch auf Grönland erhebt, leiden die indigenen Völker der Arktis unter der geopolitischen Eskalation. Schon der Ukrainekrieg hat ihre transnationale Selbstbestimmung geschwächt und ihre traditionellen Siedlungsgebiete entlang der russischen Grenze gespalten.
Alle zwei Jahre wird im Rahmen einer Militärübung getestet, wie »verteidigungsfähig« Norwegen – und seit ihrem NATO-Beitritt auch Schweden und Finnland – sind. Die Samen protestieren schon länger gegen diese Übung.
Der russische Angriff auf die Ukraine hatte selbst tausende Kilometer von den Schlachtfeldern entfernt weitreichende Folgen. In Reaktion auf die Invasion im Jahr 2022 wurde der russische Staat, der etwa die Hälfte der gesamten Landmasse oberhalb des Polarkreises einnimmt, aus der transnationalen Arktis-Zusammenarbeit praktisch ausgeschlossen.
Unabhängig davon, ob es richtig oder falsch war, Russland vorübergehend auszuschließen: Es sind die indigenen Völker der Arktis – deren Geschichte in der Region deutlich länger zurückreicht als die der Staaten, innerhalb deren Grenzen sie sich offiziell befinden – die am meisten unter dieser Entscheidung und den weiteren Folgen des Konflikts für die Arktis zu leiden haben.
So wurden sie in den vergangenen Jahren für Russlands Krieg eingezogen, ihre Beziehungen über Staatsgrenzen hinweg wurden gekappt und sie mussten eine »Pause« bei den Treffen des Arktischen Rates hinnehmen, einem internationalen Forum, in dem sie mehr Mitspracherecht für sich erstritten hatten.
Die indigenen Völker der Arktis waren schon vor dem Krieg marginalisiert. Wie Anders Oskal, Generalsekretär der Weltvereinigung der Rentierhirten, kürzlich sagte: »Diejenigen, die als Erste und am härtesten von den Sanktionen getroffen werden, sind diejenigen, die ohnehin schon am Ende der Nahrungskette stehen.«
Im Jahr 2021 entschied der Oberste Gerichtshof von Norwegen, dass ein Windpark, der auf dem Gebiet des indigenen Volks der Samen errichtet wurde, deren Rechte verletzt. Dennoch blieb der Windpark bestehen und, damit verbunden, die Zugbewegungen der von den Samen genutzten Rentiere gestört. In der russischen Arktis wurden die Wanderrouten der rentierzüchtenden Nenzen derweil durch Öl- und Gasinfrastruktur ähnlich beeinträchtigt. In der schwedischen Gemeinde Kiruna, im Herzen von Sápmi – dem Siedlungsgebiet der Samen –, liegt die größte Eisenerzmine der Welt. Die Region ist außerdem reich an seltenen Erden, die für die Energiewende benötigt werden. Der schwedische Staat hat schon lange ein Auge auf diese Bodenschätze geworfen.
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Huw Paige ist freiberuflicher Journalist und Autor mit besonderem Fokus auf die Polarregionen. Er lebt im britischen South Devon.