27. April 2020
Neuerdings wird das Konzept der »emotionalen Arbeit« benutzt, um das Verhalten von Freundinnen und der Familie zu bewerten. Das bringt uns der Befreiung keinen Schritt näher. Stattdessen muss es wieder um die Bedingungen von Arbeiterinnen gehen.
Das zentrale Beispiel in Hochschilds Buch ist das einer Flugbegleiterin, ein extrem feminisierter Beruf, in dem von den Angestellten stets erwartet wird, ruhig, zugewandt und freundlich zu bleiben.
Emotionale Arbeit ist ein verwirrender Begriff. Es gibt ihn seit über dreißig Jahren. In letzter Zeit taucht er überall auf, wird jedoch oft falsch verwendet. Heute wird das Konzept meist auf Frauen bezogen, die sich um anderer Leute Emotionen kümmern – vor allem die ihrer Ehemänner oder Partner –, die den Haushalt erledigen oder die Männern und weißen Menschen das Patriarchat oder Rassismus erklären.
In einem Blogeintrag auf The Toast nennt Jess Zimmermann sarkastisch Beispiele für emotionale Arbeit und führt entsprechend Kosten auf: »So tun, als fände man dich faszinierend: 100$. Dein Ego streicheln, damit Du Dich nicht aufregst: 150$. Doof grinsen, während Du eine schlechtere Version meiner Witze erzählst: 200$. Dir die simpelsten Grundlagen des Feminismus erklären als wärst Du fünf Jahre alt: 300$.«
Tatsächlich zirkulierte in den sozialen Medien kürzlich eine richtige »Rechnung für emotionale Arbeit«, auf der ähnliches aufgelistet wird wie in Zimmermanns Artikel: Sich um die Gefühle anderer Leute kümmern (gemeint sind meist heterosexuelle, weiße Männer) und Rassismus und systematische Unterdrückung erklären.
Unter dem ursprünglichen Begriff der »Emotionsarbeit« wurde jedoch etwas anderes verstanden. Geprägt hat ihn 1983 die Soziologin Arlie Hochschild, die ihn verwendete, um zu beschreiben, wie Arbeiterinnen während der Arbeit ihre Emotionen kontrollieren müssen, und in welchen Berufen ein solches Verhalten von Arbeiterinnen erwartet wird. Zentrales Beispiel in Hochschilds Buch Das gekaufte Herz von 1979 ist das einer Flugbegleiterin, ein extrem feminisierter Beruf, in dem von den Angestellten stets erwartet wird, ruhig, zugewandt und freundlich zu bleiben.
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Erica West lebt in Oakland.