30. März 2023
Das chinesische Modell eines staatlich gelenkten Kapitalismus gerät aus den Fugen – und entfesselt einen neuen Autoritarismus.
»Dass sich prominente staatsnahe Intellektuelle in den letzten Jahren offen und inbrünstig Nazi-Theoretikern wie Carl Schmitt verschreiben, sagt alles.«
Illustration: Markus StumpfBevor sich Donald Trump erstmals ernsthaft auf das Amt des US-Präsidenten bewarb, sprach er im Jahr 2008 mit offener Bewunderung über das chinesische Wirtschaftsmodell. Damals galt China als ein Land, in dem Kapitalisten wie er ungehindert von jeglicher Regulierung Profite machen konnten.
»In China schütten sie Hunderte Hektar Land mit Müll zu, sie kippen laufend Schmutz in den Ozean. Ich fragte den Bauleiter: ›Haben sie eine Umweltverträglichkeitsprüfung gemacht?‹, und er so: ›Was?‹. Ich fragte: ›Brauchten Sie eine Genehmigung?‹ – ›Nein‹, sagte der Chinese. Aber wenn ich hier in dieser Stadt einen Kieselstein in den Ozean werfe, setzt man mich auf den elektrischen Stuhl.«
Der Milliardär Alan Sugar, der die britische Version von Trumps Reality-TV-Serie The Apprentice moderierte, schlug in dieselbe Kerbe, als er 2015 in Anbetracht der Möglichkeit, dass die Labour Party von Jeremy Corbyn an die Macht kommen könnte, entsetzt vorschlug: »Wenn er Premierminister wird, sollten wir alle nach China ziehen.« Für Wirtschaftsmagnaten wie sie war China ein Paradies der grenzenlosen Kapitalakkumulation, eine willkommene aufstrebende Supermacht, in der sie Zuflucht finden könnten, sollten sozialistische Exzesse und politische Korrektheit die westliche Zivilisation zu Fall bringen.
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Ho-fung Hung ist Professor für politische Ökonomie an der Johns Hopkins University.