19. Juli 2023
Ein antidemokratisches Gremium leitet die Schuldenrückzahlungen und den Staatshaushalt Puerto Ricos. Nun hat der Supreme Court bestätigt, dass es weiterhin im Geheimen arbeiten darf und Dokumente nicht offenlegen muss.
Die einen sind Pleite, die anderen haben eine Yacht am Hafen von San Juan.
Das US-Außengebiet Puerto Rico ist seit 2016 bankrott und steht unter der antidemokratischen Kontrolle des Financial Oversight and Management Board (FOMB), das unter der Regierung von Barack Obama eingesetzt wurde.
In den 1950er und 60er Jahren galt der Inselstaat als Paradebeispiel für Demokratie und wirtschaftlichen Erfolg, das durch die »Übereinkunft« mit den USA seinen Kolonialstatus überwunden habe. Heute wird er jedoch weitgehend von einigen wenigen FOMB-Mitgliedern sowie einer New Yorker Bundesrichterin vom Festland aus regiert.
In Puerto Rico meinen die Menschen, sie müssten zumindest einen Einblick darin haben, was das FOMB tut. Alle lieben Transparenz – alle, außer offenbar der US-amerikanische Supreme Court. Denn dieser urteilte am 11. Mai, dass die puerto-ricanische Bevölkerung keinen Anspruch auf das Grundrecht auf Transparenz hat. Die schriftliche Begründung des Gerichts wurde auch von seinen »liberalen« Mitgliedern mitgetragen, darunter die Richterinnen Sonia Sotomayor und Ketanji Brown Jackson.
Der Zugang zu Informationen über das FOMB und seine Arbeitsweise ist essenziell, um es zur Rechenschaft zu ziehen und der neoliberalen Wende in Puerto Rico etwas entgegensetzen zu können. Das Gremium wurde mit einem bizarren Gesetz – mit dem fast schon zynischen Akronym PROMESA (spanisch für »Versprechen«) – geschaffen. Das PROMESA-Gesetzt gibt dem US-Kongress das Recht, dem Präsidenten mit Kandidatenlisten vorzuschreiben, wen er zum FOMB-Mitglied ernennen soll.
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Ramón Vela-Córdova arbeitet als Anwalt in Puerto Rico.