14. Dezember 2023
Ab den 1950er Jahren führte die CIA in Montreal Experimente zur Bewusstseinskontrolle durch. Eine Klage von Geschädigten in Kanada will den US-Geheimdienst nun zur Rechenschaft ziehen.
»Die Experimente wurden nicht in irgendeinem Bunker auf Geheiß ehemaliger Nazi-Gruselgestalten organisiert – sie fanden in der Großstadt Montreal statt, an einer der renommiertesten Universitätskliniken Kanadas.«
Seit ihrer Gründung im Jahr 1947 ist die Central Intelligence Agency (CIA) berühmt-berüchtigt dafür, sich in die Angelegenheiten anderer Länder einzumischen. »Dank« ihrer Beteiligung an diversen Nacht-und-Nebel-Aktionen wie dem Phoenix-Programm in Vietnam, dem Drogenhandel in Mittelamerika sowie ausgeklügelten und geradezu bizarren Attentatsplänen, ist die CIA zum Sinnbild für ruchlose Geheimdienstarbeit geworden.
Darüber hinaus ist die Agentur dafür bekannt, sich an sogenannten »Mind-Control«-Experimenten beteiligt zu haben. Die Details dieser Tätigkeit sind weitgehend unbekannt; es gibt jedoch Ausnahmen: Dabei mag überraschen, dass eine der umfangreichsten Versuchsreihen zur Bewusstseinskontrolle nicht in einem Land mit laxem Menschenrechtsschutz, fernab der USA irgendwo im Globalen Süden stattfand. Vielmehr wurde diese in der großen liberalen Demokratie direkt nördlich der USA durchgeführt. Ebenso wurden die Experimente nicht in irgendeinem Bunker auf Geheiß ehemaliger Nazi-Gruselgestalten oder unheimlicher B-Movie-Psychiater organisiert – sie fanden in der Großstadt Montreal statt, an einer der renommiertesten Universitätskliniken Kanadas.
Die Erkenntnisse aus diesen Experimenten dienten später als Basis für effektive psychologische Zwangsmaßnahmen. Sie bildeten die Grundlage für Verhörtechniken und spielten eine wichtige Rolle in den berüchtigten »Folter-Memos« des US-Justizministeriums. Diese Memos sollten einen erheblichen Einfluss auf die Verhörmethoden im Zuge des Irakkriegs ab 2003 haben.
Mit den Versuchen wurden nicht nur ethische Grenzen überschritten, sondern auch tiefgreifende Fragen in Bezug auf Verantwortlichkeit und Gerechtigkeit aufgeworfen. Heute laufen weiterhin Sammelklagen derjenigen, die unter den Experimenten in Montreal gelitten haben. Mit seiner jüngsten Entscheidung hat der Oberste Gerichtshof von Quebec diesen Rechtsstreit erneut ins Blickfeld gerückt, aber die Aussichten auf Gerechtigkeit in Fällen mit CIA-Beteiligung bleiben nach wie vor düster. Baldige Aufklärung und Rechtsprechung scheinen weiterhin höchst unwahrscheinlich.
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Spencer Nafekh ist Journalist und schreibt über Kunst, Kultur und Politik.