14. Dezember 2023
Mit der Asylreform und dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz schafft die Ampel ein Migrationsregime, das darauf abzielt, billige Arbeitskräfte herbeizuschaffen – und den Rest wegzusperren.
»Grenzpolitiken sind wie Filter, die mithilfe von selektiven Rechtsverhältnissen Menschen in unterschiedliche Arbeitsverhältnisse einordnen.«
Mal wieder bestimmen rechtskonservative Positionen die Debatte rund um die neuen Asylreformen: Friedrich Merz behauptet, es gäbe bald keine Zahnarzttermine mehr für deutsche Bürgerinnen und Bürger, Ricarda Lang fordert, man müsse schneller vorankommen bei Rückführungen, und auch Christian Lindner sieht in der bestehenden Migration ein »Risiko für Deutschland«. Die Resultate dieser Stimmungsmache zeichnen sich schon ab: Der Bundeskanzler kündigt an, »im großen Stil« abzuschieben, und alle Parteien, mit Ausnahme der angeschlagenen Linkspartei, stimmen Maßnahmen zu, die die Migrationspolitik weiter verschärfen.
In Wirklichkeit stellt eher die deutsche Gesetzgebung ein Risiko für schutzsuchende Menschen dar. Das Gesetzespaket zur Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) droht, ihnen verschärfte Haftbedingungen aufzuerlegen, den Rechtsschutz zu nehmen und den »Flüchtlingsschutz« effektiv auszuhebeln.
Zeitgleich mit der GEAS-Reform wurde das Fachkräfteeinwanderungsgesetz beschlossen, das die Einreise ausgebildeter Fachkräfte vereinfachen soll. Man könnte meinen, es sei ein Widerspruch, wenn in dem einen Moment gefordert wird, die Migration zu begrenzen, und schon im nächsten, schneller Fachkräfte einzugliedern. Doch dieser Irrsinn hat System.
Die politische und mediale Debatte dreht sich immerzu darum, vermeintlich »illegale Migration« zu stoppen. Migration ist aber an sich nicht illegal. Menschen haben ein Recht darauf, einen Asylantrag in Deutschland zu stellen. Erst wenn dieser abgelehnt wird, befinden sie sich in der Illegalität – so zumindest bisher. Das GEAS verlagert diese Illegalisierung nun zeitlich vor und schränkt zugleich die Betroffenen räumlich stärker ein. So soll die Rückweisung von Menschen bereits an den Außengrenzen Europas vonstattengehen und eine direkte Inhaftierung ermöglicht werden.
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Simin Jawabreh (@siminjawa) arbeitet an der Humboldt-Universität zu Berlin im Lehrbereich Theorie der Politik, in der politischen Bildung und ist Kolumnistin bei JACOBIN.