26. September 2023
Der Vergrößerung des BRICS-Bündnisses schlägt aus dem Westen Entrüstung entgegen. Noch gibt es aber keinen Grund, sich um die US-geführte Weltordnung zu sorgen. Genauso wenig sollten wir uns aber vor einer multipolaren Weltordnung fürchten.
»Die BRICS haben ein enormes geopolitisches und wirtschaftliches Gewicht, insbesondere im Handel mit Rohstoffen«
Beim fünfzehnten BRICS-Gipfel Ende August begrüßte die bisherige Fünfergruppe aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika sechs neue Mitglieder in ihrer Organisation. Das geschieht zwölf Jahre nach dem bisher ersten und letzten Mal, dass die damaligen BRIC ein neues Mitglied aufnahmen. Die Meinungen darüber, was dies alles bedeutet, gehen weit auseinander.
»Die BRICS-Erweiterung ist ein großer Sieg für China«, heißt es auf CNN. Foreign Policy hingegen meint, dass »die BRICS-Erweiterung kein Triumph für China« sei. Laut Bloomberg bedeutet sie ein »Versagen der US-Führung«, wohingegen die Deutsche Welle berichtet, die USA stünden der ganzen Sache »gelassen« gegenüber. »Die BRICS bauen eine multipolare Welt auf«, schreibt das Atlantic Council. Oder doch nicht? Denn in Wirklichkeit haben die BRICS bei ihrem Treffen bewiesen, dass sie »kaum mehr als eine lose Truppe« und nahezu unbedeutend sind, findet die Washington Post.
Offensichtlich können nicht alle diese Aussagen gleichzeitig wahr sein. Was die ganzen Schnellschüsse aber zeigen, ist, dass wir uns weltpolitisch in unbekannte Gewässer begeben – und viele im Westen nicht sicher sind, was sie davon halten sollen.
Die westlichen Reaktionen schwankten zwischen Ablehnung und Angst. Ablehnung zeigte sich in Kommentaren, die die Veranstaltung als »Reinfall« bezeichneten und lediglich als eine »größere Diskussionsrunde« um den Talkmaster China. Die dreitägigen Beratungen seien nichts weiter als eine »Ansammlung von Monarchen, Autokraten, Demagogen und Kriegsverbrechern« gewesen, deren »Taten und Äußerungen von halbfaschistisch bis bedeutungslos« reichten.
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Branko Marcetic ist Redakteur bei JACOBIN und Autor des Buchs »Yesterday’s Man: The Case Against Joe Biden«. Er lebt in Chicago, Illinois.