02. Oktober 2024
Wenn undurchsichtige Geldströme die Politik beeinflussen, ist das schlecht für die Demokratie. Das gilt auch für westliches Geld in den NGO-Sektoren anderer Länder.
»Internationale Einflussnahme und das Aufweichen von Souveränität sind schon okay, solange wir sie betreiben.«
Geld ist niemals »bloß Geld«. Es ist das reinste Destillat von Macht. Es bringt Dinge in Bewegung, unsichtbar, wie ein Magnet, den man unter einem Teller mit Eisenspänen bewegt. Diese Einsicht ist manchen Menschen unangenehm. Als die Großerbin Marlene Engelhorn 25 Millionen Euro ihres Vermögens öffentlich an die Gesellschaft zurückverteilte und dabei ungeniert über die Macht sprach, die ihr Geld ihr verleiht, reagierte ein Teil des (österreichischen) Establishments panisch und empört. Denn über Geld redet man nicht, man hat es.
Unregulierte Geldflüsse in der Politik höhlen unsere Demokratien von innen aus. Es ist kein Zufall, dass die USA in den vierzehn Jahren seit dem ominösen »Citizens-United«-Urteil des Obersten Gerichtshofes, das Obergrenzen für politische Spenden von Unternehmen aufhob, immer tiefer in eine Krise der Demokratie schlittern. Wir sind zu Recht entsetzt, wenn sich Politiker für Parteispenden oder gut bezahlte Aufsichtsratssitze – in den unvergesslichen Worten des ehemaligen Sebastian-Kurz-Intimus Thomas Schmid – zur »Hure für die Reichen« machen und gefällige Gesetze erlassen.
Der wortgewaltige Moralphilosoph Schmid hat mit der Wendung »wer zahlt, schafft an« etwas auf den Punkt gebracht, das wir alle wissen: Geld und Macht sind untrennbar verknüpft und Geldströme von Seiten mächtiger Interessengruppen gehören daher akribisch beleuchtet und kontrolliert. Aber die meisten wenden dieses Wissen nicht an, wenn es um unser Geld in den NGOs und politischen Systemen des Globalen Südens geht.
Wenn uns, wie in »Citizens United«, erzählt wird, dass unbegrenzte, nicht-transparente Geldströme an Politikerinnen und Politiker ein unabdingbarer Ausdruck der Freiheit sind, dann verstehen wir intuitiv, dass das höchst problematisch und missbräuchlich ist. Wenn ein Rechtsgutachten der Venedig-Kommission des Europarates zu dem jüngst beschlossenen georgischen »Gesetz zur Transparenz ausländischer Einflussnahme« argumentiert, dass allein schon die verlangte Offenlegung von Finanzierung aus dem Ausland die Vereinsfreiheit verletzt, dann sollte uns das ebenso stutzig machen. Es geht bei diesem Thema um grundlegende Fragen: um Macht und darum, wer für ihre Ausübung zur Verantwortung gezogen werden kann, um Demokratie und Souveränität.
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Almut Rochowanski ist Aktivistin und hat sich auf die Mobilisierung von Ressourcen für die Zivilgesellschaft in der ehemaligen Sowjetunion, darunter in Georgien und Russland, spezialisiert. Ihre anderen Publikationen zu diesem Thema sind auf Discomfort Zone nachzulesen.