27. April 2024
An diesem Tag im Jahr 1972 starb Ghanas erster Präsident Kwame Nkrumah. Er wusste, dass politische Unabhängigkeit allein nicht reichte – erst ein vereintes sozialistisches Afrika würde sich wirklich von seinen früheren Kolonialherren befreien können.
Kwame Nkrumah ist bis heute für viele Afrikanerinnen und Afrikaner ein Symbol der Hoffnung.
Heute jährt sich der Todestag von Ghanas erstem Premierminister und Präsidenten, Kwame Nkrumah. Nkrumahs panafrikanischer Traum sah ein geeintes Afrika vor, frei von neokolonialer Ausbeutung und in der Lage, sich auf der Weltbühne als gleichberechtigter Partner zu präsentieren. Obwohl diese Träume leider nie vollständig verwirklicht wurden, inspirieren sie weiterhin Generationen von Afrikanerinnen und Afrikanern sowie die weltweite Diaspora.
»Heute, von jetzt an, gibt es einen neuen Afrikaner in der Welt! Dieser neue Afrikaner ist bereit, seine eigenen Schlachten zu schlagen und zu zeigen, dass der schwarze Mann schließlich in der Lage ist, seine eigenen Angelegenheiten zu regeln.« Mit diesen Worten verkündete Kwame Nkrumah am 6. März 1957, dass die ehemalige britische Kronkolonie Goldküste zum unabhängigen Staat Ghana geworden war. Dies war die erste Nation südlich der Sahara, die die Unabhängigkeit von ihren Kolonialherren erlangte. Das Ereignis löste eine Welle von Unabhängigkeitsbewegungen auf dem gesamten Kontinent aus.
Als überzeugter Sozialist und Panafrikanist erklärte Nkrumah auch, dass »unsere Unabhängigkeit bedeutungslos ist, wenn sie nicht mit der vollständigen Befreiung Afrikas verbunden ist«. Nkrumahs Wunsch nach einem geeinten, befreiten und sozialistischen Afrika erwuchs weitgehend aus dem fünften Panafrikanischen Kongress, der 1945 in Manchester stattfand und hauptsächlich von dem radikalen panafrikanischen Gelehrten George Padmore organisiert wurde, der bis zu seinem Tod 1959 Berater und Mentor Nkrumahs werden sollte.
George Padmore und seine Politik hatten großen Einfluss auf Nkrumah. Padmore war seit den 1920er Jahren aktiver Kommunist und engagierte sich schon früh im Rahmen des American Negro Labor Congress für die Kämpfe der schwarzen Arbeiterinnen und Arbeiter. Nkrumah lernte Padmore durch einen anderen bahnbrechenden schwarzen Marxisten, C. L. R. James, kennen, den der künftige ghanaische Anführer während seines Aufenthalts in Amerika kennengelernt hatte. Dort kam er auch erstmals mit radikalen Autoren von Marcus Garvey bis W. E. B. Du Bois in Berührung.
Du Bois hatte eine Schlüsselrolle bei der Organisation des vierten Panafrikanischen Kongresses in New York 1927 gespielt. Der fünfte Kongress fand jedoch zu einem entscheidenden historischen Zeitpunkt statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Imperien weltweit geschwächt, und es entstand eine Bewegung, die den unterworfenen Völkern der Welt Selbstbestimmung zuerkennen wollte. Es war eine Bewegung, die nicht nur darauf abzielte, die Ketten der kolonialen Herrschaft zu sprengen, sondern neue Gesellschaften aufzubauen, die grundsätzlich frei von Unterdrückung und Ausbeutung waren.
»Die Veröffentlichung von Neocolonialism war so aufsehenerregend, dass das US-Außenministerium wütend wurde und Millionen von Dollar aus der ›Food-for-Peace‹-Hilfe zurückzog.«
Nach den Worten des Historikers Hakim Adi diente der Kongress als radikale »Blaupause für ein neues Afrika«. Die Delegierten forderten die Kolonialmächte kollektiv heraus und wandten sich entschieden gegen das »Monopol des Kapitals und die Herrschaft des privaten Reichtums und der Industrie allein für den privaten Profit«. In Anlehnung an das Kommunistische Manifest von Marx und Engels erging auf dem Kongress ein Aufruf an die kolonisierten Völker: »Koloniale und unterworfene Völker der Welt – vereinigt euch!«
Unter Nkrumah wurde das gerade unabhängig gewordene Ghana (benannt nach dem Titel des Herrschers des vorkolonialen westafrikanischen Wagadou-Reiches) schnell zu einem Leuchtturm für panafrikanische Solidarität und antikoloniale Agitation. Im Geiste des Panafrikanischen Kongresses von Manchester fand in Accra 1958 die erste Gesamtafrikanische Volkskonferenz (All-African Peoples’ Conference) statt, an der auch Delegierte aus den Kolonien teilnahmen, die noch unter imperialer Herrschaft standen. Einer dieser bemerkenswerten Delegierten war der kongolesische Aufrührer Patrice Lumumba, der später an der Spitze der kongolesischen Nationalbewegung (MNC) die Unabhängigkeit von Belgien erlangte und nur zwei Jahre später die Demokratische Republik Kongo (DRK) gründete.
Der Höhepunkt der beiden Konferenzen war die Organisation für Afrikanische Einheit (OAU), die hauptsächlich von Nkrumah organisiert wurde. Während die OAU von Streitigkeiten geplagt war und von vielen als ineffektiv und bürokratisch angesehen wurde, konnte sie gelegentlich auch die Stärke der afrikanischen Solidarität demonstrieren. Zu ihren besten Momenten gehörte die Unterstützung von Umkhonto we Sizwe, dem militärischen Arm des African National Congress (ANC), während des Kampfes gegen die Apartheid und von simbabwischen Kämpfern im Kampf gegen die Kolonialherrschaft in Rhodesien.
Nkrumah erkannte die praktischen Grenzen der nominellen Unabhängigkeit, die in den 1960er Jahren in Afrika um sich griff. Sein 1965 erschienenes Werk Neocolonialism, the Last Stage of Imperialism (eine Hommage an Wladimir Lenins Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus) war eine vernichtende und vorausschauende Kritik an den »neokolonialen« Praktiken.
In Neocolonialism machte Nkrumah deutlich, dass Ghana in Bezug auf Finanzhilfe und Investitionen weiterhin stark von den ehemaligen imperialen Mächten abhängig war. Das Buch leistete einen wichtigen Beitrag zur afrikanischen politischen Philosophie, indem es Jean-Paul Sartres Theorie des Neokolonialismus in einen afrikanischen Kontext einführte und das titelgebende Konzept popularisierte. Die Definition des Neokolonialismus wird in der Einleitung des Buches kurz und bündig zusammengefasst:
»Das Wesen des Neokolonialismus besteht darin, dass der Staat, der ihm unterworfen ist, theoretisch unabhängig ist und über alle äußeren Merkmale internationaler Souveränität verfügt. Doch in Wirklichkeit wird sein Wirtschaftssystem und damit auch seine politische Ordnung von außen gelenkt.«
Nkrumah versuchte, diese wirtschaftliche Abhängigkeit zu überwinden, indem er eine Politik der Industrialisierung und Modernisierung der Wirtschaft verfolgte. Das Herzstück dieser Politik war das Volta River Project, das den Akosombo-Staudamm hervorbrachte – eine riesige Wasserkraftanlage, die Ghanas Aluminiumindustrie mit Energie versorgte. Aber auch das Buch selbst erregte Aufsehen bei den westlichen Mächten. Die Veröffentlichung war so aufsehenerregend, dass das US-Außenministerium wütend wurde und Millionen von Dollar aus der »Food-for-Peace«-Hilfe zurückzog – eine damals beispiellose wirtschaftliche Repressalie.
»Nicht in die Falle zu tappen, sich entweder dem West- oder dem Ostblock zu unterwerfen, war eine Priorität, wenn Nkrumahs panafrikanischer Traum Wirklichkeit werden sollte.«
Nkrumahs Beziehung zu den beiden Supermächten des Kalten Krieges – den USA und der Sowjetunion – prägte die Richtung seiner Politik in hohem Maße. Es ist von entscheidender Bedeutung, Ghana und die aufstrebenden unabhängigen afrikanischen Nationen im Kontext des Kalten Krieges zu verstehen. Angesichts der Tatsache, dass die beiden globalen Hegemone um politischen und wirtschaftlichen Einfluss in der Region wetteiferten, verpflichtete sich Nkrumah öffentlich zu einer Doktrin der Blockfreiheit – ein heikler Balanceakt, der geschickte politische Manöver erforderte.
In diesem neuen Zeitalter der Atomwaffen würde der Stellvertreterkrieg für beide Supermächte zur Waffe der Wahl werden – und nicht in die Falle zu tappen, sich entweder dem West- oder dem Ostblock zu unterwerfen, war eine Priorität, wenn Nkrumahs panafrikanischer Traum Wirklichkeit werden sollte. Nkrumah forderte Lumumba sogar auf, keine weitere sowjetische Hilfe anzunehmen, da es »für uns alle in Afrika eine Katastrophe wäre«, wenn in der Demokratischen Republik Kongo ein Stellvertreterkrieg entfacht würde. Leider erwies sich die Dynamik des Wettbewerbs der Supermächte für Lumumba wie auch für Nkrumah selbst als unüberwindbar.
In der afrikanischen Diaspora wird Nkrumah heute weitgehend als Befreier angesehen. Während dies sicherlich für einen Großteil seiner Amtszeit zutraf, wurde das Bild in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit komplexer. Angesichts einer zunehmenden Zahlungsbilanzkrise, interner Opposition und zunehmender Paranoia nach mehreren Mordanschlägen erklärte Nkrumah 1964 seine Convention People’s Party (CPP) zur einzigen legalen politischen Partei und sich selbst zum Präsidenten auf Lebenszeit.
Es folgte eine Reihe von repressiven Maßnahmen gegen Andersdenkende, die durch den berüchtigten Preventive Detention Act (PDA) erleichtert wurden. Ghana wurde faktisch zu einem Einparteienstaat. Nkrumahs wachsende Unbeliebtheit und seine zunehmende Annäherung an den Ostblock gipfelten in seinem Sturz durch einen angeblich von den USA und Großbritannien unterstützten Militärputsch im Jahr 1966. Bittere Ironie: Die Junta, die ihn ablöste, begründete seine Absetzung mit Nkrumahs Bereitschaft, ghanaische Truppen in den afrikanischen Befreiungskämpfen einzusetzen.
Dieses Regime sollte bald Nkrumahs These über die Grenzen der Unabhängigkeit bestätigen, indem es die Maßnahmen zur Strukturanpassung der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds ausführte. Die Junta beaufsichtigte eine Kampagne zur Privatisierung staatlicher Unternehmen, die Nkrumahs wirtschaftliche Errungenschaften wieder zunichtemachte. Der Neokolonialismus war lebendig und wohlauf.
Nkrumah lebte für den Rest seines Lebens im Exil in Guinea. Als Zeichen des Respekts für seine Leistungen ernannte der Präsident des Landes, Ahmed Sékou Touré, Nkrumah zum Ehren-Kopräsidenten. Seine Paranoia bezüglich der CIA-Attentate sollte sich im Exil noch verstärken, und sein Gesundheitszustand verschlechterte sich langsam, bis Nkrumah 1972 verstarb.
Trotz all seiner Fehler ist Nkrumah für viele Afrikanerinnen und Afrikaner, die auf einem wirklich freien Kontinent leben wollen, ein Symbol der Hoffnung. Obwohl sein panafrikanischer Traum nie verwirklicht wurde, verfolgte er mit seinem Streben nach einem geeinten Afrika ein klares Ziel: Autonomie, Einheit und Würde für unterdrückte Völker, die jahrhundertelang von der Brutalität des Kolonialismus und der imperialistischen Rohstoffgewinnung heimgesucht worden waren. Auf diese Weise inspiriert uns Nkrumahs panafrikanisches, sozialistisches Erbe weiterhin – und bietet für Revolutionärinnen und Revolutionäre unserer Zeit einen Weg nach vorn.
Perry Blankson ist Kolumnist bei Tribune, Redaktionsmitglied beim History Matters Journal und Koordinator beim Young Historians Project.