06. August 2020
Design Thinking soll Unternehmen innovativer machen. Zunehmend wird die Methode auch auf politische Themen angewandt – und führt dort zu seltsamen Vorstellungen.
Design Thinking-Workshop
Eine Gruppe Angestellter eines größeren Unternehmens steht um Stehtische herum. Gleich werden sie Ideen haben. Das ist garantiert. Schließlich befinden sie sich in einem Design Thinking-Workshop. Design Thinking ist eine Methode, die Kleingruppen zur Zusammenarbeit anleitet, um Lösungsideen für Probleme zu entwickeln. Probleme jeder Art erscheinen dabei als Folge mangelnder Kreativität und Innovationskraft. Sie sind niemals struktureller Natur. Das gesellschaftlich Vorstellbare schrumpft so auf die Horizonte der Produktentwicklung und des Marketings zusammen.
Ursprünglich ist Design Thinking als Innovationsmethode oder Problemlösungskonzept im Umfeld der global agierenden Beratungsfirma IDEO entstanden. Seit 2005 wird es an sogenannten d.schools in Stanford, Potsdam (seit 2007) und Cape Town (seit 2016) als Zusatzausbildung für junge Studienabsolventinnen angeboten. Dort werden sie zu kreativem Denken erzogen und tragen als Innovationsberaterinnen ein Mindset in die Welt, das keine Probleme, sondern nur Herausforderungen und schnelle Lösungen kennt. Design Thinking boomt als Workshopformat und Beratungsdienstleistung, von dem sich Unternehmen eine gesteigerte Innovationskraft ihrer Angestellten erhoffen. Doch zunehmend wird das Konzept auch außerhalb der Wirtschaft angewandt und dringt in die Politik vor. Dort verspricht es politisches Engagement, das Spaß macht, mühelos ist und Dinge verändert, statt sich mit zähen Auseinandersetzungen aufzuhalten.
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