14. Dezember 2020
Auf den Äckern Ostdeutschlands leben Neofaschisten ihren Traum aus, Nachfahren einer arischen Herrenrasse zu sein. Was treibt sie an?
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»Unser Sein verdanken wir wesentlich Eltern und Ahnen. Wir bekennen uns zur Verehrung unserer Ahnen und wollen ihr Andenken an kommende Geschlechter weiterreichen.« So lautet das »Artbekenntnis« der Germanischen Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e. V., einer von mehreren Gruppierungen der sogenannten »Siedlerbewegung«, die seit den frühen 1990er Jahren verstärkt in der Fläche Mecklenburg-Vorpommerns Fuß fasst. Diesen braungrünen Faschistinnen und Esoterikern geht es darum, jenseits der bundesdeutschen Metropolen – wo »der Individualisierungsgrad und die fremdländische Bevölkerungsdichte« bekanntlich höher sind – die Gebräuche der germanischen Volksgemeinschaft neu zu beleben und Rückzugsorte zu bilden, wo Neonazis ungestört ein »artgemäßes« Leben auf dem Land pflegen. Schließlich können alle – auch Braungesinnte – ein bisschen Grünfläche im Alltag gut vertragen.
Als Inspiration für diese Gemeinschaften, die Natur und »Art« gleichermaßen bewahren wollen, dient die völkisch-esoterische Szene, die im späten Kaiserreich entstand und in der Weimarer Republik zur vollen Blüte kam. Vor allem der Bund Artam, auch Artamanen-Gesellschaft genannt – eine »ritterliche deutsche Kampfgemeinschaft auf deutscher Erde«, wie dessen Gründer Willibald Hentschel es ausdrückte –, unterfüttert bis heute die ideologische Basis der Siedlerbewegung.
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Loren Balhorn ist Editor-in-Chief von JACOBIN.