18. Februar 2021
Modekonzerne werben mit inklusiven Slogans, aber lassen ihre Ware zu unwürdigen Bedingungen produzieren. Damit sich Textil-Arbeiterinnen dagegen behaupten können, brauchen sie kämpferische Gewerkschaften – und keine Appelle an das Gewissen der Konzerne.
Arbeiterinnen in einer Textilfabrik des Adidas-Zulieferers Sintex in Jiashan, China.
Das Verhältnis zwischen der Mode und der Jugend könnte man als Hassliebe bezeichnen. Einerseits braucht die Mode die Jugend, denn sie konsumiert, ist nah am Zeitgeist und setzt Trends. Doch ein Blick auf die zahlreichen minderjährigen Näherinnen in den Produktionshallen globaler Modeunternehmen entblößt die Schattenseite dieser Beziehung. Nachdem die Textilbranche in den späten 1990er Jahren in der Presse schlecht weggekommen ist und das Konzept Sweatshop-freier Mode durch Initiativen wie etwa den United Students Against Sweatshops (deutsch etwa: Vereinigte Studierende gegen Sweatshops) massenkompatibel wurde, sahen sich Marketingmanager führender Modekonzerne mit folgender Entscheidung konfrontiert: Entweder sie würden ihre im Zuge der Globalisierung erworbene, überwältigende Marktmacht verlieren oder aber sie würden Konsumentinnen von ihrer Macht als Verbraucherinnen überzeugen.
Man entschied sich für Letzteres. Um den Imagewechsel vom Ausbeutungsbetrieb zum sozialfreundlichen Unternehmen zu vollziehen und sich – wenn auch nur rhetorisch – auf die Seite der Sweatshop-Arbeiterinnen zu schlagen, musste noch das aktivistisch eingefärbte Vokabular um Interessenskonflikte und soziale Verantwortung umschifft und durch eine kapitalfreundliche Sprache ersetzt werden. So sprach man am Ende lieber über vermeintliche »Win-Win«-Partnerschaften, verantwortungsvolle Unternehmensethik, gemeinsame Herausforderungen und die »Reise des kontinuierlichen Lernens«.
Die Modekonzerne entzogen die Debatte um Sweatshops den Gewerkschaften und studentischen Aktivistinnen und verlegten sie ins Revier der Business Schools, der NGOs und der Vereinten Nationen. Und wenn man die fragte, dann lag die Schuld nicht etwa bei den global agierenden Unternehmen, sondern vielmehr bei ihren lokalen Vertragspartnern – den Fabrikbesitzern. Man argumentierte, dass allein die Modekonzerne die entsprechenden Druckmittel besäßen, um die von ihnen beauftragten Textilfabriken zu humaneren Arbeitsbedingungen zu bewegen, und dass die Konzerne diese Verhandlungsstärke nutzen würden, um genau das einzufordern. Ihre Marktdominanz wurde also als Stärke gedeutet, die durch Kollaborationen mit NGOs nutzbar gemacht werden sollte, anstatt sie durch Behörden und Gewerkschaften zu beschränken.
Das Regime der Corporate Social Responsibility (CSR) – also der unternehmerischen Sozialverantwortung – hat sich indessen zu einem erdumspannenden Netzwerk von eigens gesponserten Sweatshop-Inspektoren, Supply-Chain-Management-Firmen, NGOs, Stiftungen und UN-Einrichtungen ausgeweitet, die die Lieferketten globaler Modeunternehmen überwachen und bewerten sollen. Sie ehren die Konzerne für ihre neuen, innovativen Ansätze mit »Leadership Awards«, laden sie zu Webinaren ein, die erklären »Warum die Beendigung geschlechtlicher Gewalt gut fürs Geschäft ist«, und verwirklichen Corporate-Charity-Projekte, die verarmte ostafrikanische Teenagerinnen zu Jungunternehmerinnen ausbilden sollen.
Die Selbstermächtigung von Teenagerinnen (man denke hier an Clubs zur Stärkung des Selbstbewusstseins, Lern-Apps und affirmative Can-Do-Attitüden) wurde zum Eckpfeiler des Wohltätigkeitsethos vieler Modemarken. So hat in den letzten Jahren etwa Gucci mit UNICEF und Beyoncé kollaboriert, um tansanischen Mädchen mit »Social Messaging Tools« und mehr »Awareness« zu einer besseren Zukunft zu verhelfen. Und Maria Eitel, eine der führenden PR- und CSR-Managerinnen von Nike, kanalisierte sowohl das markeneigene CSR-Budget als auch Gelder aus der Entwicklungshilfe in fragwürdige Programme einer NGO namens »Girl Effect« und wurde dafür erstaunlicherweise von der EU-Kommission im Rahmen einer Kampagne zum Thema »Frauen und Entwicklung« als legitime Frauenrechtlerin anerkannt.
Und dann ist da natürlich noch Benetton, die italienische Modemarke, die die miesesten Züge des CSR-Ethos in sich vereint und sich mit Unterstützung der UNO für eine bessere Ausbildung ihrer bangladeschischen Näherinnen einsetzt, um »deren Produktivität zu steigern« und sie zu motivieren, sich um eine betriebsinterne Beförderung zu bemühen.
Die Führungsriege von Marken wie Nike oder Benetton behauptet, unternehmerische Initiative – idealerweise mit sozialem Anstrich – und Arbeitsplätze in Textilfabriken würden jungen Frauen in Entwicklungsländern wie auch ihren Kindern einen Weg aus der Armut weisen. Tatsache ist aber, dass Entmachtung, Armut und Ausbeutung an der Norm bleiben werden, solange es keine existenzsichernden Löhne, starke Gewerkschaften und eine radikale Umverteilung der Profite entlang der globalen Lieferketten gibt. Das CSR-Modell hingegen begreift Modeunternehmen und ihre globalen Beschaffungsstrategien als Lösung anstatt als Ursache des Elends und deutet das von den Sweatshop-Arbeiterinnen generierte Kapital rhetorisch um in eine philanthropische Chance für eine »von Mädchen angeführte«, »nachhaltige Entwicklung«.
»Die Textilarbeiterinnen, mit denen ich gesprochen hatte, waren alle Schikane ausgesetzt und wurden zu Überstunden gezwungen. Lohndiebstahl und extremer Arbeitsdruck waren an der Tagesordnung.«
Der ehemalige CEO der Fair Labor Association (FLA) – eine fragwürdige Initiative zur Kontrolle von Textilfabriken, die größtenteils durch genau die Unternehmen finanziert wird, die sie beaufsichtigen soll, darunter auch Nike, Adidas und Hugo Boss – hat in einem TED Talk behauptet, dass man dem Problem der Sweatshops am besten begegnet, indem man »sichere Räume« schafft, in denen Unternehmen und NGOs »zusammenkommen können, ohne befürchten zu müssen, abgeurteilt und missbilligt zu werden«. Damit soll gemeinsames Vertrauen aufgebaut werden, damit man »zum Handeln übergehen« kenn. Was Sweatshop-Arbeiterinnen in erster Linie von ihren Unternehmen verlangten, sei – so betont er – nicht »mehr Geld«. Vielmehr sehnten sie sich lediglich danach, von ihren Bossen »wie Menschen« behandelt zu werden.
So leicht lassen sich aber Geld und Würde nicht voneinander trennen – zumindest sahen das die achtzehn Textilarbeiterinnen so, die ich 2016 in Vietnam interviewt habe (alle zwischen 23 und 25 Jahre alt). Sie waren zwar in fünf verschiedenen Fabriken beschäftigt und dennoch hatten sie einiges gemeinsam: sie waren alle Frauen, es war ihnen allen gesetzlich verboten, eine unabhängige Gewerkschaft zu gründen, und sie alle stellten Produkte für Nike her. Schikane, Demütigung und Missbrauch prägten ihren Arbeitsalltag und sie wurden alle zu Überstunden gezwungen. Lohndiebstahl und extremer Arbeitsdruck waren an der Tagesordnung.
Was die Achtung ihrer Menschenwürde anging, spielte Geld in ihren Augen eine ganz entscheidende Rolle. Wie sie mir sagten, müssten sie eigentlich das Drei- bis Vierfache ihres Gehalts verdienen, um die Grundversorgung ihrer Familien sichern zu können. Doch aufgrund von Niedrigstlöhnen und Lohndiebstahl war es ihnen nicht möglich, ihre Kinder sicher betreuen zu lassen. Ich sprach mit zehn Müttern mit kleinen Kindern, und alle sagten mir, sie würden ihre Kinder entweder in Betreuungseinrichtungen ohne Lizenz übergeben – die sie selbst für unterqualifiziert und mitunter sogar gefährlich hielten –, oder aber sie ließen ihre Kinder bei Verwandten in ihren Heimatdörfern zurück, was allerdings bedeutete, dass sie ihre Kinder nur ein- oder zweimal im Jahr sehen konnten.
Wer war also für diesen immensen Druck verantwortlich? Zwei Frauen, die in unterschiedlichen Fabriken beschäftigt waren, erzählten mir, ihre Vorgesetzten hätten sich bei ihnen über die Einkaufspreise von Nike beschwert. Diese hätten nämlich nicht mit den steigenden Material- und Lohnkosten in den Fabriken Schritt gehalten. Nikes Profite sind unterdessen nie höher gewesen.
Die von dem ehemaligen FLA-Chef so sehr geschätzten sicheren Räume existieren vornehmlich, um genau diesen unangenehmen Fragen zu entgehen. Meistens sind es Konferenzen, die in gehobenen Hotel- und Geschäftszentren stattfinden. Im November 2017 habe ich einmal selbst an einer solchen Konferenz in London teilgenommen. Sie wurde von dem einflussreichen CSR-Unternehmen Elevate veranstaltet und brachte Referierende aus dem NGO-Sektor, Markenvertreter und führende CSR-Gruppen zusammen, um neue Ideen und Erfahrungswerte auszutauschen. Man wollte besprechen, welche Supply-Chain-Management-Systeme gut »funktionierten« und welchen Herausforderungen man sich noch stellen müsste. In einem sehr typischen Beitrag wollte ein CSR-Tech-Spezialist das Publikum davon überzeugen, dass die »Worker-Voice-Technologie« eine innovative Maßnahme zur »Einbeziehung von Arbeitnehmerinteressen« im Lieferkettenmanagement sei.
Ich hatte erwartet, dass die Fabrikbosse in erster Linie als brutal, korrupt und rücksichtslos dargestellt würden. Aber das Bild des unkultivierten, ineffizienten, plumpen und kindlichen Fabrikchefs schien sich größerer Beliebtheit zu erfreuen. Als auf der Powerpoint-Folie einer Diskussionsteilnehmerin auch noch ein Buchcover mit dem Titel You Can’t Make Me (But I Can be Persuaded): Strategies for Bringing Out the Best in Your Strong-Willed Child (etwa: »Du kannst mich nicht zwingen, aber ich lasse mich vielleicht überreden: Strategien, um das Beste aus ihrem trotzigen Kind herauszuholen«) zu sehen war, schien das Publikum amüsiert, aber in keinem Fall schockiert.
In gewisser Weise kann man sich beim Konzept der CSR nur schwer das Lachen verkneifen. Es liegt eine gewissen Komik in der Vorstellung einer NGO, die propagiert, sie würde sich den »Herausforderungen« im Bereich Gesundheit und Sicherheit in Sweatshops stellen, indem sie »Managerinnen und Arbeiterinnen dazu ermutigt, bestehende Machtdynamiken hinter sich zu lassen [und] gemeinsam innovative Lösungsansätze« zu finden, oder aber in dem Bild eines Wirtschaftslobbyisten, der sich morgens für Niedriglöhne ausspricht, nachmittags Regierungen zu ihrer sozialen Verantwortung ermahnt und nach dem Abendessen über das unternehmerische Potenzial junger Mädchen twittert.
Doch die Konsequenzen des Regimes der CSR sind real und sie sind düster. CSR lässt die Abertausenden von Textilarbeiterinnen unsichtbar werden, die ihre Existenz und ihre Sicherheit riskieren, um bessere Löhne und grundlegende Arbeitsrechte zu erstreiken. Und sie wirft jegliche Bemühungen zur Aufnahme strenger Sozialklauseln in Handelsabkommen aus der Bahn und macht es unmöglich, verbindliche Verpflichtungen für Modekonzerne zu schaffen.
Am 24. April 2013 brach das Rana-Plaza-Gebäude in Bangladesch zusammen – ein achtstöckiger Gewerbebau, der mehrere Textilfabriken beherbergte. Dabei starben mindestens 1.134 Arbeiterinnen und Arbeiter und über 2.000 weitere wurden verletzt. Dieser Einsturz war der Unfall mit der bislang höchsten Todeszahl, der sich in einer Textilfabrik ereignet hat, und das Unglück wäre zumindest teilweise vermeidbar gewesen. Denn selbst als bereits Risse im Fundament des Gebäudes sichtbar waren, wurden die Arbeiterinnen angewiesen, am folgenden Tag zur Arbeit zu erscheinen.
Bis heute ist die überwiegende Mehrheit der Textilarbeiterinnen immer noch von den gleichen verschwiegenen CSR-Inspektoren abhängig, die das Rana-Plaza-Gebäude nur wenige Monate vor dem Einsturz besucht und den Bau als sicher eingestuft hatten: Das Gebäude sei »gut erhalten« und von »einwandfreier Bauqualität«.
Zurück nach London. Während einer Frage- und Antwortrunde wollte ich von einer Referentin wissen, ob sie glaubt, dass die gängige Einkaufspraxis der Modekonzerne – wie etwa die Preise, die sie den Fabrikchefs anbieten, oder die engen Fristen, mit denen sie ihre Bestellungen versehen – Verstöße innerhalb ihrer eigenen Lieferketten noch weiter forcierten. Die Antwort auf meine Frage bekam ich von einem der Vizepräsidenten der NGO Elevate, der im Anschluss an die Diskussionsrunde auf mich zukam, um mich wegen meiner vermeintlich fehlgeleiteten Frage zurechtzuweisen. Da ich auf die Mitverantwortung der Unternehmen angespielt hatte, so sagte er, würde ich indirekt den Fabrikbesitzern in die Hände spielen, da diese sich somit hinter der Ausrede verstecken könnten, dass die »Billigpreise« letztlich an allem schuld seien.
Einen starken, wettbewerblichen Preisdruck würde es natürlich schon geben, wie er mir zusicherte. Dennoch seien kleine Gewinnmargen – und die Verstöße, die Kosteneinsparungen oft nach sich zögen – letztlich nur das Ergebnis ineffizienter Managementpraktiken. Er erklärte mir, dass sich die Fabrikbesitzer genau wie Kinder verhielten, die mit dem Finger immer auf andere zeigten, wenn man sie bei Regelverstößen erwischte. Wenn die Einkaufspreise der Unternehmen tatsächlich so unverhältnismäßig niedrig seien wie sie behaupteten, dann sollten sie das entweder erst einmal »statistisch« belegen oder aber aufhören, Aufträge anzunehmen, die für sie nicht profitabel seien.
»Jedes Vorhaben, dass die Macht der Konzerne als Lösung und nicht als Problem betrachtet, nimmt Arbeiterinnen die Möglichkeit, für bessere Arbeitsplätze, ein besseres Leben und eine bessere Zukunft für ihre Kinder zu kämpfen.«
Viele der Arbeiterinnen, mit denen ich in Vietnam gesprochen habe, waren allerdings nicht in kleinen Fabriken beschäftigt, die von unprofessionellen »Einheimischen« betrieben wurden. Ihre Arbeitgeber waren vielmehr hocheffiziente Textilkonglomerate und die dortigen Zustände schienen in keiner Weise milder zu sein als in den kleineren Fabriken – angefangen bei extremem Arbeitsdruck bis hin zu den Niedrigstlöhnen, dem Lohndiebstahl, den erzwungenen Überstunden und den Erniedrigungen, die sie erdulden mussten.
In einer Fabrik, die von der Pou Chen Gruppe – einem multinationalen taiwanesischen Konzern, der von der FLA für seine Transparenz und sein Beschwerdeverfahren ausgezeichnet wurde – waren die Managerinnen sogar so professionell, dass sie Lohnstrafen in ihr Firmenhandbuch aufnahmen. Dort waren etwa Strafen fürs Sitzen, für Herstellungsfehler und sogar für das »Erfinden nicht wahrheitsgemäßer Geschichten oder das Streuen von Gerüchten, die der Ordnung oder dem Ruf des Unternehmens schaden könnten« vorgesehen.
Pou Chen ist dabei keine Ausnahme. Etwa zu der Zeit, in der ich gerade in Vietnam war, hat das Workers Right Consortium (WRC) ähnlich missbräuchliche Bedingungen und Regeln – darunter auch das Verbot zu gähnen – in einer Produktionsanlage der südkoreanischen Firma Hansae vorgefunden. Hansae beliefert unter anderem auch Nike und wird durch die FLA überwacht. Die Arbeiterinnen hier berichteten, dass die überhitzen Temperaturen, die unmenschlichen Strategien des Managements und die erzwungenen Überstunden immer wieder dazu führten, dass einige von ihnen während der Arbeit vor Erschöpfung zusammenbrachen – und, sobald sie wieder zu sich kamen, zurück an die Arbeit geschickt wurden.
Was uns diese Geschichten zeigen, ist, dass wir die Verantwortung – ganz im Gegensatz zu der Belehrung, die ich in London erhalten habe – bei den Modekonzernen einfordern müssen. Die Ergebnisse einer umfangreichen Studie zu Lieferketten, die die International Labour Organization (ILO) 2017 veröffentlichte, bestätigt das. Sie belegt, dass Textileinkäufer einen extremen Preisdruck auf ihre Lieferanten ausüben – mehr noch als in anderen Branchen. Über die Hälfte der befragten Bekleidungshersteller gab an, Aufträge angenommen zu haben, bei denen die Einkaufspreise die Produktionskosten unterschritten hätten. Und eine Studie des Politikwissenschaftlers Mark Anner zeigt auf, dass die Einkaufspreise seit dem Rana-Plaza-Unglück um 13 Prozent abgenommen haben und dass die Lieferzeiten noch weiter verkürzt wurden. Das Ergebnis: die Reallöhne fallen, die Überstunden nehmen zu, die Gewerkschaftsdichte stagniert.
Einige Verfechter der CSR argumentieren, dass »es immerhin besser sei als nichts«, und dass CSR letztlich die gleichen Ziele verfolge wie Gewerkschaften oder Gruppen wie die Students Against Sweatshops und andere Kritikerinnen der CSR. Doch jedes Vorhaben, dass die Macht der Konzerne als Lösung und nicht als Problem betrachtet und zudem vorgibt, dass die obszönen Profite der Modeunternehmen in keinem Zusammenhang mit Niedrigstlöhnen und der Repression von Gewerkschaften stehen, nimmt Arbeiterinnen die Möglichkeit, für bessere Arbeitsplätze, ein besseres Leben und eine bessere Zukunft für ihre Kinder zu kämpfen.
In der Rhetorik der CSR ist oft vom »Geben« die Rede. Arbeitnehmerrechte fangen dort an »wo man Menschen ihre Würde zurückgibt«, sagte der Geschäftsführer der FLA in seinem TED Talk. Wenn wir Mädchen zu Jungunternehmerinnen machen, »geben« wir ihnen einen Ausweg aus der Armut, behaupten die Modekonzerne. Aber paternalistische Charity-Projekte und oberflächliche, individualisierte Empowerment-Versprechen werden Arbeiterinnen keine menschenwürdigen Arbeitsplätze oder sichere Kinderbetreuung verschaffen und sie werden ihren Kindern auch nicht aus der Armut helfen.
All das wird ihnen verwehrt bleiben, solange sie nicht die Freiheit haben, sich kollektiv gegen diejenigen zu wehren, die sie ausbeuten – die von ihnen nehmen. Wenn das Freiwilligkeitsprinzip der CSR – mit all seinen Ressourcen, seiner Macht, seiner jahrzehntelangen Erfahrung – tatsächlich etwas bewegen könnte, dann hätte es das bereits getan. Arbeiterinnen brauchen Rechte, keine Ausreden.
Maria Hengeveld forscht und schreibt über Gender, Globalisierung und Menschenrechte. Sie ist Doktorandin an der University of Cambridge und publiziert bei »Africa is a Country«.
Maria Hengeveld forscht und schreibt über Gender, Globalisierung und Menschenrechte. Sie ist Doktorandin an der University of Cambridge und publiziert bei »Africa is a Country«.