14. Dezember 2025
Fürst Hans-Adam II. macht keinen Hehl aus seinen Vorbehalten gegen die Demokratie. Doch das geht nicht nur das kleine Liechtenstein etwas an. Denn seine Mischung aus Feudalismus und Finanzkapitalismus ist ein Vorbild für Libertäre in aller Welt geworden.

Das Geschäftsimperium von Hans-Adam II. und seiner Familie umfasst unter anderem den Staat Liechtenstein.
Im Februar 2025 feierte das rund 25 Kilometer lange und 12 Kilometer breite Fürstentum Liechtenstein den 80. Geburtstag seines Fürsten Hans-Adam II. Der Herrscher des alpinen Ministaats mit 41.000 Einwohnern ist der reichste Monarch Europas. Sein Vermögen wird auf rund 12,6 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Offiziell hat sich der Souverän aus den Regierungsgeschäften zurückgezogen und die Prinzregentschaft 2004 auf seinen ältesten Sohn Alois übertragen. Doch Hans-Adam hat die Geschichte dieses kleinen Landes geprägt und seine Institutionen sowie seine Wirtschaft nachhaltig verändert. Dabei ist es zu einem Vorbild für die libertäre Rechte weltweit geworden.
In den seltenen Fällen, in denen Liechtenstein die Aufmerksamkeit der internationalen Medien auf sich zieht, geht es meist um skurrile Geschichten über seine überschaubare Größe. So »marschierte« 2007 eine kleine Gruppe Schweizer Soldaten versehentlich in das Land ein, nachdem diese sich bei einer Übung verirrt hatten. Sie zogen sich schnell wieder hinter die Grenze zurück, als sie merkten, wo sie waren. Es war nur einer von mehreren versehentlichen »Übergriffen« der Schweizer Streitkräfte. Echte Kriegsgefahr geht von diesen Missgeschicken nicht aus – Liechtenstein hat keine Armee.
Ebenso gibt es keinen Flughafen und nur eine einzige Eisenbahnlinie, die das schweizerische mit dem österreichischen Netz verbindet. Die Fußballnationalmannschaft ist einer der ewigen Prügelknaben Europas: In der jüngsten WM-Qualifikation landete Liechtenstein einmal mehr auf dem letzten Platz in seiner Gruppe; alle Spiele wurden verloren und dabei kein einziges Tor erzielt. In einem Quiz der New York Times aus dem Jahr 2020 wurden die großen Errungenschaften des Landes hervorgehoben: Zehn olympische Medaillen im Skisport sowie der Status als weltweit führender Zahnersatz-Hersteller.
Alles schön und unterhaltsam – doch Liechtensteins potenzielle Bedeutung für den globalen Kapitalismus ist viel größer, als man denken würde. Durch die Kombination des feudalen Erbes mit seinen eigenen libertären Visionen hat Hans-Adam den Weg für eine Spielart des Kapitalismus geebnet, die derzeit sehr in Mode ist, insbesondere unter rechten Tech-Mogulen, die die politische Landschaft umgestalten wollen.
Liechtenstein ist ein Überbleibsel aus Europas Feudalzeit. Das kleine Gebiet hat seinen Namen von der österreichischen Familie, die es Anfang des 18. Jahrhunderts gekauft hatte. Das den Habsburgern nahestehende Haus Liechtenstein erlangte mit diesen 160 Quadratkilometern entlang des Rheins den Status eines »souveränen Fürstentums«.
Das alltägliche Leben des Hauses und der Fürsten spielte sich damals allerdings woanders ab: Die Großgrundbesitzer hielten Ländereien in Österreich und Böhmen und residierten vornehmlich in einem prächtigen Palast im Herzen Wiens, den man heute noch bestaunen kann. Erst 1938, im Zuge des Anschlusses Österreichs an Nazi-Deutschland, zog die Familie in die liechtensteinische Hauptstadt Vaduz.
»Das Unvorstellbare geschah: In Vaduz kam es zu Demonstrationen gegen die ›Diktatur‹ des Fürsten.«
Zu dieser Zeit stand das Gebiet weitgehend unter schweizerischem Einfluss; seit 1924 gab es eine Zoll- und Währungsunion mit dem größeren Nachbarn. Wegen dieser Beziehung zur neutralen Schweiz ließ Adolf Hitler zum Zeitpunkt des Anschlusses die Hände von Liechtenstein. Für die Herrscherfamilie selbst ging es derweil um mehr als lediglich das Staatsgebiet: Die Liechtensteins waren reich, besaßen beträchtliche Besitztümer in Österreich und kontrollierten außerdem eine Bank, die sie in den 1930er Jahren erworben hatten. In den 1970ern erkannte Hans-Adam (der damals noch nicht die Nachfolge seines Vaters Franz Joseph II. angetreten hatte), dass er die Doppel-Stärke seiner Familie als politische Macht sowie Finanzimperium zukünftig zu seinem Vorteil nutzen könnte.
Um dieses Ziel zu erreichen, musste der Prinz, der 1984 zunächst Regent wurde und 1989 dann offiziell den Thron bestieg, den Einfluss der Schweiz schmälern. Er wollte Monarch eines im modernen Sinne souveränen Staates werden, um Regeln festlegen zu können, die seinen eigenen Geschäftsinteressen zugutekommen. Schon 1970 hatte er mit gerade einmal 25 Jahren eine berühmte Rede gehalten, in der er mahnte, sein Land müsse »aus dem Rucksack der Schweiz« heraussteigen.
Hans-Adams erster Schritt war, die Mitgliedschaft bei den Vereinten Nationen zu beantragen, die Liechtenstein 1990 auch bekam. Von da an war der Regent ein Staatsoberhaupt, das mit anderen auf Augenhöhe debattieren und in der UN-Generalversammlung mitreden durfte. Der nächste Schritt folgte 1993, als der Fürst sich dafür einsetzte, sein kleines Land in den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) zu integrieren und damit Teil des europäischen Binnenmarktes zu werden.
Ursprünglich hatte er das Ziel, das notwendige Referendum über die EWR-Mitgliedschaft abzuhalten, bevor die Bevölkerung der Schweiz ebenfalls über ihren Beitritt abstimmte (die schweizerische Öffentlichkeit schien dagegen zu sein). Gemäß der damals geltenden liechtensteinischen Verfassung von 1921 lag diese Entscheidung jedoch nicht in der Macht des Fürsten, und die Regierung weigerte sich, nachzugeben. Das Unvorstellbare geschah: In Vaduz kam es zu Demonstrationen gegen die »Diktatur« des Fürsten.
Letztendlich befürworteten die Einwohnerinnen und Einwohner des Fürstentums jedoch die EWR-Mitgliedschaft, während die Schweiz sie ablehnte. Hans-Adam hatte sich durchgesetzt, und das Land sollte nun vom Zugang sowohl zum EU- als auch zum schweizerischen Markt (sowie von der Stabilität des Schweizer Frankens) profitieren. Heute ist Liechtenstein der am stärksten industrialisierte Staat der Welt, wobei 38 Prozent seiner Wertschöpfung aus dem verarbeitenden Gewerbe stammen. Mit einem Pro-Kopf-BIP von 219.000 Dollar ist es nach Monaco außerdem das zweitreichste Land der Welt.
Für Hans-Adam blieb trotz seines Sieges im Referendum ein bitterer Nachgeschmack. Was, wenn das Volk eines Tages gegen ihn stimmen würde? Das wäre nicht nur für seinen Status als Souverän, sondern vor allem auch für seine geschäftlichen Interessen nicht akzeptabel. Denn hinter der Sicherung der Souveränität Liechtensteins stehen vor allem die Geschäftsziele von Hans-Adam.
In den 1980er Jahren fing Hans-Adam an, die Bankengruppe Liechtenstein Global Trust (LGT) im Ausland aufzubauen. Er erkannte das Potenzial seines Landes als Steueroase. Sein sogenanntes »Treuhand«-System ermöglichte den Aufbau von Trusts, mit denen die tatsächlichen Empfänger und Eigentümer von Geldern verschleiert werden konnten.
Da diese lukrative Geschäftsaktivität wachsen sollte, durfte Liechtenstein nicht im Schatten der Schweizer Banken bleiben. Die EWR-Mitgliedschaft garantierte freien Kapitalverkehr zwischen Liechtenstein und anderen europäischen Staaten, was die reichen Eliten des Kontinents anzog. LGT wurde zum Dreh- und Angelpunkt des Systems.
»Hans-Adam sieht Liechtenstein als den Besitz seiner Familie, den sie wie jedes andere Asset nutzen kann.«
Ebenso ermöglichte der neugewonnene Status Liechtensteins als souveräner Staat es Hans-Adam, die Beneš-Dekrete anzufechten. Mit diesen waren deutsche Landbesitzer in der Tschechoslowakei ab 1945 ohne Entschädigung enteignet worden. Das Haus Liechtenstein war einst einer der größten Landbesitzer in der Region gewesen und hatte im Zuge der Enteignungen alles verloren.
Hans-Adam war davon besessen, »sein« Land zurückzubekommen oder zumindest eine Entschädigung zu erhalten, die seinem Geschäftsimperium einen weiteren Schub verleihen würde. Nun konnte er als Oberhaupt eines souveränen Staates die Enteignung der Ländereien seiner Familie anfechten. 2020 reichte die liechtensteinische Regierung sogar eine Klage gegen die Beneš-Dekrete vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ein.
Diese Beispiele zeigen, wie Hans-Adam denkt. Er sieht Liechtenstein als den Besitz seiner Familie, den sie wie jedes andere Asset nutzen kann. Zwar stimmt er auf dem Papier der Idee der Demokratie zu, jedoch wird sie begrenzt durch seinen Willen. Der Fürst geht wie ein Großaktionär vor: Er hört den Angestellten im Betrieb zu und überlässt ihnen Details wie die alltägliche Staatsführung, aber wenn es um das große Ganze geht – um Entscheidungen, die er für wichtig hält – muss er das letzte Wort haben.
Die Demonstrationen von 1993 hatten gezeigt, dass er unter gewissen Umständen unter Druck geraten oder gar geschlagen werden kann. Deshalb legte er 2002 Pläne für eine umfassende Verfassungsreform vor. Diese Reform sollte ihm ein Vetorecht bei allen Gesetzen und bei der Ernennung von Richtern einräumen. Der Fürst drohte offen, seine Familie würde »nach Wien zurückgehen«, sollte der Vorschlag abgelehnt werden.
Auch hier zeigte sich die Unternehmerlogik des Fürsten: Da das Land Liechtenstein von der Familie Liechtenstein gekauft worden war, könne es auch kurzerhand wieder verkauft werden, wenn das Volk mit den Eigentümern nicht zufrieden ist. Der Referendum-Wahlkampf über die »Fürstliche Initiative« spaltete das normalerweise sehr friedliche Land tief. Während einer Sitzung des liechtensteinischen Parlaments geriet dessen Sprecher in Panik und rief aus: »Ohne den Fürsten sind wir nichts.«
Das Referendum fand im März 2003 statt. Hans-Adams Reformvorschlag wurde mit 64 zu 36 Prozent angenommen. Etwa 15.000 Personen – rund 87 Prozent der registrierten Wähler – beteiligten sich an der Abstimmung.
Für den Fürsten war damit ein wichtiger Sieg errungen. Im folgenden Jahr übergab er die Regierungsaufgaben an seinen Sohn, blieb aber weiterhin der Familien-Patriarch im Hintergrund. Tatsächlich teilte er das Reich unter seinen drei Söhnen auf, übertrug Alois die Verwaltung der Staatsgeschäfte, Max die Leitung der LGT-Finanzgruppe und dem 2023 verstorbenen Constantin die Verwaltung des restlichen Vermögens (denn die Führung des Fürstentums ist nur eine der vielen Aktivitäten der Familie).
»Nach Hans-Adams Verständnis ist Demokratie lediglich eine Methode, Privateigentum zu verwalten. Und natürlich muss das Eigentum immer das letzte Wort haben.«
Das Drohen und Erpressen hatte Erfolg gezeigt: In Liechtenstein stellte niemand mehr die Macht des Fürsten in Frage. Ein weiteres Referendum wurde 2012 abgehalten, nachdem der Prinz gedroht hatte, die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen zu blockieren. Diesmal sprachen sich sogar 76 Prozent der Wählerinnen und Wähler gegen den Vorschlag aus, mit dem die Vetorechte des Monarchen zurückgestutzt worden wären.
Somit ist der reiche Kleinstaat heute eine »Demokratie von des Fürsten Gnaden«, wie es eine Einwohnerin mir gegenüber ausdrückte. Es gibt Wahlen, das Parlament beschließt Gesetze. Doch alles bleibt im Rahmen dessen, was für die Fürstenfamilie akzeptabel ist, sprich: im Sinne ihrer materiellen Interessen. Faktisch kann ein Mann alle anderen überstimmen.
Die besagten finanziellen Interessen der Herrscherfamilie haben sich im Laufe der Zeit etwas gewandelt. 2009 geriet das Land in eine Krise, nachdem ein Whistleblower den deutschen Behörden Dokumente übergeben hatte, die das Ausmaß der Steuerhinterziehung in Liechtenstein aufzeigten. Nach anfänglichem Widerstand gab der Prinzregent Alois letztendlich die bisherige Strategie auf, auf Schwarzgeld zu bauen. Heute lässt sich Liechtenstein tatsächlich nicht mehr als Steueroase bezeichnen; sein Justizsystem arbeitet mit ausländischen Behörden zusammen; es wurden Steuerabkommen mit den meisten und größten westlichen Ländern unterzeichnet.
Das bedeutet allerdings nicht, dass die Familie ihre Geschäftsaktivitäten eingestellt hätte. Unter der Führung von Max hat sich die LGT zu einer Privatbank gewandelt, die besonders um wohlhabende Kunden wirbt, wobei versprochen wird, deren Gelder so zu verwalten wie die der Fürstenfamilie selbst. Die Bank ist erfolgreich und verzeichnet vor allem in Asien starkes Wachstum. Stand Juni 2025 verwaltet sie ein Gesamtvermögen von fast 360 Milliarden Schweizer Franken (etwa 380 Milliarden Euro) und hat Niederlassungen in fünfzehn Ländern, von Irland und Spanien bis Singapur und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Hans-Adams persönliches Vermögen von 12,6 Milliarden Dollar liegt derweil 25 Prozent höher als das jährliche Gesamt-BIP seines Landes – über das seine Familie ohnehin massive Kontrolle ausübt.
Der Fürst hat eine eigene Theorie entwickelt, mit denen er seine politischen und ökonomischen Praktiken begründet und untermauert. Diese legt er in seinem Buch Der Staat im dritten Jahrtausend dar. Hans-Adam sieht den Staat demnach als »Dienstleister«; es gebe eine »Partnerschaft« zwischen dem Eigentümer (also dem Fürsten selbst) und der Bevölkerung, die sozusagen als »Kundschaft« behandelt werden müsse. Nach diesem Verständnis ist Demokratie lediglich eine Methode, Privateigentum zu verwalten. Und natürlich muss das Eigentum immer das letzte Wort haben.
Hans-Adams Denken verbindet Anlehnung an die feudale Tradition mit der zentralen Rolle des Kapitalismus in der modernen Staatsführung. Letztlich ist das Veto des Fürsten-CEOs vergleichbar mit der Vorherrschaft des Kapitals über die Demokratie in anderen Ländern, wo das Kapital unpopuläre Maßnahmen des Staates ebenfalls »bestrafen« kann.
»Der libertäre Ökonom Hans-Hermann Hoppe hat ›ein Europa aus 1.000 Liechtensteins‹ als seinen Traum bezeichnet.«
Hans-Adams libertäre Überzeugungen sind offensichtlich. Er glaubt beispielsweise, dass territoriale Fragmentierung eine Garantie für gute Verwaltung sei, weil sie Staaten dazu zwinge, miteinander zu konkurrieren. Das passt perfekt zu seiner Vision vom »Dienstleisterstaat«. Dementsprechend wurde mit der Verfassungsreform von 2003 allen Gemeinden Liechtensteins (von denen jede höchstens ein paar tausend Einwohner hat) das Recht auf Abspaltung eingeräumt.
Die Ansätze des Fürsten von Liechtenstein sind in libertären Kreisen nicht unbemerkt geblieben. Der Ökonom und Anhänger von Murray Rothbard, Hans-Hermann Hoppe, versteht das Alpenland als Beispiel für seine Ansicht, die Monarchie sei der Demokratie in Sachen »Freiheit« überlegen. 2022 bezeichnete Hoppe »ein Europa aus 1.000 Liechtensteins« als seinen Traum. Das ähnelt stark den Ansichten Peter Thiels, der einst sagte: »Wenn wir die Freiheit voranbringen wollen, müssen wir die Anzahl der Länder erhöhen.« Auch Argentiniens Präsident Javier Milei bezeichnet Hoppe und Rothbard als wichtige Inspirationsquellen.
Hoppe imponiert an Liechtenstein besonders, dass der Staat im Grunde genommen in Privatbesitz ist. Wie Hans-Adam in seinem Buch selbst schreibt: »Sämtliche Kosten der Monarchie werden im Unterschied zu fast allen anderen Monarchien aus dem Privatvermögen des Fürsten beziehungsweise des Fürstenhauses bezahlt.« Der Staatsführer lebe also nicht von den Steuern seiner Untertanen – ganz im Gegenteil, sein Reichtum stütze den Staat (der natürlich wiederum sein väterliches Erbe ist). So wird diese Monarchie zu einer Art »Anarcho-Kapitalismus«: In jeder Hinsicht wird Macht privatisiert, und sie hängt stets mit Besitz und Geld zusammen.
In seinem 2001 erschienenen Buch Demokratie – Der Gott, der keiner ist betont Hoppe entgegen jeglicher historischer Beweislage, der Übergang von der Monarchie zur Demokratie sei ein Rückschritt gewesen. Schließlich würden sich Monarchen um ihr privates Vermögen kümmern und zögerten daher eher, Steuern zu erheben. Das fördere die wirtschaftliche Entwicklung. Die von Hoppe beschriebene ideale Monarchie ähnelt Liechtenstein unter Hans-Adam: Der Monarch braucht keine Steuern einzutreiben, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, da er ja ein eigenes Unternehmen namens Staat führt. Im Gegensatz dazu leben die Anführer einer Demokratie von Steuern und neigen daher viel mehr dazu, diese zu erhöhen.
Der Fürst von Liechtenstein hat nie öffentlich einen libertären Autor zitiert. Trotzdem sind die Ähnlichkeiten, beispielsweise zu Hoppes Denken, auffällig. Im Jahr 2020 beschrieb ein anderer libertärer Ökonom, Andrew Young, in einem Artikel für das Mises Institute das Land Liechtenstein als »die am ehesten ertragbare Staatsform, die es heute gibt«.
Hans-Adam hat dazu beigetragen, eine neue Art von Staat zu entwerfen. In diesem Konstrukt verschmilzt die klassische Staatsführung mit dem privatwirtschaftlichen Sektor rund um eine Monarchie feudalen Ursprungs. Dies erinnert auch an die Ideen von Curtis Yarvin, die heute im Silicon Valley so beliebt sind. Im Zuge des derzeitigen Aufstiegs eines kapitalistischen Autoritarismus scheint der Herrscher über das kleine Alpenland der Rechten den Weg zu weisen. Es ist ein Weg, auf dem Demokratie zu einem sinnentleerten Ritual wird.
Romaric Godin ist Wirtschaftsjournalist bei Mediapart sowie Autor von La Guerre Sociale en France, einer Studie über die autoritär-neoliberale Politik von Emmanuel Macron.