09. Januar 2023
Die Diskussion um die Berliner Silvesternacht ist eine Moralpanik, die den nüchternen Blick auf die Ereignisse verstellt. Randale von Jugendlichen sind kein ethnisches und auch kein neues Phänomen. Es gibt sie schon so lange wie die politische Panik, die um sie geschürt wird.
Die Dynamik der Berliner Silvesternacht lässt sich auch bei Volksfesten und Fußballspielen beobachten.
IMAGO / Marius SchwarzIn der Silvesternacht wurden in mehreren deutschen Städten Polizeikräfte und Feuerwehrleute im Einsatz angegriffen, unter anderem mit Böllern und Raketen. Besonders heftige Attacken fanden in Berlin, unter anderem im Stadtteil Neukölln, statt, wo stellenweise Barrikaden errichtet und Mülltonnen in Brand gesetzt wurden. Während zunächst von 159, dann von 145 Festgenommenen die Rede war, revidierte die Polizei diese Zahlen mittlerweile und sprach von nur noch 38 Verdächtigen, fast ausschließlich Männer, mehrheitlich Deutsche, viele von ihnen minderjährig.
Nicht zuletzt weil Berlin im Wahlkampf ist, nutzen Konservative wie Friedrich Merz und Markus Söder, wie auch Innenministerin und mutmaßliche Spitzenkandidatin der Hessen-SPD Nancy Faeser, die Gunst der Stunde für eine bewährte Doppelstrategie: Soziale Probleme werden ethnisiert und symbolpolitisch an Law-and-Order-Appelle gekoppelt. »Wir haben in deutschen Großstädten ein Problem mit bestimmten jungen Männern mit Migrationshintergrund, die unseren Staat verachten«, gab Faeser zu Protokoll; fast wortgleich kommentierte Merz: »Chaoten, viele davon mit Migrationshintergrund, fordern mit ihrer Randale den Staat heraus, den sie verachten«.
Während der SPD-Bundestagsabgeordnete für Neukölln, Hakan Demir, differenzierter reagierte, ethnische Zuschreibungen zurückwies und die sozialen Probleme seines Wahlkreises in den Vordergrund stellte, griffen die Rechtsausleger der Berliner Politik zu den altbewährten Hundepfeifen. Neuköllner Ex-Bürgermeister Heinz Buschkowsky und Ex-Abgeordneter Fritz Felgentreu von der SPD oder die FDP-nahe Medienpersönlichkeit Ahmad Mansour legten eine gleichermaßen ethnisch-kulturalisierte, stellenweise unverblümt rassistische Deutung der Ereignisse vor. Eine »Unterschicht, die ethnisch und religiös überformt ist« (Felgentreu), »Parallelgesellschaften« und die islamische Kultur der Angreifer vom »Phänotypus: westasiatisch, dunklerer Hauttyp« (CDU-Abgeordneter de Vries) oder die Tatenlosigkeit der »Kuscheljustiz« angesichts von »Anarchie und Pöbel« (Buschkowsky) seien verantwortlich für die Ereignisse.
Ein nüchternerer Blick offenbart, wie falsch eine solche kulturalisierte Deutung ist. Denn obwohl sich die Silvesterrandale exzellent für eine mediale Dramatisierung als Ausnahmeereignis eignen – Funken sprühen, Einsatzwagen rasen heran, Männer mit Kapuzen rennen durch die Nacht –, ähnelte ihre Dynamik einem Muster, das Gewaltforscherinnen und Gewaltforscher schon seit Jahrzehnten in unzähligen Kontexten beobachten.
Dieses Muster basiert auf spontan formierten Gruppen, die bewegliche und rein symbolisch relevante Territorien verteidigen. Es kommt zu dem, was der Soziologe Randall Collins als »rhythmische Synchronisierung« beschreibt: In einem Katz-und-Maus-Spiel aus Vorpreschen und Wegrennen, koordinierter Attacke und schnellem Entkommen entspinnt sich eine Dynamik, die an die Lust am Spielerischen appelliert, irgendwo zwischen Völkerball, Massenschlägerei und Gefechtsübung mit mittelscharfer Munition. All das führt zu einem Gefühl von Flow und momentaner Vereinigung, das durch Alkohol und Speed verstärkt wird, seine eigentliche berauschende Wirkung aber aus einer Situation bezieht, in der bestimmte (wenn auch bei weitem nicht alle) Alltagsnormen außer Kraft gesetzt sind: Man kann plötzlich auf der Fahrbahn laufen, Fremde agieren zusammen, Uniformierte sind überfordert, Autoritäten verlieren die Kontrolle und das Viertel gehört jenen, die als hier Aufgewachsene Heimvorteil genießen. Mutproben, Angeberei, und männliche Dominanzgesten eskalieren die Situation weiter, man schafft Heldengeschichten für die Tage danach.
Dabei geht es um die Blicke der Anwesenden, aber natürlich ebenso um die Produktion von Bildern. Handyvideos werden zu Youtube-Hits und auch die klassischen Medien kennen die Aufmerksamkeitsökonomie gut genug, um ihr Publikum mit Riot Porn zu versorgen, der verlässlich hohe Klickzahlen liefert. Umstehende und Medienkonsumenten sind so ein integraler Bestandteil der Gewaltdynamik.
Entscheidend ist dabei, dass sich dasselbe Muster in einer Vielzahl von Kontexten wiederfindet, von Hooligan-Zusammenstößen nach Fußballspielen über Straßenschlachten im Kontext von Demonstrationen wie dem 1. Mai, bis zu Hetzjagden mit der Polizei wie bei den rechtsradikalen Ausschreitungen in Chemnitz oder Heidenau. Blickt man mit etwas weiterem Objektiv auf die Situation der Silvesternacht, wird klar, dass es sich hierbei weder um ein ethnisches oder »kulturelles« Phänomen islamisch geprägter Migrantenkinder handelt, noch um eines, das für Berlin spezifisch wäre oder das durch nationale Abschottung fernzuhalten wäre.
Wie der Jugendforscher Menno Baumann in einem lesenswerten Twitter-Thread ausgiebig belegt, sind weder ein muslimischer Hintergrund, noch die ethnische Heterogenität von Nachbarschaften mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Jugendgewalt assoziiert. In Los Angeles etwa waren es katholisch geprägte Latinos, die sich in der Vergangenheit ähnliche Schlachten mit der Polizei lieferten, in Sachsen sind es atheistische Nazis. In derselben Silvesternacht, in der in Berlin gezündelt wurde, randalierten nach Polizeiberichten auch im sächsischen Borna an die 200 Unbekannte und griffen anrückende Polizisten an, Anwohnerinnen und Anwohner berichteten von »Sieg Heil«-Rufen. Zeitgleich kam es im bayerischen Örtchen Ostheim vor der Rhön zu einem Großeinsatz, weil Jugendliche aus einer Party mit mehr als 300 Gästen heraus Einsatzkräfte mit Flaschen und Böllern attackierten.
Tatsächlich findet sich die Schilderung einer urdeutschen Krawallnacht schon in Richard Wagners Oper Die Meistersinger, die Ijoma Mangold wie folgt nacherzählt:
»Es ist Nacht, der Johannistag steht bevor, der Lenz und alle Säfte schießen ins Blut, die Bürger von Nürnberg sind entsprechend druff, [...] die Nerven liegen blank. Es kommt zu einer allgemeinen Prügelei, bei der kein Auge trocken bleibt; so schnell also kann aus dem putzigen Volk eine wütende Meute werden. Am nächsten Tag philosophiert Hans Sachs […]: ›Wahn, Wahn, überall Wahn‹.«
So sehr es wahlkämpfenden Konservativen in den Kram passt: die Brutalität einzelner Berliner am Rande der Silvesterfeierlichkeiten haben mit dem Islam, der Migrationspolitik oder dem Verfall der Sitten im linken Großstadtmoloch nichts zu tun. Unabhängig von Tätern und Zielen ist die Choreografie des Randalierens in Gruppen in verschiedensten Kontexten die gleiche.
Selbst der schockierendste Aspekt der Berliner Ereignisse, die Angriffe auf Krankenwagen und Sanitätskräfte, reihen sich in einen Trend ein, der in ganz Deutschland beobachtet wird. Ebensowenig wie um ein ethnisches Phänomen handelt es sich umgekehrt um den Keim einer sozialen Revolte. Die Polizei wurde hier mit demselben politischen Tiefgang angegriffen, mit dem eine Klasse ihre Lehrerin mobbt. Mit den Gruppen junger Männer, die hier den Kipppunkt zum Angriff überschritten, möchte man als Außenstehender genauso wenig allein gelassen werden, wie mit einem zugekoksten Junggesellenabschied in der Dorfdisco.
Gerade weil das Phänomen selbst also eher banal ist, sind vor allem die Reaktionen auf die Silvesternacht politisch aufschlussreich. Es handelt sich hier um ein Musterbeispiel einer Moralpanik, in der der eigentümliche Übergangszustand der deutschen Einwanderungsgesellschaft durchscheint. Moralpanik nennt man, in Anschluss an den südafrikanischen Kriminologen Stanley Cohen, eine politisch-mediale Aufschaukelung, die eigentlich eher begrenzte Einzelereignisse zu umfassenden Bedrohungen für Ordnung und Werte der Gesellschaft hochstilisiert.
In den beiden Deutschlands waren dies Mitte des 20. Jahrhunderts etwa die Krawalle der »Halbstarken«, einer losen Subkultur der Arbeiterjugend, die amerikanische Popmusik hörte, gelegentlich Tanzlokale kurz und klein schlug und die Polizei provozierte. In den 1950er Jahren erklärte sich die Vorsitzende des bundesdeutschen Jugendrings Zürndorff die Gewalt der Halbstarken durch eine » falsch verstandene Gleichberechtigung der Frau«. »Die Mutter ist ein zwischen Beruf und Haushalt hin- und hergehetztes Wesen geworden, statt der Mittelpunkt eines Zuhauses zu sein, dessen Ordnung das Rückgrat für das Leben draußen stärkt«, so Zürndorff. In Moralpaniken spiegelt die Mehrheitsgesellschaft in einem Negativbild ihr eigenes Selbstideal.
Nicht zufällig rekrutieren sich die Charaktere dieser Selbstbespiegelung häufig von den Rändern der Gesellschaft, insbesondere aus den Reihen fehlangepasster proletarischer Jugendlicher. So auch in der Moralpanik um die Prügeleien der Cliquen von »Mods« und »Rockern« im Großbritannien der 1960er Jahren oder der US-amerikanischen »satanic panic« der 1990er, die sich um die größtenteils erfundenen Gewalttaten »satanistischer« Jugendlicher entzündete.
Auch in der Diskussion um die Silvesterepisode spielen nun Menschen die Hauptrolle, die den direkten Gegenentwurf zum Selbstbild bundesrepublikanischer Kleinstädte und Vororte abgeben: junge (post)migrantische Männer aus armen Großstadtvierteln. Ihre Randständigkeit, ihre Besetzung mit angstvoller Faszination bei gleichzeitiger Unkenntnis ihrer Lebensrealität macht es dem Diskurs leichter, sie zu ultimativen Bösewichten zu überzeichnen: Aus planlosen Mackern mit Leuchtraketen werden so organisierte Banden, Gegner unserer Werte, Verächter des Staates.
Gerade weil die »Herr im Haus«-Rhetorik rechter CDUler der Realität schon lange nicht mehr standhält, Deutschland längst eine ethnisch heterogene postmigrantische Gesellschaft mit vergleichsweise liberalen Einwanderungsgesetzen geworden ist, die in den nächsten Jahren weitere Millionen Arbeitsmigrantinnen und -migranten aufnehmen wird, um dem demografischen Wandel zu begegnen, können wir uns wohl auf eine Reihe weiterer ethnisierter Moralpaniken in der nahen Zukunft einstellen. Angesichts des zunehmenden Zerfalls religiöser und regionaler Milieuverankerungen auf der rechten Mitte stellen die medial geschürten Ängste migrationsferner Schichten eine wichtige Basis konservativer Hyperpolitik dar – vom rechtsradikalen Rand ganz zu schweigen. Zugleich wird die Integration von Millionen Neuankömmlingen zweifellos nicht ohne Konflikte und Reibungspunkte vonstatten gehen. Die Angst vor dem Zuwachs von Kriminalität und Gewalt durch Migration wird in dieser Konstellation ein zentrales Einfallstor für rechte Ansprachen sein - und zwar auch bei Bürgerinnen und Bürgern, die selbst einen Migrationshintergrund haben.
Die linke Antwort auf diese Angst muss verdeutlichen, dass nicht Migration Gewalttaten verursacht, sondern Armut, und dass man letztere bekämpfen muss, wenn man Gewalt bekämpfen will. Die Kriminalität lag in Berlin 2021 auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung und auch die Rate der Körperverletzungsdelikte sinkt seit einem Jahrzehnt. Zugleich zeigt ein Blick auf den Kriminalitätsatlas der Berliner Polizei, dass Gewalt-Hotspots außerhalb des Stadtzentrums deckungsgleich mit jenen Kiezen sind, in denen die Armut am größten ist – und zwar ganz unabhängig von ihrer ethnischen Zusammensetzung.
Ob in Marzahn, Spandau, Lichtenberg oder Neukölln: Beengte Wohnverhältnisse, eingeschränkte finanzielle Mittel und Bildungsperspektiven, überarbeitete Eltern, überforderte Schulen und fehlende institutionelle Unterstützungen, die für die obere Mittelschicht selbstverständlich sind, befördern Frustration und Orientierungslosigkeit, die in bestimmten Situationen Gewalt begünstigen können. Die Soziologin Talja Blokland und ihre Kollegen haben gezeigt, dass sich in Berlin die Praxen von Kinderpsychologen in wohlhabenderen Vierteln häufen, nicht dort, wo sie angesichts der sozialen Belastungen junger Menschen am dringendsten gebraucht würden.
Solange man nicht zu schnell von Kontext auf Taten schließt und so ganze Stadtteile in Kollektivhaft nimmt, ist dies auch für die Ereignisse der Silvesternacht aufschlussreich. Denn auch wenn für Gewaltausbrüche in erster Linie die situative Dynamik entscheidend ist (dieselben Personen würden in anderen Settings nicht so agieren), eskaliert eine Gewaltsituation nur dann, wenn es ausreichend Personen gibt, die bereit sind, die instinktive Schranke zu überschreiten, die andere daran hindert, Menschen zu verletzen. In Randall Collins' Worten braucht es Akteure mit »Gewaltkompetenz«. Polizisten und Soldaten erlernen diese in der Grundausbildung (im Idealfall zusammen mit umso größerer Selbstkontrolle), in der Zivilbevölkerung ist diese Kompetenz dagegen sehr ungleich verteilt.
Es sind vor allem junge Männer, die bei fast jeder Form von Gewaltausübung deutlich überrepräsentiert sind. Überbleibsel patriarchaler Rollensets sorgen dafür, dass Männern Aggression verziehen oder gar anerzogen wird, ob in Familien und Klassenzimmern oder an Straßenecken und Stadions. Physische Dominanz bleibt vor allem für jene ein Ventil, deren Streben nach Status durch gesellschaftlich anerkannte Kanäle unsicher bleibt, frustriert wurde oder gar nicht erst möglich erscheint. In armen Vierteln finden sich vergleichsweise viele junge Männer in diesen Lagen wieder. In bestimmten, zahlenmäßig eher kleinen Kreisen entwickelt sich so ein sozialer Code, in dem man sich mit der Fähigkeit zur gewalttätigen Grenzüberschreitungen, vor allem als Drohgebärde gegen andere, Respekt verschafft. Die Ballung beschränkter Lebenschancen in bestimmten Stadtteilen wird so zum Nährboden für Gewalt.
Linke Politik muss diese Brutalisierung – und die Alltagsgewalt, der Arme auch ausgesetzt bleiben, wenn die Journalisten zum nächsten Thema weiterziehen – an ihren sozialen Wurzeln bekämpfen und sie dafür vom Deckmantel der Ethnisierung und Kulturalisierung befreien. Gerade in den Vierteln mit den größten Bedarfen sind die kommunalen Mittel oft klamm. Gerade hier gilt es, Strukturen der Solidarität auszubauen. Öffentliche Jobs zu guten Konditionen, Bildungs-, Freizeit- und (auch psychosoziale) Gesundheitsangebote, besser finanzierte Schulen, unbürokratische Hilfe vom Amt statt Gängelung, Sozialarbeit und ja, auch Formen des Community Policing mit direkter, sozial sensibilisierter Ansprache können die Gewalt verringern, der arme Menschen überproportional ausgesetzt sind.
Um ein derartiges Programm der Gewaltprävention im umfassenden Sinne zu realisieren, ist es wichtig, auch angesichts von Moralpaniken einen kühlen Kopf zu bewahren und sich nicht von Bestrafungsfantasien verführen zu lassen. Denn nur allzu leicht verlieren selbst kluge Beobachterinnen und Beobachter im Eifer des Gefechts jeden Sinn für den Maßstab. Im jetzigen Fall war dies etwa der Publizist und Herausgeber der Blätter für deutsche und internationale Politik, Albrecht von Lucke, dem ein seltsam autoritärer Kategorienfehler unterlief, als er unisono mit der Law-and-Order-Fraktion der CDU die Silvesternacht als »Angriff auf die Demokratie« beschrie, im Zuge derer der Staat seine »Autorität« und sein Gewaltmonopol zu verlieren drohe.
Abgesehen davon, dass die Macht einiger Randalierer natürlich keineswegs an die in den letzten Jahrzehnten robust aufgerüsteten Sicherheitsapparate heranreicht, ist es geradezu fatal, das demokratische Prinzip der Selbstregierung unter Gleichen mit der intakten Autorität von Vollstreckungsinstanzen zu verwechseln. Das Gewaltmonopol ist keine Eigenschaft der Demokratie, sondern Grundlage jeder modernen Staatlichkeit. Auch Putin sorgt sich um den Respekt vor seiner Polizei. Was demokratische Gesellschaften im Besonderen charakterisiert, ist ihr egalitärer Impuls, das Verhältnis von Staat und Bürgerinnen und Bürgern zu zivilisieren und dessen hierarchische Elemente zu relativieren. Demokratien beschränken den Dominanzanspruch von Zwangsinstitutionen wie der Polizei auf zeitlich und rechtlich umgrenzte Funktionsrollen, die für Kritik und Kontrolle offen sind und ihre Legitimität von den Mitbürgerinnen und Mitbürgern erhalten, statt die Staatsgewalt und ihre Träger mit dem ersatzpatriarchalen Schleier der »Autorität« zu ummanteln.
Es ist ein dauerhaftes Projekt konservativer Politik, die strafende Hand des Staates charismatisch aufzuladen – und zwar weil das Prinzip der Ordnung durch Unterwerfung unter Hierarchien den Kern ihrer anti-egalitären Vision für die ganze Gesellschaft ausmacht. Progressive Demokratinnen und Demokraten sollten sich von der Law-and-Order-Theatralik des strengen Vaters fernhalten und die Zähmung der Staatsgewalt weiter vertiefen, gerade auch angesichts unvermeidlich wiederkehrender Moralpaniken wie der jetzigen.
Linus Westheuser ist Contributing Editor bei Jacobin und forscht an der Humboldt-Universität Berlin zur politischen Soziologie der Ungleichheit. @Bluesky