08. Dezember 2022
Du dachtest, Deine Miete ist zu teuer? Die neue Idee eines Startups: Versuch mal, sie noch teurer zu leasen!
Aber wie genau erwirtschaftet Ownr seine Gewinne?
»Jetzt kannst du Eigentum«, liest man in Hamburg und Berlin seit einigen Wochen auf Plakaten. Geworben wird für Immobilienkauf als Lösung für die Wohnungsnot. Hat sich Franziska Giffey von Margaret Thatcher inspirieren lassen und startet eine Berliner Version von deren berüchtigter »Right to Buy«-Politik? Nein. Wie so oft steckt hinter den knalligen Plakaten mit großen Versprechungen ein kleines Start-up – der einfallsreiche Name: Ownr. Auf einem Plakat sagt es sogar Investoren den Kampf an, mit den Worten: »Now koofen euch the real Berliners the apartments weg«.
Gründer des Hamburger Unternehmens ist Nils T. Kohle. Durch seine jahrelange Tätigkeit in der Immobilienbranche gelangte er zu der Erkenntnis: Die Menschen können sich keine Immobilien mehr leisten! Was natürlich stimmt, denn während die Immobilienpreise in unvorstellbare Höhen gestiegen sind, stagnierten die Löhne. Nicht nur kann sich fast niemand unter vierzig noch Eigentum leisten – die meisten können sich überhaupt nicht vorstellen, jemals Haus oder Wohnung selbst zu besitzen.
Das Start-up hat eine innovative Lösung gefunden: Leasing. Das bedeutet, dass Ownr ein Haus kauft und es für einen gewissen Zeitraum an die Kundin vermietet. Nach Ablauf der Zeit bekommt diese dann die Möglichkeit, das Haus zu einem vorher festgelegten Betrag zu kaufen. Heißt also: Während man versucht, irgendwie genug Eigenkapital zusammenzukratzen, um einen bezahlbaren Kredit zu bekommen, darf man schon zur (leicht erhöhten) Miete in der Immobilie wohnen. Das Prinzip ist so alt wie der Neoliberalismus selbst. Seit es in den 1990ern üblich wurde, Autos zu leasen, um den tatsächlichen Kauf zeitlich hinauszuzögern, sind Fahrräder, Computer und Handys dazu gekommen – und jetzt eben auch Wohnungen.
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Nils Schniederjann betreibt den YouTube-Kanal Feine Welt, auf dem er Politische Theorie vorstellt und diskutiert.