10. Mai 2021
Heute vor 40 Jahren wurde François Mitterrand zum französischen Präsidenten gewählt. Sein Reformprogramm sollte den Grundstein des französischen Sozialismus legen. Es endete in einem totalen Fiasko.
François Mitterrand, 7. Mai 1988.
Als der Anführer der Sozialistischen Partei (PS) François Mitterrand als erster Präsident der Linken seit Beginn der Fünften Republik ins Präsidentenamt gewählt wurde, weckte er große Hoffnungen. In der Nacht des 10. Mai 1981, als die Endergebnisse der Wahlurnen bekannt gegeben wurden, brachen auf den Straßen Frankreichs spontane Feierlichkeiten aus. In Paris versammelten sich Zehntausende am Place de la Bastille, wo sie bis in die Morgenstunden sangen und tanzten.
Fünf Wochen später untermauerte die Linke den Erfolg Mitterrands und gewann die Mehrheit der Sitze in der Nationalversammlung. Damit waren die Weichen für eine Regierung gestellt, die zum ersten Mal seit 1947 auch aus Kommunisten bestand.
Angesichts der letzten drei Jahrzehnte ist schwer vorstellbar, wie bedeutend der schwindelerregende Aufstieg der Linken in die nationalen Ämter damals gewesen ist. Doch ein Jahrzehnt nach den frustrierten Hoffnungen des Mai 1968 und den Jahren unter der rechten Regierung der fünften Republik, fühlte sich Mitterrands Aufstieg an wie ein radikaler Bruch mit dem Kapitalismus. Mitterrands Agenda, die berühmten »110 Vorschläge für Frankreich«, war ein ambitioniertes Programm, das den »französischen Weg zum Sozialismus« eröffnen sollte.
Jonah Birch ist Visiting Assistant Professor für Soziologie an der Appalachian State University und Redakteur bei Jacobin.