17. Juni 2021
Die G7 verlängern die Pandemie. Beim Gipfel für Impfstoff-Internationalismus kommen progressive politische Kräfte und Impfstoffhersteller zusammen, um sie zu beenden.
Seit dem letzten G7-Treffen im Februar sind eine Million mehr Menschen an Covid-19 gestorben. Eine neue Welle der Pandemie ist definitiv hier – und mit ihr die Warnung, dass das Virus weiter mutieren und gegen bestehende Impfstoffe resistent werden könnte.
Doch trotz dieser tödlichen Dringlichkeit ist ein Plan und eine Zusage, die Welt zu impfen, in Cornwall nicht zustande gekommen. Selbst die angekündigte Zusage, eine Milliarde Dosen des Covid-19-Impfstoffs zu spenden – ein Bruchteil der 11 Milliarden Dosen, die die Welt braucht, und verteilt über anderthalb Jahre –, fiel bis zum Ende des Treffens auf 870 Millionen, von denen nur 613 Millionen Dosen wirklich neu sind.
Wir können nicht ernsthaft von den G7-Regierungschefs erwarten, dass sie ein globales Gesundheitssystem in Frage stellen, das sie selbst aufgebaut haben. Ebenso wenig können wir auf neue Wohltätigkeitsversprechen warten. Während die G7-Staaten für Fotos am Strand posieren, beschleunigen neue besorgniserregende Varianten den Angriff des Virus: die Alpha-Variante in Großbritannien, Beta in Südafrika, Gamma in Brasilien und jetzt Delta in Indien. Jede Minute, um die sich die globale Zusammenarbeit verzögert, bedeutet eine weitere Nachbarschaft gefährdeter Leben.
Bis heute haben die G7-Länder mehr als ein Drittel des weltweiten Impfstoffvorrats aufgekauft, obwohl sie nur 13 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. Afrika hingegen, mit seinen 1,34 Milliarden Menschen, hat gerade einmal 1,8 Prozent seiner Bevölkerung geimpft. Das Ergebnis: Bei der derzeitigen Rate werden Länder mit niedrigem Einkommen 57 Jahre warten müssen, bis alle Menschen vollständig geimpft sind.
Deshalb bringt die Progressive Internationale eine neue planetarische Allianz von Regierungsministerinnen und -ministern, politischen Führungspersönlichkeiten und Impfstoffherstellern zu einem Notfallgipfel für Impfstoff-Internationalismus (#VaccineInternationalism) zusammen.
In diesem Moment muss jedes Labor, jede Fabrik, jedeWissenschaftlerin und jeder Mitarbeiter im Gesundheitswesen in die Lage versetzt werden, mehr Impfstoffe für alle und überall zu produzieren und zu liefern. Stattdessen haben die Länder mit hohem und mittlerem Einkommen mehr als 85 Prozent des weltweiten Impfstoffvorrats aufgebraucht. Viele haben nichts getan, um Patentmonopole auf Impfstoffe aufzuheben. Keines von ihnen hat etwas getan, um einen Transfer von Impfstofftechnologie auf der Welt zu erzwingen.
Heute, da der größte Teil der Welt damit kämpft, überhaupt Impfstoffe zu haben, kämpfen die Vereinigten Staaten und andere reiche Länder mit einem baldigen riesigen Überschuss an Impfstoffen.
Es könnte kaum deutlicher sein: Das Ende dieser Pandemie wird jetzt künstlich hinausgezögert. Sie könnte beendet werden – laut Public Citizen könnten wir in einem Jahr genug Impfstoffe herstellen – aber anstatt Technologie zu teilen und bei der Herstellung von Impfstoffen zu kooperieren, entscheiden sich mächtige Pharmakonzerne dafür, sie zu verlängern. Der IQVIA-Bericht über den potenziellen Markt für Auffrischungsimpfungen ist aufschlussreich: Bis 2025 werden weltweit schätzungsweise 157 Milliarden Dollar für Covid-19-Impfstoffe ausgegeben werden. Die Regierungen haben bereits außerordentliche Summen öffentlicher Gelder in private Taschen transferiert und neun neue Milliardäre geschaffen – Pharma-Manager, die vom Monopol auf Covid-19-Impfstoffe reichlich profitiert haben. Ihr kombinierter Reichtum reicht aus, um etwa 780 Millionen Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen vollständig zu impfen.
Das kann so nicht weitergehen. Deshalb kommen jetzt Delegationen aus dem Globalen Süden zusammen, um Modelle des Impfstoff-Internationalismus zu demonstrieren – Kuba, Bolivien, Argentinien, Mexiko, Kenia, Kerala und andere. Ihrem Aufruf schließen sich Verbündete aus dem Globalen Norden an, aus Großbritannien, Kanada, Neuseeland – die bereit sind, ihre Regierungen aufzufordern, ihre Loyalität gegenüber Big Pharma zu beenden und ihre Kontrolle über globale Gesundheitsinstitutionen aufzugeben. Mit Impfstoffherstellern wie Virchow, Biolyse und Fiocruz, die ihre Bereitschaft erklären, ihren Teil beizutragen, hat diese Koalition ein einfaches Ziel: Impfstoffe für alle zu produzieren, zu verteilen und zu liefern.
Mit diesem Gipfel schlägt die Progressive Internationale Alarm: Unser Leben und unsere Freiheit sind in Gefahr, und die Souveränität des Südens steht auf dem Spiel. Diese progressiven Kräfte kommen zusammen, um die Bühne für eine neue Art von Politik zu bereiten, in der Solidarität mehr als ein Slogan ist.
Wir rufen eine planetarische Allianz für Impfstoff-Internationalismus (#VaccineInternationalism) ins Leben. Schließ dich uns an.
Varsha Gandikota-Nellutla und Ana Caistor Arendar sind Koordinatorinnen des Progressive International Summit for Vaccine Internationalism.
Dieser Beitrag erschien ursprünglich bei der Progressiven Internationale.
Varsha Gandikota-Nellutla ist Koordinatorin des Kollektivs für Schuldengerechtigkeit der Progressiven Internationale. Sie ist zudem Koordinatorin des Plans der Progressiven Internationale und Mitglied des Kabinetts. Varsha kommt aus Hyderabad, Indien.