08. Dezember 2022
Japans Rechte nutzt das Andenken an den ermordeten Premier Shinzō Abe, um ihre Macht zu festigen.
Moons Kirche ist womöglich am besten für Massenhochzeiten bekannt, bei denen Paare, die sich bis dahin nicht kannten, in großen Zeremonien geehelicht werden.
Als ein Attentäter den ehemaligen japanischen Premierminister Shinzō Abe am 8. Juli, zwei Tage vor der Oberhauswahl, auf einer Wahlkampfveranstaltung in Nara erschoss, gingen die Schockwellen schnell um die Welt. Nach einer privaten Trauerfeier kündigte der amtierende Premierminister Fumio Kishida für den 27. September ein Staatsbegräbnis für Abe an. Damit zeige Japan, dass es sich »dem Terrorismus nicht beuge«, betonte Kishida. Gleichzeitig wolle man Abes langjähriges Wirken als Premierminister in den Jahren 2006/07 und 2012–20 würdigen. Seit den 1960er Jahren wurde keinem ehemaligen Premierminister derart die Ehre erwiesen.
Einige zogen düstere Parallelen zu versuchten oder gelungenen Attentaten, die im Japan der Vorkriegszeit auf amtierende und ehemalige Premierminister verübt wurden, wie etwa 1921 auf Takashi Hara, 1930 auf Osachi Hamaguchi, 1932 auf Tsuyoshi Inukai und Makoto Saitō und 1936 auf Korekiyo Takahashi. Andere fühlten sich an eine noch finsterere Episode der japanischen Geschichte zurückerinnert, nämlich den Giftgasanschlag in der Tokioter U-Bahn, den die Aum-Sekte im März 1995 verübte. Deren führende Mitglieder wurden im Anschluss verhaftet, verurteilt und hingerichtet. Steht das Japan des 21. Jahrhunderts kurz davor, wieder aus den Fugen zu geraten?
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Gavan McCormack ist emeritierter Professor an der Australian National University und Herausgeber der Zeitschrift »Japan Focus«.