26. Juli 2023
So albern es klingen mag: Die Linke kommt nicht um die Bananen-Debatte herum, wenn sie es ernst meint mit einem ökonomisch machbaren und politisch wünschenswerten Sozialismus.
Bananen werden derzeit unter Verwendung gefährlicher Pestizide und in einigen Fällen unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen in großen Mengen für den Weltmarkt produziert.
IMAGO / PanthermediaWährend der Jahrzehnte, in denen Deutschland zwischen einem sowjetischen Klientelstaat im Osten und einem kapitalistischen Westen geteilt war, gab es ein ganzes Genre von »Ostwitzen«, die auf die vielen Unzulänglichkeiten der DDR-Wirtschaft abzielten. Ein typisches Beispiel: »Wie kann man eine Banane als Kompass benutzen? Man legt sie auf die Berliner Mauer. Das Ende, das abgebissen wird, zeigt nach Osten.«
Kaum jemand, der sich heute Sozialismus wünscht, würde auf die DDR als ein erstebenswertes Beispiel verweisen. Schon damals argumentierten dissidente Kommunistinnen in den Ländern des Ostblocks und demokratische Sozialisten überall, dass die Welt mehr Optionen habe als das autoritäre und wirtschaftlich dysfunktionale System im Osten und den ausbeuterischen und ungerechten Kapitalismus der sogenannten freien Welt.
Seltsamerweise konnte man aber in der vergangenen Woche auf Links-Twitter viel Diskussion über den Zusammenhang zwischen Bananen und Sozialismus beobachten. Einige argumentierten, die Art von Sozialismus, die wir anstrebten, sei unvreinbar mit einem reichlichen Zugang zu allen Arten von Konsumgütern, die wir in einem System der globalisierten kapitalistischen Ausbeutung genießen. Dafür wurden als Beispiel Bananen angeführt, die derzeit unter Verwendung gefährlicher Pestizide und in einigen Fällen unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen in großen Mengen für den Weltmarkt produziert werden.
Andere hielten dagegen und bestanden darauf, dass eine nicht-ausbeuterische, sozialistische Version dieser Industrie möglich sei. Die Annahme, dass die Menschen nicht einmal Bananen haben könnten, unterschätze die Möglichkeiten eines egalitären Überflusses, wenn die Weltwirtschaft erst einmal der Kontrolle der globalen Arbeiterklasse unterstellt werde.
Es fällt leicht, sich über diese Bananen-Debatte lustig zu machen. Ende letzter Woche scherzte jeder zweite oder dritte Tweet, der mir unterkam, über die Absurdität, unsere kollektive Zeit mit konkurrierenden Vorhersagen über ein so winziges Detail einer möglichen Zukunft zu verschwenden.
Das Augenrollen ist verständlich. Doch wer ernsthaft darüber nachdenkt, wie Produktion und Konsum in einer wirtschaftlich machbaren und politisch wünschenswerten Form des Sozialismus funktionieren würden, findet hier Fragen, die es wert sind, untersucht zu werden. Mit anderen Worten: Ich fürchte, wir müssen tatsächlich über Bananen reden.
Demokratische Sozialistinnen und Sozialisten sehen den Sinn des Sozialismus darin, die Demokratie von der Politik auf die Wirtschaft auszudehnen. Verfechter des Kapitalismus halten dem zuweilen entgegen, dass die Masse der Menschen die Produktion schon jetzt kontrolliere – durch die »Preissignale«, die sie mittels ihrer Konsumentscheidungen senden. So argumentieren die libertären Autoren Milton und Rose Friedman in ihrem Buch Free to Choose, dass man jedes Mal, wenn man ein Produkt kauft oder davon absieht, im Grunde genommen darüber abstimmt, was produziert werden soll.
An dieser Behauptung ist zwar etwas Wahres dran, aber sie geht auch an vielen Dingen vorbei. Erstens – das ist am offensichtlichsten – verfügen einige »Wähler« angesichts der massiven Einkommensungleichheit, die durch die kapitalistischen Eigentumsverhältnisse erzeugt wird, bei der »Abstimmung« darüber, welche Konsumgüter produziert werden sollen, über ein Vielfaches mehr an »Stimmen« als andere. Damit hängt zweitens zusammen, dass die meisten Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter nicht nur als Konsumentinnen und Konsumenten der Waren, die sie im Supermarkt kaufen, an der Wirtschaft teilnehmen. Sie beteiligen sich auch als Verkäuferinnen und Verkäufer ihrer eigenen Arbeitszeit an Unternehmen.
Der Satz »Märkte legen die Macht in die Hände der Verbraucher« gilt für den Arbeitsmarkt genauso wie für jede andere Art von Markt. Wenn Privateigentum an Unternehmen mit einer fortgeschrittenen modernen Wirtschaft kombiniert wird, in der ein Großteil der Produktion dadurch erfolgt, dass viele Menschen in demselben Unternehmen zusammenarbeiten, folgt daraus, dass es viel mehr Menschen gibt, die Arbeitszeit verkaufen, als solche, die sie kaufen. »Märkte legen die Macht in die Hände der Verbraucher« trifft hier voll und ganz zu. Die unvermeidliche Folge ist, dass die große Mehrheit der Menschen am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft insgesamt von der Minderheit der Arbeitszeitkonsumenten beherrscht wird.
»Bemühungen, Gewerkschaften auf Bananenplantagen zu organisieren, werden oft mit physischer Gewalt unterdrückt und Überstunden nur selten bezahlt.«
Sozialistinnen und Sozialisten wollen die arbeitende Mehrheit der Bevölkerung von der Herrschaft der Privatwirtschaft befreien, und zwar durch eine Form des kollektiven Eigentums an den »Produktionsmitteln« – wie zum Beispiel Bananenfarmen. Es ist wichtig, dass die Menschen demokratisch mitbestimmen können, was an den Arbeitsplätzen geschieht, an denen sie einen Großteil ihres wachen Lebens verbringen. Und es ist wichtig, dass sich niemand bereichern kann, indem er einen großen Teil des Reichtums hortet, der durch die Arbeit der Arbeiterinnen und Arbeiter geschaffen wird.
Aber die Aussage »es sollte eine Form des kollektiven Eigentums an den Produktionsmitteln geben« sagt an sich wenig darüber aus, wie Entscheidungen darüber getroffen werden sollten, was überhaupt produziert werden soll. Und genau diese Frage müssen wir beantworten, wenn wir über das Schicksal von Konsumgütern wie Bananen nachdenken wollen.
In Ländern wie der DDR entschieden im 20. Jahrhundert einige wenige Staatsbeamte darüber, was produziert werden sollte und welche Produkte aus dem Ausland importiert werden sollten. Das war nicht nur äußerst undemokratisch, sondern auch äußerst ineffizient. Dieser Umstand war nicht der einzige Grund für die leeren Regale in den Lebensmittelläden des Ostblocks – auch geopolitische Auseinandersetzungen mit dem Westen spielten oft eine Rolle –, aber er war ein wesentlicher Teil des Problems. Das müssen wir ernst nehmen, wenn wir einen Sozialismus anstreben, der den Überfluss, den die global integrierte moderne Wirtschaft erzeugt, auf egalitäre Weise verteilen soll, anstatt ihn drastisch zu reduzieren.
Es ist keineswegs klar, dass eine frei gewählte Regierung anstelle eines autoritären Staates ausreichen würde, um diese Probleme zu lösen. Wahlen sind stumpfe Werkzeuge. Es ist unwahrscheinlich, dass das System als Ganzes sehr viel besser darin werden würde, die Produktion mit den filigranen Präferenzen der einzelnen Konsumentinnen und Konsumenten zu koordinieren, einfach indem die Wählerinnen und Wähler in regelmäßigen Abständen Regierungen absetzen, die insgesamt schlechte Arbeit in der Wirtschaft geleistet haben.
Diese Überlegung hat viele, die sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt haben – wie den Autor von The Economics of Feasible Socialism, Alec Nove, und den Autor von After Capitalism, David Schweickart – zu der Schlussfolgerung geführt, dass wir auch nach der Abschaffung des kapitalistischen Arbeitsmarkts durch gesellschaftliches Eigentum an den Produktionsmitteln noch einen Markt für Konsumgüter brauchen werden. Konkret könnte das bedeuten, dass die »Kommandohöhen« der Wirtschaft (wie Energie und Bankwesen) unter das Dach staatlicher Planung gestellt werden. Dasselbe gilt für Sektoren wie das Gesundheits- und Bildungswesen, in denen marktlose staatliche Planung selbst in vielen kapitalistischen Ländern bereits erfolgreich erprobt wurde. Güter wie Bananen aber würden von privaten oder halbprivaten Unternehmen im Besitz der Arbeiterinnen und Arbeiter produziert werden. Eine »Abstimmung« mit Preissignalen darüber, welche dieser Güter hergestellt werden sollen, könnte bei einer gleichmäßigeren Verteilung der »Stimmen« gar nicht so schlecht sein.
Doch nicht alle, die über diese Fragen nachgedacht haben, sind zu demselben Schluss gekommen. Das von Michael Albert und Robin Hanhel vorgeschlagene »Parecon«-Modell (partizipative Ökonomie) sieht beispielsweise ein ausgeklügeltes System der Koordinierung zwischen Verbraucher- und Arbeiterräten vor, wobei die Verbraucherräte die einzelnen Forderungen ihrer Mitglieder zusammenfassen. Dieses Modell sieht für mich danach aus, als ob es sehr viel Zeit in Anspruch nehmen würde, um künftige Bedürfnisse herauszufinden und mit Leuten zu streiten, die mir wirklich nicht beim Einkaufen über die Schulter sehen sollten. Aber vielleicht wird der technologische Fortschritt es ermöglichen, diesen Prozess so weit zu anonymisieren und zu automatisieren, dass er effizienter und attraktiver wirkt.
Ich bin agnostisch in der Frage, wie weit wir in einer fortgeschrittenen sozialistischen Wirtschaft in Richtung einer völlig marktlosen Planung gehen könnten – oder wollen. Aber nehmen wir zunächst einmal Märkte für Konsumgüter als Ausgangspunkt. Hätten wir im Sozialismus immer noch billige und reichlich vorhandene Bananen in Ländern, die zu weit vom Äquator entfernt sind, als dass viele Bananen lokal produziert werden könnten?
Das Argument, dass der Sozialismus bedeuten würde, dass die Menschen in Deutschland oder in Ohio keine Bananen mehr haben könnten, überzeugt mich überhaupt nicht. Ich halte diese Vorhersage nicht einmal für besonders wahrscheinlich, und ich weiß auch nicht, woher die Gewissheit diesbezüglich kommt. Dennoch will ich die stärkste Version dieses Arguments vorstellen.
Nehmen wir an, die Welt geht über zu gesellschaftlichem Eigentum plus Verbrauchermärkten oder es tritt sogar das wirklich optimistische Szenario ein, in dem marktlose Verbraucherräte im Parecon-Stil in Deutschland oder in Ohio sich mit Arbeiterräten im fernen Ecuador abstimmen. Dann gibt es keinen Grund, weshalb ein Übergang zum globalen Sozialismus einen Rückgang der Nachfrage nach Bananen bedeuten würde. Ich bin sogar vorsichtig optimistisch, dass eine gesündere Ernährung in einer Welt mit weniger finanziellem Stress und mehr Zeit für die Planung von Mahlzeiten weiter verbreitet wäre und somit die Nachfrage nach Bananen und anderen frischen Früchten erheblich steigen würde. Skeptiker in der Bananenfrage meinen jedoch, dass Menschen in Deutschland und Ohio in einer sozialistischen Zukunft lernen müssten, ohne Bananen zu leben. Denn sie nehmen an, dass das Angebot dramatisch zurückgehen würde.
Und warum sollte es das nicht? Es ist zweifellos wahr, dass im globalen Kapitalismus Länder, in denen Arbeit billig ist, diese Billigkeit oft auf erschreckende Weise gewährleisten. Bananen produzierende Länder wie Ecuador, Kolumbien, Costa Rica und Guatemala haben Arbeitsgesetze, die viel zu wünschen übrig lassen – wobei die Durchsetzung der Gesetze noch mehr zu wünschen übrig lässt. Bemühungen, Gewerkschaften auf Bananenplantagen zu organisieren, werden oft mit physischer Gewalt unterdrückt und Überstunden nur selten bezahlt. Großproduzenten wie Dole und Del Monte greifen auf verschiedene Tricks zurück, wie zum Beispiel die dauerhafte Beschäftigung von Arbeiterinnen und Arbeitern durch eine lange Reihe von Kurzzeitverträgen, »was es [den Unternehmen] ermöglicht, die Zahlung von ansonsten gesetzlich vorgeschriebenen Leistungen zu vermeiden, und diese Arbeiter daran hindert, sich zu organisieren und Tarifverhandlungen für bessere Arbeitsbedingungen und Leistungen zu führen«.
Das Ausmaß, in dem die heutige Bananenproduktion von solchen Praktiken geprägt ist, unterscheidet sich von Ort zu Ort stark – Hawaii beispielsweise produziert jedes Jahr Hunderte Millionen von Bananen für den Weltmarkt, obwohl dort das US-Arbeitsrecht gilt. Und so sehr ich mich auch über das US-Arbeitsrecht beschweren mag, so gebe ich doch zu, dass die Wahrscheinlichkeit, ermordet zu werden, weil man versucht, eine Gewerkschaft zu organisieren, in den USA viel geringer ist als in Kolumbien. Es stimmt schon, dass die Produktion durch die schlechte Behandlung von Arbeiterinnen und Arbeitern angekurbelt wird. Doch das trifft im Kapitalismus auf jede Branche zu, und Sozialistinnen und Sozialisten glauben im Allgemeinen nicht, dass andere Branchen aufhören zu existieren, wenn die Arbeitenden die Produktionsmittel übernehmen.
»Eine gerechtere Verteilung des Überflusses ist eine Vision, hinter der sich die Massen versammeln können. Die Abschaffung dieses Überflusses ist es nicht.«
Wäre dies hier der Fall? Das scheint unwahrscheinlich. Eric Levitz vom New York Magazine merkt an: »Es ist gar nicht so schwer, sich vorzustellen, dass Sozialisten in Ecuador die Macht übernehmen und die Bananenindustrie verstaatlichen. Aber es gibt keinen Grund zu glauben, dass Ecuador in diesem hypothetischen Fall aufhören würde, Bananen zu exportieren. Die Arbeiter in den Exportindustrien des Globalen Südens kämpfen in der Regel für einen höheren Anteil an den von diesen Sektoren erwirtschafteten Einkommen, nicht für deren Abschaffung. Und der Bananenexport ist ein wesentlicher Bestandteil der ecuadorianischen Wirtschaft: Er macht mehr als 4 Prozent des BIP aus, beschäftigt 250.000 Menschen und generiert die Devisen, die das Land benötigt, um seine Schulden zu bezahlen.«
Natürlich könnten in einem Szenario, in dem der Sozialismus auf der ganzen Welt verwirklicht würde, Ecuadors Schulden einfach gestrichen werden – aber der Rest von Levitz’ Punkten würde weiterhin gelten. Wie wäre es mit einem Szenario, in dem es nicht nur eine verstaatlichte Bananenindustrie in Ecuador gäbe, sondern eine globale sozialistische Gesellschaft, in der die Verteilung des Reichtums weltweit ausgeglichen wäre, sodass sich zum Beispiel ein sozialistisches Ecuador keine Sorgen um Auslandsschulden machen müsste und jeder auf der Welt gleichermaßen zögern würde, belastende Arbeiten zu erledigen? Wenn »gleichermaßen zögern« bedeuten würde, dass »niemand nirgendwo Lust auf Landwirtschaft hat«, dann würden in kurzer Zeit alle verhungern, und all das wäre kein Thema. Aber vielleicht stellen wir uns besser ein Szenario vor, in dem noch immer viel Landwirtschaft betrieben wird, es aber schwer ist, die Menschen davon zu überzeugen, besonders belastende Arten von Landwirtschaft zu betreiben.
Das beste Argument für die Annahme, dass die Bananenindustrie entweder ganz abgeschafft oder auf eine Größe geschrumpft würde, bei der Bananen in diesem Szenario nicht mehr in Flugzeuge verladen würden, ist die Tatsache, dass bei der derzeitigen Produktion die Produktionszahlen durch den Einsatz gefährlicher Pestizide hochgehalten werden. Wie Levitz betont, bestünde eine konsequente Lösung darin, dass mehr Arbeiterinnen und Arbeiter weniger Stunden arbeiten, um die Belastung für alle zu minimieren. Das entspricht der traditionellen sozialistischen Vorstellung, dass alle schmutzigen oder unangenehmen Arbeiten, die auch in einer fortschrittlichen sozialistischen Gesellschaft noch verrichtet werden müssen, zumindest viel besser verteilt werden könnten. Ich finde jedenfalls, dass die Vorhersage »keine Bananen für dich nach der Revolution« eine grundsätzlichere Unplausibilität aufweist.
Wie Levitz darlegt, würde die Verwirklichung des Sozialismus in Ecuador und die Ermächtigung der ecuadorianischen Arbeiterklasse nicht dazu führen, dass die Bananenproduktion kurzfristig gestoppt oder auch nur deutlich verlangsamt würde, wenn man die aktuellen Interessen Ecuadors und die aktuellen Forderungen der ecuadorianischen Bananenarbeiter berücksichtigt. Langfristig könnte sich das ändern, wenn eine hinreichend fortgeschrittene Form einer wirklich globalen sozialistischen Gesellschaft die Bedingungen auf der ganzen Welt angleichen und diese Berechnungen ändern würde – aber angesichts des derzeitigen Tempos, mit dem die Automatisierung der Landwirtschaft voranschreitet, bin ich mehr als nur ein wenig verwirrt, warum irgendjemand vorhersagen würde, dass die Dinge in dieser Reihenfolge passieren würden. Glaubt wirklich irgendjemand, wir wären dem globalen Sozialismus so nahe, dass wir die fortschrittlichste und global ausgeglichenste Art der sozialistischen Zukunft erreichen werden, bevor wir die Technologie haben, um die Anteil menschlicher Abeitskraft an der Massenproduktion von Bananen zu minimieren?
Das scheint unwahrscheinlich. Aber fairerweise muss man sagen, dass die Geschichte voller Überraschungen ist, und man nicht ausschließen kann, dass die Dinge in der Reihenfolge geschehen, in der sie geschehen müssten, damit diese Vorhersage Sinn ergäbe. Aber selbst wenn dies der Fall wäre, würde es sich um eine Phase der sozialistischen Geschichte handeln, in der Bananen in Deutschland und Ohio selten wären, und nicht um einen Dauerzustand, in dem Bananen etwas wären, worüber man in Geschichtsbüchern lesen würde, die von den schlechten alten Zeiten des kapitalistischen Raubbaus auf Bananenplantagen berichten. Und so oder so ist der Instinkt zumindest einiger Teilnehmender der Bananen-Debatte, die Besorgnis über den Zugang zu Konsumgütern als eine Angelegenheit verwöhnter Amerikaner zu verharmlosen, die sich nicht vorstellen können, auf ihre »Leckereien« zu verzichten, zutiefst fehlgeleitet.
Der Kernpunkt der materialistischen Geschichtstheorie von Marx ist, dass der Kapitalismus trotz all seiner Schrecken kein vermeidbarer moralischer Fehler war, sondern eine notwendige Phase der historischen Entwicklung, die die fortschrittlichste ökonomische Maschinerie zur Produktion von materiellem Überfluss in der Geschichte der Menschheit hervorgebracht hat. Was auch immer mit diesem oder einem anderen Produkt geschieht – der allgemeine Punkt ist, dass eine gerechtere Verteilung dieses Überflusses eine Vision ist, hinter der sich die Massen versammeln können. Die Abschaffung dieses Überflusses ist es nicht.
Keine Gesellschaft hat sich jemals freiwillig auf ein niedrigeres Produktivitätsniveau zurückgezogen, und es ist unrealistisch, zu erwarten, dass dies in Zukunft geschehen wird. Wenn der »Sozialismus« im Sinne der Ausweitung der Demokratie auf die Wirtschaft so schlecht darin ist, Konsum zu gewährleisten, wie der »Sozialismus«, der in Ländern wie der DDR existierte, dann wird er niemals die weltweit dominierende Produktionsweise werden. Stattdessen muss unsere Vision ein wahrhaft universeller Reichtum sein.
Ben Burgis lehrt Philosophie und ist der Autor des Buches »Give Them an Argument: Logic for the Left« (Zero Books, 2019) sowie Host des Podcasts Give Them an Argument.