22. März 2024
Damit könnte auch der Sparzwang in Europa kippen.
»Ungeachtet des geopolitischen Wettrennens mit den USA und China feierte die deutsche Austeritätspolitik vergangenes Jahr scheinbar fröhliche Urständ.«
»Jetzt auf einmal wird in Europa Deutsch gesprochen«, verkündete der damalige Unions-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder stolzgeschwellt auf dem CDU-Parteitag 2011. In den Monaten davor hatte die deutsche Bundesregierung die Eurokrise erst eskalieren lassen, dann solidarische Maßnahmen wie gemeinsame Staatsanleihen (Eurobonds) blockiert und letztlich Europa einen wirtschaftlich und sozial fatalen Sparkurs auferlegt.
Dass die Wirtschaft in Südeuropa krisen- und austeritätsbedingt einbrach, während die deutsche Exportindustrie florierte, schien die Fans des deutschen Austeritätskurses in Europa nur zu bestätigen: Am deutschen Wesen sollte die Welt genesen.
Inzwischen dürfte der stolzgeschwellten Brust weitgehend die Luft
entwichen sein. Im vergangenen Jahr rutschte die deutsche Wirtschaft in eine
Rezession ab. Die Auftragslage der deutschen Industrie bessert sich nicht –
eher im Gegenteil. Nach Argentinien hat Deutschland die
schwächsten Wachstumsaussichten aller OECD-Länder. Ökonomische Verschiebungen und geopolitische Erschütterungen könnten nun auch
das System der Austerität ins Wanken bringen.
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Etienne Schneider ist Postdoc am Institut für Internationale Entwicklung der Uni Wien. Sein jüngstes Buch ist Neue deutsche Europapolitik (Campus, 2023).