20. Juni 2024
Die Mächtigen in Hollywood versprechen eine »Demokratisierung des Storytellings« durch KI. In Wahrheit träumen sie aber davon, ihre lästigen Arbeitskräfte loszuwerden.
»Hey, ich möchte einen Film mit meinem fotorealistischen Avatar und dem fotorealistischen Avatar von Marilyn Monroe in der Hauptrolle. Ich möchte, dass es eine Liebeskomödie ist, denn ich hatte einen harten Tag.«
Während die meisten Leute, die ich kenne, einen guten Teil ihres letzten Thanksgiving-Dinners damit verbrachten, mit unerträglichen Familienangehörigen zurechtzukommen, widmete ich etwa genauso viel Zeit dem Versuch, die drohende Gefahr von KI-generiertem Kino und Fernsehen zu erklären.
Ein Schwager konnte einfach nicht nachvollziehen, warum ich so besorgt war. Er beharrte darauf, seine Lieblings-Reality-TV-Show sei in ihren Einzelheiten »so echt«, dass ein Computer so etwas unmöglich erzeugen könne. Dann fuhr er damit fort, eine Szene aus dieser Sendung mit all ihren überraschenden Besonderheiten zu beschreiben. Sein Sohn, ein cleverer Zwanzigjähriger mit einem fundierten Verständnis vom Potenzial von KI, sagte gleichmütig: »Aber das wird sie einfach simulieren, und du wirst den Unterschied nicht merken.«
Das ist das Spektrum von Reaktionen, die im Umgang mit unserer schnell herannahenden Mediendystopie zu erwarten sind: auf der einen Seite die blanke Ablehnung der Vorstellung, dass die Realität, die einem gefällt – selbst in einer weitgehend künstlichen und aufgesetzten Darstellungsform wie dem Reality-TV – von einem entsprechend programmierten Computer gefälscht werden kann, und auf der anderen Seite die fast genauso blanke Akzeptanz dessen, was wie eine ausgemachte Sache erscheint: Natürlich kann man das alles fälschen, na und?
Ich stehe in der Mitte. Ich habe keinen Zweifel daran, dass KI-generierte Filme uns in einigen Jahren eine überzeugende simulierte Realität vorgaukeln können werden – aber ich bin entsetzt über diese Aussicht. Das ist eine durchaus übliche Reaktion unter Kinoliebhaberinnen, die spätestens besorgt sind, seit Joe Russo von den Russo-Brüdern – dem Team aus Autor und Regisseur, das für Filme wie The Gray Man und die zwei letzten Avengers-Filme verantwortlich ist – euphorisch vom Potenzial der Technologie schwadronierte.
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Eileen Jones ist Filmkritikerin bei JACOBIN, Autorin von »Filmsuck, USA« und Moderatorin des Podcasts »Filmsuck«.