20. Juni 2024
Immer mehr Medien haben genug davon, Journalismus für Normalos zu machen, und erproben ein neues Geschäftsmodell: teure Newsletter für zahlungskräftige »Entscheider« in Politik und Wirtschaft.
»Es sind vor allem die ›Entscheider‹, die sich in ihrer eigenen Blase abgeschottet haben.«
»Deutschlands größtes Start-up für Qualitätsjournalismus« lässt keinen Zweifel daran, wer sein Publikum ist. Auf der Website von Table.Media begrüßen die Besucherin wahlweise Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Norbert Röttgen oder Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt mit Lobeshymnen. Die »qualitativ hochwertigen Briefings« (Strack-Zimmermann) seien »für unsere Medienlandschaft ein echter Gewinn« (Röttgen) und spielten »zunehmend mehr eine Rolle im Kanzleramt« (Schmidt).
Außerhalb des Kanzleramts dürften die meisten Menschen noch nie etwas von diesen Briefings gehört haben. Doch das gehört zum Geschäftsmodell. Table.Media setzt nämlich auf sogenannte »Verticals«: Sie gehen nicht mehr für ein großes Publikum thematisch in die Breite, sondern wollen ein eng umgrenztes Thema für wenige User tiefer analysieren.
Das Geschäftsmodell hat Table.Media-Gründer Sebastian Turner kürzlich in dem Buch Deep Journalism näher beschrieben, das er gemeinsam mit dem Medienwissenschaftler Stephan Russ-Mohl herausgegeben hat. Das Buch zeigt: Bei den neuen Medien geht es nicht nur um den Profit, sondern auch um Ideologie.
Aber zunächst das Geschäftsmodell: Dieser neue, »tiefere« Journalismus adressiert vor allem ein anderes Publikum als die meisten Medien bisher. Während diese sich aufgrund technischer und ökonomischer Zwänge bislang an eine breite Masse von Menschen gerichtet haben, spricht das Start-up direkt die wichtigsten »Entscheider« an. Table.Media bietet dazu tägliche Newsletter zu verschiedenen Themen an. Es gibt einen zu China, einen zur Digitalisierung, einen über Afrika und so weiter. Zehn Newsletter hat das Start-up derzeit im Programm, jeder kostet zwischen 150 und 200 Euro im Monat.
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Nils Schniederjann ist Journalist in Berlin.