09. März 2025
Japans sozialistische Bewegung entstand in einer Zeit brutaler imperialistischer Expansion. Trotz massiver Repressionen stellte sie sich entschlossen gegen die neue kapitalistische Ordnung.
Porträts von führenden japanischen Sozialisten, darunter Kōtoku Denjiro (Kōtoku Shūsui), auf einer Postkarte aus dem Jahr 1911 .
Im späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert entwickelte sich in Japan der Sozialismus vor dem Hintergrund sozialer Unruhen, ausgelöst durch die rasche Modernisierung. Der US-Kommodore Matthew C. Perry erreichte 1853 und 1854 Japan mit einer Flotte »schwarzer Schiffe« (dampfbetriebene Kanonenboote) und verlangte von Japan die Öffnung des Handels mit dem Westen. Diese imperialistische Gewalt erschütterte die alte feudale Ordnung und wurde zum Katalysator für die Errichtung eines modernen kapitalistischen Nationalstaats.
Die japanische Elite antwortete auf diese Bedrohung mit der Westernisierung und Modernisierung Japans. Die Herrschaftsgebiete der Satsuma, Chōshū und die mit ihnen verbündeten Samurai-Klans führten im Namen des jungen Meiji-Kaisers – der 1868 »wieder eingesetzt« wurde – eine Bewegung an, die das Tokugawa-Shōgunat stürzte. Der Fünf-Artikel-Eid des Meiji-Kaisers beendete das feudale Klassensystem und löste die feudalen Herrschaftsgebiete auf, zugunsten eines modernen Administrativapparats. Die Einberufung aller erwachsenen Männer in das neue kaiserliche Militär diente der Beseitigung der Unterschiede zwischen den Samurais und den Bürgern.
Um die ungleichen Verträge loszuwerden, die ihnen von den USA und den europäischen Mächten aufgezwungen wurden, importierten die Meiji-Herrscher Menschen, Technologien und Ideen. Mit dem Liberalismus kam auch ein breites Spektrum der europäischen Gesellschaftsauffassungen nach Japan. Diese beeinflussten die Bewegung für Freiheit und Volksrechte, die begonnen hatte, für demokratische Reformen und die Ausweitung des Wahlrechts von 1870 zu kämpfen.
Auf Grundlage der neuen Verfassung von 1890 entstand Japans erste parlamentarische Regierung. Die Meiji-Eliten verhinderten zwar die Unterordnung Japans unter die direkte imperialistische Herrschaft des Westens, der durch ihre Reformen hervorgebrachte rasche soziale Wandel führte jedoch zu enormen sozialen Umwälzungen. Mit der Beseitigung der feudalen Herrschaftsgebiete stürzten die meisten Angehörigen der – vormals dominanten – Klasse der Samurai in die Armut. Sie reihten sich mit den vertriebenen Bauern und Handwerkern in die aufstrebende arbeitende Klasse ein.
»Die rasche Industrialisierung im späten neunzehnten Jahrhundert führte in Japan zu entsetzlichen Arbeitsbedingungen.«
In diesem Mahlstrom entstanden Bewegungen für Sozialreformen, Sozialismus und die Arbeiterbewegung. Diese Bewegungen boten eine Alternative zur autoritär-kapitalistischen Ordnung, die der Staat und die aufstrebende Kapitalistenklasse errichtet haben, die auch auf einen zunehmend aggressiven Imperialismus im Ausland angewiesen war.
Die frühe sozialistische Bewegung vermochte es jedoch nicht, trotz einiger erheblicher Ausbrüche von Unruhen, den Aufstieg des Militarismus zu verhindern. Der Großteil der Arbeiterbewegung unterstützte letztlich den japanischen Nationalismus, was verheerende Konsequenzen für die Völker Asiens hatte.
Einige der frühesten sozialistischen Einflüsse in Japan kamen von den russischen Volkstümlern (Narodniki) und Leo Tolstois christlichem Pazifismus. In den 1890ern war der Sozialismus hauptsächlich eine Sache der Intellektuellen, die sich mehr auf das Bedürfnis nach hohen Standards für ethisches Verhalten fokussierten als auf den Aufbau einer Massenbewegung der arbeitenden Klasse.
Die rasche Industrialisierung im späten neunzehnten Jahrhundert führte in Japan zu entsetzlichen Arbeitsbedingungen. Die größtenteils weibliche Arbeiterschaft in den Fabriken litt unter langen Arbeitstagen und der drakonischen Beschneidung ihrer Freiheit. Viele von ihnen waren die Töchter von Kleinbauern und im Abstieg begriffenen Samurais vom Lande. Nachts waren sie in ihre Schlafräume eingesperrt, was manchmal schreckliche Konsequenzen hatte, wenn zum Beispiel nachts in den billig gebauten Holzhäusern ein Feuer ausbrach.
Einige frühe Sozialisten wie Katayama Sen (1859–1933) wurden Gewerkschaftsaktivisten. Mit der Gründung der Metallarbeitergewerkschaft im Jahr 1871 nahm eine moderne Arbeiterbewegung Gestalt an. Es kam zu Streiks, den Gewerkschaften fehlten jedoch die Geldmittel, um diese zu unterstützen. Das Streiken wurde 1900 ganz verboten.
Die Meiji-Behörden erkannten schnell den Sozialismus und die organisierte Arbeit als Bedrohung. Umgehend entwickelten sie einen umfangreichen Repressionsapparat, um die Verbreitung sozialistischer Ideen einzudämmen und dessen Sympathisanten einzusperren und zu bestrafen. Das Gesetz für Polizei und öffentliche Sicherheit von 1900 hatte schwerwiegende Auswirkungen auf die junge Bewegung.
»Einige europäische Sozialdemokraten sprachen sich für einen Sieg Japans aus, mit der Behauptung, dass dies eine Niederlage für den zaristischen Despotismus wäre. Die japanischen Sozialistinnen und Sozialisten kritisierten diese Position.«
Japans erste sozialistische Partei, die Shakai Minshutō (Sozialdemokratische Partei), wurde im Mai 1901 gegründet, um dieser Repression zu entgehen. Dennoch ordnete der Innenminister Kenchō Suematsu (1855–1920) noch am selben Tag die Auflösung der Partei an und erhob Anklage gegen Redakteure, deren Zeitungen die Parteiplattform abgedruckt haben, die in Teilen auf dem Kommunistischen Manifest basierte.
Die Gewerkschaftsorganisierung ging unvermindert weiter. Die Yūaikai (Kameradschaftliche Vereinigung) gründete sich 1921, aufbauend auf dem Prinzip der frühen britischen Friendly Societies. Keine dieser ersten Organisationsansätze konnte eine bedeutende Anzahl von Mitgliedern gewinnen.
Einige japanische Sozialistinnen und Sozialisten waren geleitet vom Pazifismus und standen in Opposition zu Japans eigenen modernen imperialistischen Kriegen. Kōtoku Shūsui (1871–1911), einer der ersten sozialistischen Intellektuellen, entwickelte als Reaktion auf die Beteiligung Japans bei der Zerschlagung des Boxeraufstands in China eine eigene Theorie des Antiimperialismus. Er gründete 1903 gemeinsam mit Ōsugi Sakae (1885–1923) die Bürgervereinigung, deren Linie aus einer Mischung von christlichem Pazifismus, Antiimperialismus und proletarischem Internationalismus bestand.
In ihrer Zeitung stellte sich die Vereinigung gegen den Russisch-Japanischen Krieg, als sich jedoch der Kriegsverlauf zu Ungunsten Japans entwickelte, wurde sie zensiert. Beim Kongress der Zweiten Internationale 1904 traf der japanische Sozialist Katayama Sen auf seinen russischen Genossen Georgi Plechanow; dies symbolisierte die Idee des sozialistischen Internationalismus zwischen zwei Nationen, die miteinander im Krieg stehen.
Einige europäische Sozialdemokraten sprachen sich für einen Sieg Japans aus, mit der Behauptung, dass dies eine Niederlage für den zaristischen Despotismus wäre. Die japanischen Sozialistinnen und Sozialisten kritisierten diese Position. Sie wiesen darauf hin, dass ein Sieg Japans nur die eigene herrschende Klasse ermutigen würde und bestanden darauf, dass sich Sozialistinnen und Sozialisten im Sinne der Solidarität der Arbeiterinnen und Arbeiter überall gegen den imperialistischen Krieg stellen müssen.
Kōtoku besuchte von 1905–06 die Vereinigten Staaten, wo er von der anarchistischen Bewegung beeinflusst wurde. In Japan wurde er einer der bekanntesten Fürsprecher der Strategie der »direkten Aktion«. Die Regierung bezichtigte ihn und andere, wie die Anarcho-Feministin Kanno Sugako (1881–1911), sich 1910 verschworen zu haben, um den Kaiser zu ermorden. Vierundzwanzig anarchistische Sympathisanten wurden in dem als Hochverratsaffäre bekannten Fall zum Tode verurteilt. Für zwölf Beschuldigte wurde die Strafe später zur lebenslangen Haft umgewandelt.
Die Hochverratsaffäre signalisierte den Beginn einer Periode verstärkter Repression gegen Linke, die als »sozialistischer Winter« bekannt wurde. Trotz der Repression gegen die organisierte Bewegung explodierten 1918 die sozialen Spannungen, wegen der dramatischen Erhöhung der Reis-Preise kam es zu großen Krawallen. Ungefähr zehn Millionen Menschen nahmen an den Aufständen teil, die an 636 Orten in ganz Japan stattfanden. Sie hielten zwei Monate an und brachten die Terauchi Masatake-Regierung zu Fall.
Während der als »Taishō-Demokratie« bekannten Periode von 1918 bis 1932 entwickelte Japan sein erstes, wenn auch stark begrenztes, Parteiensystem. Eine neue Welle der Streiks ermöglichte in den 1920ern die Entwicklung einer weitreichenden Bewegung von Arbeiterinnen und Arbeitern und Sozialistinnen und Sozialisten. Dazu gehörten auch die Gründung einer nationalen Föderation der Arbeiter- und Bauern-Gewerkschaften in den frühen 1920ern und die Gründung der Kommunistischen Partei Japans (KPJ) im Jahr 1922.
Japanische Unternehmen antworteten mit der Einführung eines sogenannten »industriellen Paternalismus« auf den sich in Bewegung befindenden Arbeitsmarkt. Dazu gehörten Lohnnebenleistungen wie günstige Unterkünfte und andere Leistungen, sowie regelmäßige stufenweise Lohnerhöhungen und eine lebenslange Anstellung für Facharbeiter, die über einen langen Zeitraum im Unternehmen blieben. Unternehmen gründeten ihre eigenen Gewerkschaften, um die Loyalität der Beschäftigten zu sichern. Unabhängige Gewerkschaften waren hauptsächlich in kleineren Fabriken und Läden aktiv, dort dämpften jedoch die hohe Personalfluktuation und der Boom-Bust-Zyklus die Erfolge in der langfristigen Organisierung erheblich.
Nicht nur die Repression gegen die Arbeiterorganisierung in den 1920ern war schwerwiegend, auch der geschlechtsspezifische Begriff des Arbeiters war ein großes Hindernis in der Organisierung. Die Textilproduktion war im späten neunzehnten Jahrhundert die erste größere kapitalistische Industrie in Japan und war hauptsächlich auf weibliche Arbeit angewiesen. Jedoch wurde die Realität der Arbeiterinnen durch die patriarchale Familie und die Geschlechter-Ideologie mystifiziert.
Das Meiji-Zivilgesetz von 1898 wies Frauen dazu an, »gute Ehefrauen und weise Mütter« zu sein. Das Polizeigesetz für öffentlichen Frieden von 1900 verbot es Frauen, an politischen Aktivitäten teilzunehmen. Frauen nahmen an einigen spontanen Streiks gegen die extrem ausbeuterischen Bedingungen in den Fabriken teil; die Arbeiterbewegung schaffte es jedoch nicht, sie auf einer Massenbasis zu organisieren. Obwohl die 1911 in Kraft getretene Fabrikgesetzgebung die Ausbeutung von Kindern und Frauen begrenzte, betrachteten die Politiker, die das Gesetz erlassen hatten, und die männlichen Gewerkschaftsvertreter Frauen als passive Opfer, die paternalistischen Schutz benötigen, statt als Arbeiterinnen mit Rechten.
»Nicht nur die Repression gegen die Arbeiterorganisierung in den 1920ern war schwerwiegend, auch der geschlechtsspezifische Begriff des Arbeiters war ein großes Hindernis in der Organisierung.«
Die Organisierung wurde zusätzlich erschwert durch die Tatsache, dass die Frauen hauptsächlich vom Land kamen und in von den Unternehmen kontrollierten Pensionen lebten, zu denen den Gewerkschaftsvertretern der Zugang untersagt war. Der Kampf um die Aufhebung des Verbots für Frauen, sich politisch zu betätigen, wurde so zum Schwerpunkt des politischen Frauen-Aktivismus im frühen zwanzigsten Jahrhundert.
Anfang der 1920er gründeten sich sozialistische Frauengruppen, wie die Vereinigung der Roten Welle (Sekirankai) und die Gesellschaft des achten Tags (Yōkakai). Ab1922 war es Frauen gestattet, an Treffen teilzunehmen. Nach der Einführung des Wahlrechts für Männer 1925 entstanden neben den proletarischen Parteien auch Frauenwahlrechtsvereine.
In der Taishō-Ära gab es die ersten Versuche der ausgestoßenen Burakumin ihre Diskriminierung zu bekämpfen. Sie wurden historisch mit dem Fleischerei- und Ledergewerbe assoziiert, was innerhalb des religiösen Japans als verdorben angesehen wurde. Einige Burakumin-Gruppen haben sich 1922 zur Gesellschaft der Gleichen zusammengeschlossen, um gleiche soziale und politische Rechte zu erlangen.
Das expandierende japanische Kaiserreich hatte eine auswuchernde Hierarchie der geschlechtlichen und rassistischen Formen der Unterdrückung von Frauen, Burakumin, den indigenen Völkern der Ainu und Okinawa, so wie den koreanischen und chinesischen Teilen des Kaiserreichs zur Grundlage. Diese Unterdrückung spaltete die arbeitende Klasse.
Das große Kanto-Erdbeben von 1923 erschütterte Tokio und führte zum Tod von 150.000 Menschen und der großflächigen Zerstörung von Besitztümern. Es wurde das Gerücht gestreut, dass Linke und Koreaner für die darauffolgenden Unruhen verantwortlich wären. Sie wurden beschuldigt, Brunnen vergiftet und Häuser geplündert zu haben. Bewaffnete Gruppen griffen daraufhin die der Schuld bezichtigten Gruppen an, das heizte den Ethnonationalismus an, den der japanische Staat benötigte, um seine Übersee-Expansionen zu rechtfertigen.
Die erste Übersetzung des Kommunistischen Manifests ins Japanische erschien 1904. Die Ausgabe der Heimin Shinbun, in der sie erschien, wurde jedoch schnell verboten. Als eine explizit sozialistische Bewegung entstand, nahmen sich viele Intellektuelle des Marxismus an, um die Meiji-Restauration und die daraus hervorgegangene Gesellschaft zu verstehen. Die daraus resultierende Debatte über den japanischen Kapitalismus war der erste große Versuch japanischer Intellektueller, ihre gegenwärtige Geschichte zu verstehen.
Die Komintern und ihre Unterstützer in der Kommunistischen Partei Japans, die Kōza-Fraktion, verstanden die Meiji-Restauration als unvollständige bürgerliche Revolution, der es nicht gelang, die Überreste der Feudalgesellschaft zu beseitigen. Sie kamen deshalb zu dem Schluss, dass zuerst die bürgerlich-demokratische Revolution abgeschlossen werden müsste.
Die Rōnō-Fraktion (Arbeiter und Bauern), die sich um den Parteiführer Yamakawa Hitoshi (1880–1958) herausbildete, bestanden jedoch darauf, dass Japan längst eine bürgerlich-demokratische Gesellschaft sei und die Zeit reif für eine sozialistische Revolution wäre. Sie lehnte eine Avantgarde-Partei ab zugunsten einer breiten Allianz des Proletariats und seiner Unterstützer in einer vereinten Front innerhalb einer politischen Massenpartei.
Yamakawa und seine Unterstützer verließen die Kommunistische Partei aus Protest gegen die Annahme der Komintern-Thesen vom Juli 1927 über Japan. Die Intellektuellen der Rōnō-Fraktionen bildeten nach dem Zweiten Weltkrieg den Kern des linken Flügels der Sozialistischen Partei Japans.
»In den frühen 1940ern befand sich der Großteil der sozialistischen Bewegung im Gefängnis, ging zur Unterstützung des japanischen Expansionismus über oder wurde zum Schweigen gebracht.«
Nach der Einführung des Wahlrechts für Männer im Mai 1925 begannen die Arbeiter- und Bauerngewerkschaften und linke Intellektuelle, proletarische Parteien aufzubauen, um bei den ersten Wahlen 1928 antreten zu können. Obwohl sich viele dafür aussprachen, eine geeinte Partei gründen zu wollen, gründete sich eine enorme Anzahl provisorischer Parteien, die sich wieder spalteten und wiedergründeten, wodurch es zu einem chaotischen Prozess kam.
Während die Sozialistinnen und Sozialisten sich über Geschichte und Strategie stritten, stürzte die japanische Ökonomie in eine tiefe Krise und die Behörden griffen hart gegen die Bewegung durch. Am 15. März 1928 verhaftete die Polizei 1.600 (vermeintliche) Mitglieder der KPJ auf Grundlage des Gesetzes zur Erhaltung des Friedens; die KPJ verlor dadurch an Einfluss auf die sozialistische und die arbeitende Bewegung.
Die proletarische Literatur-Bewegung dokumentierte die Erfahrungen der arbeitenden Klasse und forderte sie auf, sich gegen ihre Bosse zu erheben. Radikale Theater- und Kulturzirkel halfen in den 1930ern beim Entstehen einer Kultur der arbeitenden Klasse in den Städten Japans. Doch auch sie sahen sich einer zunehmend drakonischen polizeilichen Repression gegenüber.
Der Kommunist Kobayashi Takiji (1903–1933), einer der berühmtesten und einflussreichsten Schriftsteller der Bewegung, schieb 1929 Das Fabrikschiff. Der Roman basierte auf einem Bericht einer Meuterei von Fischern, die in der ausbeuterischen Krabbenkonserven-Produktion in den nördlichen Gewässern Japans nahe Russland arbeiteten. Kobayashi verlor nach der Veröffentlichung des Romans seinen Job bei der Bank und lebte bis zu seiner Verhaftung im Untergrund. Die Polizei folterte den Neunundzwanzigjährigen 1933 zu Tode.
Die zunehmende Repression im Land hing mit Japans Expansions-Politik im Ausland zusammen. Japans Kwantung-Armee bombardierte 1931 die Mandschurische Eisenbahn im Nordosten Chinas. Der Angriff diente als Rechtfertigung für eine großangelegte Invasion in der Mandschurei. Diesen initiierten Konflikt mit China bezeichnen japanische Historikerinnen als Fünfzehnjährigen-Krieg, der bis zu Japans Niederlage 1945 anhielt.
Im Juli 1932 schlossen sich verschiedene sozialistische Gruppen zur Sozialen-Massenpartei (SMP) zusammen, die Linke gewann jedoch lediglich vier der 466 Sitze im Unterhaus bei den Präfekturwahlen in diesem Jahr. Einige Sozialistinnen und Sozialisten glaubten, dass, wenn sie die nationalistische Bewegung unterstützen würden, dies ihre Attraktivität bei den Wahlen erhöhen würde. Auf dieser Basis konnte eine legale sozialistische Bewegung weiter existieren.
Der populistische Nationalismus der jungen Offiziere des Militärs bot jedoch eine revolutionäre Antwort auf die Probleme der Großen Depression, die die Unterstützung der Bauernschaft genoss. Die Offiziere starteten eine Kampagne der politischen Gewalt gegen die Zivilregierung, der kaiserlichen Armee wurde es so ermöglicht, ihre Aktivitäten in Nordost-China auszuweiten. Bei den Nationalwahlen am 30. April 1937 gewann die SMP dreiundsechzig Sitze und stellte sich unterstützend, im Namen der nationalen Verteidigung, hinter dem Militär.
Linke Gewerkschafter gründeten 1937 die Proletarische Partei Japan, um eine Volksfront gegen die Kollaboration der rechten SMP mit den Militaristen zu organisieren. Die Repression setzte der Linken jedoch stark zu. Zwischen Dezember 1937 und Februar 1938 wurden annähernd fünfhundert Sozialistinnen und Sozialisten verhaftet.
»Die Versuche der Sozialistinnen und Sozialisten, die japanische Gesellschaft des frühen zwanzigsten Jahrhunderts zu reformieren und zu revolutionieren, waren unzureichend.«
1940 löste die Polizei die Proletarische Partei Japan und die mit ihr zusammenhängende Gewerkschaftsvereinigung Zempyo (der Nationalrat der Japanischen Arbeitergewerkschaft) auf und verhaftete vierhundert Mitglieder und Sympathisanten. Im selben Jahr wurden die letzten unabhängigen Gewerkschaften gewaltvoll aufgelöst und in die Industriepatriotische Vereinigung (Sanpō) überführt. Sanpō stand unter der Kontrolle des Sozialministeriums und sollte die Unterstützung für die Kriegsziele sichern.
Einige Gewerkschafter hielten den Kampf sogar unter den Bedingungen des Krieges aufrecht. Der Klub der Drucker und Verlagsangestellten operierte im Geheimen als Kulturzirkel bis 1942. Nichtsdestotrotz befand sich in den frühen 1940ern der Großteil der sozialistischen Bewegung im Gefängnis, ging zur Unterstützung des japanischen Expansionismus über oder wurde zum Schweigen gebracht.
Unter der Bedingung des schnellen sozialen Wandels hatte die sozialistische Bewegung in Japan vor dem Krieg Schwierigkeiten, Kämpfe zu organisieren. Obwohl sie einige Erfolge verzeichnen konnte, litt sie unter der schweren Repression, die mit der imperialistischer Expansion Japans in Asien und den Pazifik einsetzte.
Die Unterstützung einiger führender Sozialistinnen und Sozialisten für die nationalistische Bewegung widerspiegelte das beschränkte Verständnis des Sozialismus als Philosophie und Praxis der menschlichen Befreiung. Für viele führende Intellektuelle innerhalb der Bewegung waren marxistische und sozialdemokratische Theorien lediglich dazu gut, Einsicht in verschiedene Wege zu gewinnen, wie Staat und Gesellschaft organisiert werden könnten, ohne notwendigerweise den Kapitalismus zu stürzen.
Diese konservative Form der Sozialdemokratie hatte erheblichen Einfluss im Nachkriegs-Japan. Sie half, die entwicklungspolitische Form des Kapitalismus zu schaffen, die es Japan ermöglichte, aus der Asche wieder aufzustehen und einer der führenden kapitalistischen Nationalstaaten der Nachkriegs-Welt zu werden. Die Versuche der Sozialistinnen und Sozialisten, die japanische Gesellschaft des frühen zwanzigsten Jahrhunderts zu reformieren und zu revolutionieren, waren unzureichend. Das Elend und die Zerstörung, die der japanische Militarismus über Asien und die eigene Bevölkerung brachte, die für den Totalen Krieg mobilisiert wurde, konnte von ihnen nicht abgewendet werden. Aber der heroische Kampf der militanten Sozialistinnen und Sozialisten und der Basisaktivistinnen in der Arbeiter- und Frauenbewegung legte die Grundlage für ein sozialistisches Revival nach 1945. Die Kämpfe von damals inspirieren Aktivisten und Aktivistinnen bis heute, in Japan und darüber hinaus.
Alexander J. Brown ist Lehrbeauftragter an der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften an der University of Technology Sydney, Australien. Er ist Autor des Buches Anti-Nuclear Protest in Post-Fukushima Tokyo: Power Struggles.