02. Oktober 2024
Auf der Art Basel treffen sich die Reichsten der Reichen. Ich habe für sie gearbeitet.
Auf der Art Basel trifft man Menschen mit viel Geld und wenig Geschmack.
Jedes Jahr im Juni arbeite ich als Art Handler auf der Art Basel – der teuersten Kunstmesse der Welt. Arbeiter aus ganz Europa reisen an, um überteuerte Kunst für reiche Leute aufzuhängen und sich dafür in Schweizer Franken bezahlen zu lassen. Jährlich kommen mehrere Tausend Kisten mit Kunstwerken bei der Art Basel an – gefüllt mit allem Möglichen, angefangen beim 60-Millionen-Dollar-Gemälde bis hin zur 5.000-Dollar-Skulptur. Die Messe bietet teure Mietwagen, luxuriöse Lounges und private Showrooms. Hollywood-Prominente, Investoren und Milliardärinnen aus aller Welt frequentieren sie – ein Schaulaufen des obersten einen Prozents. Egal, was man in der FAZ über die Berg- und Talfahrten der Weltwirtschaft lesen mag, das Klientel der Art Basel bleibt davon unberührt. Der Markt für Hochpreiskunst boomt immer.
Der Kunstmarkt ist selbst für Eingeweihte undurchsichtig – wenn sie auch etwas anderes behaupten mögen. Der Wert der dort verkauften Objekte besagt in der Regel nichts über ihre künstlerische Qualität. Es gibt Trends, aber sie sind flüchtig und – wenn überhaupt – besser auf Basis der Logik von Spekulationsblasen zu verstehen als durch die Brille einer ausgebildeten Kunsthistorikerin. Der schlechte Geschmack eines russischen Oligarchen kann genauso großen Einfluss auf den Wert eines Kunstwerks haben wie das Urteil einer angesehenen, langjährigen Sammlerin. Folglich sieht die Art Basel in manchen Ecken aus wie eine sehr teure Deko-Messe – und überall sonst wie ein von einem Autohändler entworfenes Museum.
Du hast ein Abo, aber hast dich noch nicht registriert oder dein Passwort vergessen?
Klicke hier!
Stefan Artmann ist freiberuflicher Autor und Performancekünstler.