13. September 2021
Dirk Roßmann hat einen ganz eigenen Plan für die Rettung der Welt: Schritt eins: einen Thriller schreiben. Schritt zwei: erledigen die Mächtigen.
In Der neunte Arm des Oktopus schließen sich die USA, Russland und China zu einer Weltallianz der G3 zusammen, die sich die Welt unterwirft und die Klimakatastrophe mittels militärischer Gewalt abwendet. 400 Seiten lang dreht sich der Autor Dirk Roßmann um die Frage, ob die globale Erwärmung nicht »mit allen Mitteln aufgehalten werden« müsse, »selbst, wenn sie brutal und diktatorisch« wären.
Seine Antwort: Ja. Zu diesem vorgefassten Urteil führt ihn eine Reihe weitgehend unzusammenhängender und nichtssagender Szenen und Gespräche im Zeitraum zwischen 2019 und 2100, die irgendwie einen Roman ergeben sollen. Die dystopische Öko-Diktatur der Weltmächte, die der zur Schriftstellerei berufene Drogerie-Mogul skizziert, hält er selbst für eine positive »politische Vision«: Zwar übernehmen die G3 in seinem Buch mit militärischen Mitteln die Welt, aber immerhin tun sie das im Interesse der Schöpfung.
Ideologische Fragen sind Roßmann bei alledem nur lästig. »Die Klimakatastrophe kannte keine Ländergrenzen, keine politischen Autonomien, keine Ideologien«, schreibt er. Ach, wie schön wäre doch eine Welt ohne politische Kämpfe. »Warum immer nur gegeneinander, warum nicht miteinander?«, fragt Roßmann – frei nach Wilhelm II. könnte er ebenso gut sagen: »Ich kenne keine Klassen mehr, ich kenne nur noch das Klima.«
Franziska Heinisch ist Kolumnistin bei JACOBIN.