15.04.2022
Der Krieg in der Ukraine hat große Teile der Landwirtschaft lahmgelegt. Das kann weit über Europa hinaus verheerende Folgen haben.
Von Jonas Junack
»Ich wurde angewiesen, die ukrainische Armee zu versorgen. Aber die Lage ist schrecklich. Die Hälfte meiner Mitarbeiter sitzt im Keller. Es ist schwierig, LKWs und Fahrer zu finden, überall blockieren Posten den Weg.« An eine gewöhnliche Aussaat sei während des Krieges nicht zu denken, sagt Alex Lissitsa, CEO des ukrainischen Landwirtschaftsunternehmens IMC. Er gehe davon aus, dass es zu einer Hungersnot kommen werde.
Dabei gehören die ukrainischen Böden zu den fruchtbarsten des Planeten. Die Halme vieler Getreidesorten profitieren von den nährstoffreichen Sedimenten der Region. 11,5 Prozent der weltweiten Weizenproduktion gingen 2021 auf die Kappe des Schwarzmeerstaates. Doch wo sonst im Juli das Röhren der Mähdrescher ertönt, reißen heute russische Panzer die ukrainische Schwarzerde auf.
Seit Wladimir Putin 2014 die Krim annektierte und Separatisten im Donbass zu unterstützen begann, wird um das Staatsgebiet der Ukraine Krieg geführt. Zur gleichen Zeit findet ein weniger sichtbares Ringen um die ukrainischen Böden statt. Der Ökonom Frédéric Mousseau befindet, dass der Kampf um die Kontrolle des ukrainischen Landwirtschaftssektors »ein ausschlaggebender Faktor im größten Ost-West-Konflikt seit dem Kalten Krieg« sei.
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