10. September 2025
Im Anschluss an die Sensationserfolge in Graz und Salzburg ging die KPÖ bei den Nationalratswahlen leer aus. Jetzt widmet sie sich dem Aufbau in der Breite, um in Zukunft für solche und noch größere Herausforderungen gewappnet zu sein.
»Das aktuell wohl wichtigste Projekt ist allerdings die Formulierung einer einheitlichen Linie für die Bundespartei.«
In den ersten Wahlen nach der Pandemie gelang der KPÖ ein Sieg nach dem anderen. Elke Kahr wurde im November 2021 überraschend Bürgermeisterin von Graz, Kay-Michael Dankl exportierte das Grazer Modell nach Salzburg und holte damit 12 Prozent bei den Landtagswahlen 2023 und sogar 23 Prozent bei den Gemeinderatswahlen 2024. Pia Tomedi zog ebenfalls 2024 in den Innsbrucker Gemeinderat ein.
Für österreichische Linke wie mich – um die dreißig, noch nie konkrete politische Verbesserungen erlebt, die über den Bau eines Radwegs hinausgehen – verkörperte der Erfolg der KPÖ in den Bundesländern etwas, das es lange nicht gab: Hoffnung. Diese strahlte auch nach Deutschland aus. Nicht nur wir hier bei Jacobin, sondern weite Teile der linken bis linksliberalen Medienlandschaft veröffentlichten positive Bezugnahmen auf die KPÖ. »Zehn Punkte, die die KPÖ ganz anders macht«, titelte etwa der Freitag, in der Taz hieß es, die KPÖ gelte als »spannendste Linkspartei Europas«. Sogar die Zeit schrieb, die deutsche Linkspartei könne »von ihr lernen«.
Und tatsächlich strebten Teile der Linkspartei mit einem Fokus auf das Thema Wohnen und Sozialsprechstunden eine »KPÖisierung« ihrer Partei an. Slogans wie »Abgehobene Gehälter führen zu abgehobener Politik«, die heute von Linkenpolitikern verwendet werden, kannte man davor bereits aus Österreich. Doch während die Linkspartei mit einem KPÖ-angehauchten Wahlkampf bei der vergangenen Bundestagswahl große Gewinne erzielte, blieben die Wahlerfolge in Österreich selbst zuletzt aus. Die KPÖ zog 2024 trotz Zugewinnen nicht in den Nationalrat und ebenso wenig in den Wiener Gemeinderat ein, bei der Landtagswahl in der Steiermark gab es sogar kleine Verluste.
Der große Hype der letzten Jahre ist also erst einmal gebrochen. Damit ist aber nicht gesagt, der Aufschwung der Partei sei an ein Ende gekommen. Die Ergebnisse zeigen vielmehr zwei Dinge: Erstens, dass die Partei überregional noch nicht weiß, wer sie sein will. Und zweitens, dass das Ziel der KPÖ – eine kommunistische Politik für das 21. Jahrhundert zu entwickeln – einen langen Atem brauchen wird.
Die KPÖ hat in den letzten Jahren veranschaulicht, wie man im städtischen Raum, wo die Miete so hoch wie die Sozialdemokratie schwach ist, eine solide Wählerbasis aufbauen kann. Es ist ihr gelungen, mit betonter Bodenständigkeit, Sozialsprechstunden, klaren Botschaften besonders in Sachen Wohnpolitik und lokaler Verankerung ein relevanter Faktor in der österreichischen Regionalpolitik zu werden.
Auch der Einzug in den Nationalrat war kein Hirngespinst – die Umfragen sahen die Partei in den Wochen davor etwa bei 3 von nötigen 4 Prozent. Aber im Wahlkampf zeigte sich auch, dass es immer noch viel zu wenig Leute in der Partei gab, um eine Kampagne dieser Größenordnung bewältigen zu können. Regionen wie das Südburgenland mussten etwa von Graz aus bespielt werden, in vielen Teilen des Landes war die KPÖ praktisch gar nicht wahrnehmbar.
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Magdalena Berger ist Assistant Editor bei JACOBIN.