17. Dezember 2020
Die Corona-Pandemie hat der Kreuzfahrtindustrie das Wasser abgegraben. Jetzt werden in Italien Geflüchtete unter riskanten Bedingungen in ehemaligen Luxuskreuzern in »Quarantäne« gehalten.
In Italien wurden Luxuskreuzer in Quarantäneschiffe umfunktioniert (Symbolbild).
Wie baut man ein Gefängnis? Wir stellen uns gerne vor, wie Dinge von Grund auf neu gebaut werden: Stein auf Stein, etwas Mörtel dazu, zusammengesetzt von kleinen Computerspielfiguren oder aufgetürmt wie Lego-Bausteine. Unsere Vorstellungen von der Welt sind in vielen Dingen sehr simpel und verwoben mit spielerischen Bildern aus unserer Kindheit. Es mag sein, dass man so noch gebaut hat, als Kolonialherren ihre Außenposten errichteten. Aber die Welt von heute ist bereits viel zu dicht bebaut, weshalb moderne Kapitalisten lieber auf das zurückgreifen, was ohnehin schon herumliegt – etwa ein Kreuzfahrtschiff vor der Mittelmeerinsel Sizilien. Dieses wurde in ein Gefängnis umgewandelt, ein sogenanntes Quarantäneschiff, auf dem neu ankommende Migrantinnen und Migranten gewaltsam festgehalten werden. Es dürfte kaum etwas geben, dass die gegenwärtigen Transformationen des italienischen COVID-19-Kapitalismus prägnanter auf den Punkt bringt, als diese neue Art von Gefängnis.
Sicher, auch andere Länder haben ihre Wahrzeichen in der neuen Landschaft der Ansteckung: Man denke an die überfüllten Hotelzimmer für Obdachlose in New York oder die Lagerräume voll zurückgehaltener Nahrungsmittel in Zentralnigeria. Doch Widerstand blieb nicht aus. Es folgten mehrere Klagen, die vor US-Gerichten erhoben wurden, und die Plünderung von Lagerbeständen durch nigerianische Demonstrierende. Dennoch zeigt sich im sizilianischen Fall besonders deutlich, was in diesem surrealen Grenzmoment der Geschichte eigentlich vor sich geht. Wie reagiert der Kapitalismus und welche Formen des Widerstands erleben wir? Jahrelang haben afrikanische und asiatische Arbeiterinnen und Arbeiter an die Tore Europas gehämmert, um die globale Ungleichheit in Balance zu bringen. Und ihr Ruf nach Freiheit, der von den Grenzen widerhallt, ist nicht schwer zu vernehmen: Man muss nur die betäubende Stille unserer gegenwärtigen Barbarei ausblenden.
Progressive Kräfte können sich gegen den durch die Pandemie entfesselten Autoritarismus stellen –, und zwar ohne unsere Prinzipien oder unsere Masken ablegen zu müssen oder gar wissenschaftliche Beweise zu hinterfragen. Vielmehr geht es darum, an einem zentralen Gedanken festzuhalten: Nämlich dass unsere Regierungen am Ende doch etwas anderes als Gefängnisse bauen könnten, um auf die gegenwärtige Krise zu reagieren.
Die Quarantäne der Diamond Princess war vor zehn langen Monaten eines der ersten Medienereignisse, dass deutlich machte, dass die Pandemie die Grenzen Chinas überschritten hatte. Das sich in britischem Besitz befindliche Kreuzfahrtschiff wurde Anfang Februar im Hafen von Okinawa mit fast 4.000 Passagieren und Personal an Bord unter Quarantäne gestellt. Im Laufe des folgenden Monats wurde ein Fünftel der Passagiere infiziert und nach und nach in ihre jeweiligen Länder ausgeflogen oder vom Hafen aus ausgeschifft. Das Bordpersonal hatte weniger Glück und war weniger mobil. Es gab vierzehn Todesfälle. Weitere Masseninfizierungen auf Kreuzfahrtschiffen folgten: die Rotterdam, die Zaandam, die Ruby Princess und die Greg Mortimer – allesamt Luxus-Ferienschiffe, die zur weltweiten Verbreitung des Virus beitrugen. Die Greg Mortimer war wahrscheinlich für die Hälfte der Fälle in Australien verantwortlich.
Neben der vielfach geäußerten Kritik an der Blockadepolitik der japanischen Behörden, die zu vielen vermeidbaren Todesfällen führte, wurde schnell klar, dass Kreuzfahrten zu den ersten Branchen gehören würden, die im Namen des menschlichen Überlebens ihren Betrieb würden einstellen müssen. Hinzu kam sicherlich auch, dass Kreuzfahrten ein so augenscheinlich hohes Infektionsrisiko bergen, dass die Touristen ohnehin fortgeblieben wären. Jedenfalls versank die Kreuzfahrtindustrie. Zwar hegten die Kreuzfahrtgesellschaften zwischenzeitlich bereits Hoffnungen auf die Wiederaufnahme ihres Geschäfts – aber spätestens mit der zweiten Welle wurden diese Hoffnungen zunichtegemacht.
Kreuzfahrtreisen sind ein besonders bezeichnendes Symbol für unsere gegenwärtige Krise. Denn hier gerät eine wohlhabende ältere Generation mit hohem, verfügbaren Einkommen in Kollision mit dem hypermobilen, globalen Kapitalismus unserer Zeit. Und wie der Geograph David Harvey zu Recht betonte, war es gerade diese Hypermobilität, die uns nicht nur Just-in-Time-Lieferketten, sondern auch die rapide Verbreitung der Pandemie selbst beschert hat.
Der Traum vom Urlaub auf einem Kreuzfahrtsschiff wurde zum traumatischen Alptraum: Urlauber wurden auf den Schiffen unter Quarantäne gestellt. Die mediale Berichterstattung konzentrierte sich vor allem auf die Beschwerden der Passagiere und den Anblick der von Langeweile gequälten Oberschicht. Dass auch tausende Beschäftigte des Bordpersonals auf engstem Raum eingeschlossen waren, erfuhr hingegen deutlich weniger Aufmerksamkeit. Mit den Pleiten der Kreuzfahrtgesellschaften entstand auf Bitten des Weltwirtschaftsforums schließlich die Idee, dem Kreuzfahrtsektor eine neue Funktion zuzuweisen: das »Quarantäneschiff«.
Die italienische Regierung kam erstmals im Mai auf die Idee, neu angekommene Migrierende aus Afrika auf Schiffen unter Quarantäne zu stellen. Zu diesem Zweck wurde das Fährschiff Moby Zazà beschlagnahmt, dass in der Nähe der Insel Lampedusa ankerte und auf dem mehrere hundert Menschen an Bord eingeschlossen waren. Zwei Kreuzfahrtgesellschaften – GNV und SNAV – erhielten seither über öffentliche Ausschreibungen die Bewilligung, eine kleinen Flotte von Kreuzfahrtschiffen bereitzustellen, die für die Quarantäne von Hunderten von Menschen eingesetzt werden. Die Unternehmen erhalten für ihre Dienstleistung rund 100 Euro pro Person und Tag, das heißt über 1 Million Euro pro Monat und Schiff.
Viele der Menschen an Bord kommen aus Tunesien, aber auch aus Bangladesch, Äthiopien, Libyen, Syrien und ganz Westafrika und die Bedingungen, unter denen sie in Isolation gebracht wurden, variieren extrem. Auf einige Schiffen sind Ärtzinnen und Anwälte an Bord, auf anderen nur Security und Polizeihunde. Neu ankommende Migrierende, die die Hölle des libyschen Krieges und das Hochwasser des Mittelmeers durchquert haben, werden für einen Monat oder länger an Bord gehalten, unter Bedingungen, die eine Ansteckung vermutlich eher begünstigen als verhindern.
Es wäre treffender solche Schiffe als »temporäre Gefängnisse« oder »schwimmende Hotspots« zu betiteln. Insbesondere der letzte Begriff scheint besonders passend. So hat die italienische Regierung bereits vor einigen Jahren vorgeschlagen, die »Hotspots«, die in Griechenland und Italien zur Erstaufnahme und Registrierung neu ankommender Migrierender eingerichtet wurden, auf Schiffe zu verlagern und diese als »schwimmende Hotspots« zu bezeichnen. Dieser Vorschlag wurde von der EU zurückgewiesen, weil dieser dann doch ein paar Menschenrechte zu viel verletzt hätte. Aber in Zeiten der Pandemie scheinen die letzten Vorbehalte zu fallen. Das zeigt insbesondere folgendes Transkript, das auf einem kurzen Video beruht, das von einem jungen Ghanaer gedreht wurde, der mitten in der Nacht vom Roten Kreuz aus seiner Flüchtlingsunterkunft entfernt wurde:
»Letzten Sonntag kamen Leute hierher, sie sagen, dass sie uns auf COVID-19 testen wollen ... sie sagen mir, ich sei positiv. Sie bringen mich von Rom nach Palermo ... Ich frage die Leute aus dem Camp – die mir sagen, ich sei positiv – nach dem positiven Testbefund. Sie konnten ihn mir nicht zeigen. Sollen jetzt etwa alle aus Rom, die sich mit Corona infiziert haben, auf einem Schiff zusammengebracht werden? Sie stecken mich in Palermo in Quarantäne, jetzt sind wir im Hafen von Bari. Seit sie mich hierher gebracht haben – keine Medizin. Ich habe keinen Arzt zu Gesicht bekommen ... Versucht euer Bestes, postet dieses Video und zeigt es jedem, sodass es auch die italienischen Politiker sehen, damit sie davon hören, damit sich für uns Migranten jemand einsetzt.«
Die Nutzung von ehemaligen Luxusanlagen als Gefängnisse für neu Eingewanderte ist nichts Neues – und wird jedem vertraut sein, der die Entwicklung des italienischen Asylsystems verfolgt hat. Es ist üblich, dass Asylsuchende in staatlich finanzierten, aber privat geführten Unterkünften, wie etwa in ehemaligen Hotels, untergebracht werden. Diese Gebäude verbindet oft dieselbe, glanzlose Vergangenheit: mafiöse Bauspekulationen, dürftige Finanzierungsprogramme, Marktversagen und eine finale Umwandlung in Wohnheime für Asylsuchende.
Gescheiterte Strandresorts und Skihütten sind nicht die einzigen Unternehmen, die so unterstützt werden: Man findet eine ganze Reihe von pleite gegangenen Altenheimen, Pflegeheimen und Studentenwohnheimen. Das zum Auffanglager umfunktionierte Hotel ist jedoch im Laufe der Jahre unfreiwillig zum Symbol der Verleumdungskampagne der Rechtsextremen gegen die afrikanische Arbeiterklasse geworden. Jahrelang protestierten Asylbewerber zu Recht gegen den notdürftigen Zustand der Unterkünfte und forderten eine grundlegende Ausstattung ein, wie etwa Internetzugang, anständiges Essen oder medizinische Versorgung. Von den Rechten wurden sie daraufhin durch Schlagzeilen wie »Migranten lehnen Fünf-Sterne-Hotel ab« oder »Wir wollen WiFi! Hotel nicht gut genug für Migranten« verunglimpft.
Die Umwandlung von Ferienhäusern oder Luxusschiffen in Gefängnisse und Internierungsanstalten lässt sich gleichzeitig als Moment »kapitalistischer Umstrukturierung« begreifen, in dem fixes Kapital einer neuen Funktion zugeführt werden muss. Nach der italienischen Rezession von 2012 wurden diese Unterkünfte nach und nach mit genau dem Proletariat gefüllt, dessen man sich durch den gleichzeitig stattfindenden Arabischen Frühling auf die eine oder andere Weise entledigt hatte. Die »Quarantäneschiffe« bilden nur einen weiteren Aspekt dieser Umstrukturierung. Sie sind charakteristisch für die Art von Reaktion, die wir auf die globale Rezession des Jahres 2020 erleben und wahrscheinlich auch in Zukunft erleben werden: Anstatt der Kürzungen und Sparmaßnahmen der früheren Austeritätspolitik, gibt es dieses Mal Investitionen und eine teilweisen Umstellung der Industrien. Das Ganze geschieht im Rhythmus der Boom-Bust-Zyklen, die wiederum dem Anstieg und Abflachen der Ansteckungswellen folgen.
Die alles entscheidende und meist nicht gestellte Frage ist jedoch, wie diese neue Ordnung der Dinge so gestaltet werden kann, dass sie zu mehr Freiheit führt und nicht zu weniger. Denn Momente der Umstrukturierung werden nicht von göttlichen Kräften bestimmt, sondern durch Ideen angeleitet und von den Fähigkeiten der Menschen bestimmt, nach diesen Ideen zu handeln. In den Quarantäneschiffen manifestiert sich die Umsetzung einer bestimmten Vorstellung der Pandemie-Eindämmung und der Einsatz von Luxuskapital, der dieser Vorstellung dienlich ist. Bei dieser Strategie wird die Eindämmung durch Gefangenschaft über Eindämmung durch Gemeinschaftlichkeit priorisiert.
Aber wie wäre es, wenn man Luxus-Kapital in kollektiven Luxus umwandeln könnte? Was wäre, wenn die rostigen Trümmer von heute zum Baumaterial einer visionären Zukunft werden könnten? Denn die Idee, auf der die Entstehung dieser neuen Gefängnisse gründet, bildet einen Kern revolutionären Denkens: Isolation, Exodus, Kommune. Denn auf jeden Robinson Crusoe (Isolation durch Zufall) kommt eine Gemeinschaft von Maroons (Isolation durch Befreiung) [Anm. d. Red.: Die Maroons sind die Nachfahren geflohener Sklaven, die in der Abgeschiedenheit ihre eigenen Gesellschaften aufbauten]. Die Richtung, in die sich die gegenwärtige Umstrukturierung entwickelt, könnte immer noch umgelenkt werden.
Diese beiden Tendenzen identifizierte Michel Foucault schon vor etwa vier Jahrzehnten, als er schrieb: »Die Verbannung der Lepra und die Bannung der Pest – das sind nicht dieselben politischen Träume. Einmal ist es der Traum von einer reinen Gemeinschaft, das andere Mal der Traum von einer disziplinierten Gesellschaft.« Und was wäre, wenn sich – wie es etwa die Zapatisten vorgeschlagen haben – eine disziplinierte Gesellschaft nicht durch autoritäre Disziplinierung auszeichnen würde, sondern durch Verantwortung? Anstatt Menschen mit Gewalt zum Verbleib an einem Ort zwingen zu müssen, könnten wir Quarantänestationen schaffen, die durchdrungen wären von Fürsorge, Luxus und gestillten Bedürfnissen, sodass sie niemand verlassen wollen würde.
Die Art der Gemeinschaft, auf die ich hier anspiele, ist eine, die ich bereits erwähnte: der Urlaubsort. Damit meine ich sicherlich nicht alle Urlaubsorte – nicht die Princess Cruises oder das Four Seasons. Schließlich hat es der Kapitalismus noch immer nicht geschafft, uns etwas wie einen echten Urlaub, eine wirkliche Auszeit, zu bieten. Aber vielleicht birgt selbst diese bescheidene Utopie von Minibars und Sonnenliegen, von exotischen Landschaften und vertrauter Gesellschaft, eine getrübte Vision der Freiheit in sich.
Es mag realitätsfern oder sogar geschmacklos erscheinen, inmitten einer Pandemie über das utopische Potential der Eindämmung nachzudenken, gerade in Hinblick auf die am stärksten ausgebeuteten und am wenigsten freie Bevölkerung Europas: die kürzlich angekommenen afrikanischen und asiatischen Arbeiterinnen und Arbeiter, die sich nun an Bord der Gefängnisschiffe befinden. Aber der Ruf nach Freiheit verebbt nicht und erhebt sich trotz aller Widrigkeiten.
Migrierende sind ihren Gefängnissen erfolgreich entflohen. Sie sind aus den Quarantänezentren auf dem Festland ausgebrochen, was zu einer Menschenjagd auf Araber in den Wäldern der sizilianischen Berge führte. Ganze Gruppen flohen aus dem militarisierten »Hub« in der Villa Sikania. Dabei starb ein Äthiopier, der von einem rasenden Auto getötet wurde, als er aus den Toren rannte. Migrierende haben sich gegen die Polizei an Bord der Quarantäneschiffe aufgelehnt. »Die tunesischen Helden«, wie sie ein marokkanischer Genosse genannt hat, haben ihre Betten in den Haftanstalten verbrannt. Sie haben Rasierklingen geschluckt, um gegen ihre fadenscheinige Inhaftierung und ihre drohende Abschiebung zu protestieren. Wie der junge Ghanaer, der oben zitiert wurde, haben sie sich an Führungspersönlichkeiten gewandt und Bündnisse mit Aktivistinnen und Aktivisten geschlossen.
Einige haben den Sprung über Bord gewagt und sind ins kalte Wasser gesprungen, um endlich an Land zu kommen. Mindestens ein Mann an Bord des ersten Quarantäneschiffes, der Moby Zazà, starb bei einem solchen Versuch. Das ist nicht das erste Mal, dass Menschen, die von der Mittelmeerroute gerettet wurden, später auf See ertrunken sind, weil sie verzweifelt versuchten, die Küste oder ein anderes Schiff zu erreichen. Das zeigt einmal mehr, was in diesem Moment der kapitalistischen Umstrukturierung auf dem Spiel steht.
Auf den Demonstrationen, in denen die »Freiheit« gefordert wird, und die sich gegen die von den Regierungen verhängten restriktiven Maßnahmen richten, weht hingegen ein ganz anderer Wind. Jedes Land hat seine eigene Version einer Bewegung gegen Lockdowns, das Maskentragen und weitere Corona-Auflagen. Folgen sie demselben freiheitlichen Impuls? Bedeuten solche Bewegungen dieselbe Reaktion auf die jüngste Wende des Kapitals? Ist der Widerstand gegen die Quarantäneschiffe derselbe wie der Widerstand gegen das Verbot des Alkoholverkaufs oder des Massenkonsums?
Ich glaube kaum. Das liegt weniger an den »politischen« Konnotationen der Masken-Verweigerer – oder etwa daran, dass die einen auf eine Rückkehr zur Ödnis des Konsums drängen, während die anderen ein Licht der Hoffnung in die dunkelsten Ecken der europäischen Zivilisation tragen. Der entscheidende Unterschied ist, dass wir es hier mit sehr unterschiedlichen Graden der Freiheitsbeschränkung zu tun haben, die sehr unterschiedliche Folgen für das Leben der Menschen nach sich ziehen.
In einer Gesellschaft, die durch zunehmenden Autoritarismus gekennzeichnet ist, sinkt jeder auf der Skala der Menschenrechte eine Stufe tiefer. Diejenigen, deren Rechte zuvor anerkannt und garantiert waren, finden lediglich ein paar Risse an den Rändern ihrer Verfassungscharta. Diejenigen, die weiter unten auf der Leiter standen, sind plötzlich eingepfercht in behelfsmäßige Unterkünfte, gezwungen, Aspekte ihrer Freiheit und Autonomie aufzugeben. Und diejenigen, die sich bereits an die unterste Sprosse der Leiter klammerten, schlittern in die Grauzonen der Legalität ab. Ihre Freiheit wird ihnen willkürlich und ohne Grund genommen. Und genau in diesen Grauzonen beginnt das Kapital mit seiner Umstrukturierung. Hier nimmt es seinen Anfang und arbeitet sich Schritt für Schritt nach oben.
Vergesst die Corona-Leugner und ihre Verirrungen: Der Widerstand, mit dem wir uns wirklich befassen sollten, regt sich in den neuen Gefängnissen des Covid-Kapitalismus.
Richard Brodie ist Übersetzer und anti-rassistischer Organizer in Palermo, Italien.
Richard Brodie ist Übersetzer und anti-rassistischer Organizer in Palermo, Italien.