22. Mai 2025
Irgendwann, wenn es zu spät ist, werden alle gegen den Genozid in Gaza gewesen sein, schreibt der Kriegsreporter Omar El Akkad in seinem anklagenden neuen Essay, in dem er mit der Doppelmoral des westlichen Liberalismus abrechnet. In den USA bereits ein Beststeller, ist das Buch nun auch auf Deutsch erschienen. JACOBIN hat mit ihm gesprochen.
»Ich bin ich an einem Punkt angelangt, an dem mich die deutsche, amerikanische oder kanadische Nabelschau nicht mehr interessiert«, erkärt El Akkad.
Eines Tages werden alle immer schon dagegen gewesen sein – so lautet der Titel des eindringlichen Essays des Journalisten und Kriegsreporters Omar El Akkad. In Anbetracht des Genozids in Gaza beschreibt er die politische Bankrotterklärung des westlichen Liberalismus. Er kann nicht wegsehen; er benennt die Dinge beim Namen – und klagt an: Eines Tages, wenn es keine persönlichen Konsequenzen mehr hat, wenn es zu spät ist, wenn sich niemand mehr zur Rechenschaft ziehen lässt, werden alle schon immer dagegen gewesen sein. Dann werden sich neue postkoloniale Institute und Poesie-Abende mit dem geschehenen Unrecht auseinandersetzen.
Die israelische Regierung hat eine neue Militäroffensive begonnen, dessen Ziel die Besatzung von Gaza ist. Unterstützt wird sie, trotz einigen mahnenden Worten, darin weiterhin nicht zuletzt von den USA und auch Deutschland. Wird sich der Wind hierzulande auch langsam drehen? Im Gespräch mit JACOBIN spricht Omar El Akkad über seine tiefe politische Desillusionierung und darüber, wie er auf die Debatte in Deutschland blickt.
Ihr Buch Eines Tages werden alle immer schon dagegen gewesen sein ist nun auch auf Deutsch erschienen. Es ist ein poetischer und politischer Essay, in dem Sie Erinnerungen an Ihre Kindheit und Jugend – geboren in Ägypten, aufgewachsen in Katar und Kanada – verbinden mit Ihren Erfahrungen als Journalist und Autor in Kanada und den USA, wo Sie heute leben. Sie dokumentieren, verbunden mit dem Völkermord in Gaza, einen Prozess des politischen Erwachens, der letztlich zum Bruch mit dem westlichen Liberalismus und der Demokratischen Partei führte. Warum kam dieser Bruch erst so spät und zugleich jetzt so vollumfänglich?
Etwas, auf das ich nicht stolz bin, ist meine Fähigkeit, mich abzugrenzen und Dinge auszublenden. Seit ich fünf Jahre alt bin, habe ich mich auf den Westen und den westlichen Liberalismus als ideologische Orientierung eingeschworen. Um ehrlich zu sein hat mir das auch genützt, persönlich wie beruflich. Vor allem während der zehn Jahre, in denen ich als Journalist gearbeitet habe, bot mir diese Weltsicht eine Art ideologisches Zuhause.
Doch mit der Zeit zeigten sich Risse. Als ich über den NATO-Krieg in Afghanistan berichtete, fiel mir auf, dass afghanische Soldaten immer an vorderster Front der Militärstützpunkte standen und bei einem Angriff als erste starben. Ich sah ganz deutlich, wie menschliches Leben hier hierarchisiert wurde: wessen Leben mehr wert ist und wessen weniger. Und trotzdem redete ich mir ein: Das ist ein Einzelfall, eine Ausnahme – etwas, das nur unter diesen außergewöhnlichen Umständen geschieht.
»Ehrlich gesagt war ich erstaunt, dass überhaupt jemand bereit war, dieses Buch in Deutschland zu veröffentlichen.«
Dann berichtete ich über das Gefangenenlager in Guantanamo Bay. Ich sah Menschen, die in Zellen gehalten wurden, kaum größer als Hundezwinger. Ich sah, wie ein Rechtssystem ad hoc zusammengezimmert wurde – in dem Hörensagen als Beweis gilt und unter Folter erwirkte Geständnisse zugelassen sind. Und wieder gelang es mir, das Gesehene zu verdrängen. Ich sagte mir: Auch das ist ein Ausnahmefall.
Aber in den letzten anderthalb Jahren – vielleicht wäre dies auch schon früher passiert, wenn ich mehr Mut gehabt hätte – ist diese Fähigkeit zur Abgrenzung und zum Verdrängen zusammengebrochen. Ich wache auf und sehe Bildern von geschlachteten Kindern und mir wird gesagt, das sei notwendig, sogar gut. Und dass ich, wenn ich widerspreche, das eigentliche Problem bin. Das konnte ich mir nicht mehr schönreden oder rationalisieren.
Sie haben Ihr Buch vor der US-Wahl 2024 geschrieben; erschienen ist es danach. Sie beschreiben eindringlich, warum Sie die Demokraten nicht mehr wählen können – obwohl Sie wissen, dass die drohende Alternative schlimmer ist. Die Unterstützung der Partei für den Genozid in Gaza und das Argument, man sei »immerhin nicht so schlimm wie die Republikaner«, tragen für Sie nicht mehr. Aber sind die Folgen der Wiederwahl Trumps nicht bereits jetzt total furchtbar?
Ich verstehe, dass viele Menschen Angst vor den Republikanern haben – zu Recht. Ich versuche nicht, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Dieses Buch liest sich vielleicht wie eine Aneinanderreihung von Argumenten, aber das ist es nicht. Ich versuche nicht, irgendjemanden zu überreden. Zum ersten Mal in meinem Leben befinde ich mich jenseits des Schachbretts der Politik. Strategien, Taktiken … All das bedeutet mir nichts mehr, während etwas derart Grauenhaftes geschieht.
Jahrelang ging ich in die Wahlkabine, sah das »R« neben dem Namen eines Kandidaten und stimmte für das »D«: das geringere Übel. Das war reiner Pragmatismus. Ich finde es völlig legitim, wenn andere so wählen. Aber für mich persönlich ist eine Grenze erreicht.
Wenn es um einen Völkermord geht – finanziert mit meinen Steuergeldern –, wird die Logik des »kleineren Übels« zu einem absurden Konzept. Wir sind Zeuge des Schlimmsten, was Menschen einander antun können. Ich kann nicht für jemanden stimmen, nur weil er es ein bisschen weniger schlimm findet. Wenn die Wahl nur noch zwischen zwei Varianten derselben Katastrophe besteht, dann hat das System sich selbst schuldig gemacht.
Sie schreiben, dass ein Grund für die Zurückhaltung, das Geschehen als Völkermord zu benennen, darin liegen könnte, dass dieser Begriff – zumindest theoretisch – politisches Handeln erfordert. Glauben Sie das heute auch noch, gerade mit Blick auf die Trump-Regierung?
Zu einem früheren Zeitpunkt hätte ich diese Frage anders beantwortet. Historisch gesehen verpflichtet die Einstufung eines Verbrechens als Genozid Staaten völkerrechtlich – nicht nur dazu, ihn zu stoppen, sondern diesen schon im Vorfeld zu verhindern. Diese Verpflichtung gilt für mächtige ebenso wie für schwache Staaten. Ein seltener Fall der Gleichheit, theoretisch zumindest.
Ich glaube weiterhin, dass das einer der Gründe ist, warum so viele sich weigern, den Begriff zu verwenden – neben der Tatsache, dass viele Regierungen Palästinenserinnen und Palästinenser nicht als Menschen betrachten. Was sich in meinem Denken verändert hat, ist etwas anderes: Früher dachte ich, diese Zurückhaltung, von »Völkermord« zu sprechen, dient auch dazu, den Widerspruch zwischen den behaupteten ethischen Prinzipien des Westens und seinem tatsächlichen Handeln zu kaschieren. Ich dachte, wenigstens der moralische Schein habe noch irgendeine Bedeutung.
»Ich glaube, dass dieser Prozess sich nicht nur über Jahre, sondern womöglich über Jahrhunderte erstrecken wird. In den USA hat sich die Regierung erst vor Kurzem für den Genozid an der indigenen Bevölkerung entschuldigt.«
Aber in der Trump-Ära bin ich mir da nicht mehr so sicher. Diese performative Ebene ist verschwunden. Es gibt keinen Grund mehr, so zu tun, als würde man sich schämen oder etwas verstecken wollen. Sogar die Scham, die ich früher noch mit dem Wort »Völkermord« verbunden sah, scheint keine Rolle mehr zu spielen. Damit komme ich zu einer Unterscheidung zurück, die ich auch im Buch mache: Die Demokraten schreiben vielleicht nur stillschweigend ihre Initialen auf die Bomben, während die Republikaner ihre Unterschrift mit Begeisterung daruntersetzen. Immer öfter habe ich den Eindruck, dass inzwischen sogar ein Gefühl von Genugtuung oder Stolz darin liegt, sich den Schein jeder Fassade zu sparen.
Die jüngste Ankündigung der israelischen Regierung zur Operation »Gideon's Chariots« ist in gewisser Weise das offizielle, unmissverständliche Eingeständnis dessen, was seit anderthalb Jahren im Gange ist: das Ziel, den Gazastreifen zu zerstören und zu besetzen. Die israelische Regierung hat die Lieferung von Lebensmitteln, Medikamenten und anderen Gütern in den Gazastreifen zuletzt mehr als zwei Monate lang blockiert; die Lebensmittel- und Gesundheitsversorgung bleibt extrem schlecht. Stellt »Gideon’s Chariot« einen Wendepunkt dar? Werden jetzt mehr Menschen das Geschehen beim Namen nennen?
In den letzten neunzehn Monaten habe ich immer wieder solche Momente erlebt – Situationen, in denen Menschen sich langsam an das herantasten, was sie da eigentlich sehen, und es als das bezeichnen, was es ist. Ein Beispiel: Letztes Jahr bat mich eine kanadische Zeitung, einen Gastbeitrag zu schreiben. Ich antwortete: »Ich will Ihre Zeit nicht verschwenden. Sie würden den Text nicht drucken – denn ich werde von Völkermord sprechen und sagen, dass die westlichen Regierungen mitschuldig sind.« Der Redakteur antwortete: »Ja, Sie haben Recht.« Im Januar schrieb mir dieselbe Zeitung wieder, und ich gab dieselbe Antwort. Diesmal sagte der Redakteur: »In Ordnung.« Ich weiß nicht, was sich geändert hat. Vielleicht mussten sich erst genug Leichen anhäufen, damit diese Schlussfolgerung akzeptabel wurde.
Auf pragmatischer Ebene begrüße ich jeden einzelnen Fall, in dem jemand die Dinge beim Namen nennt. Jeder Schritt bringt uns der Beendigung dieses Grauens ein kleines Stück näher. Trotzdem trägt mein Buch seinen Titel nicht ohne Grund – ich glaube, dass dieser Prozess sich nicht nur über Jahre, sondern womöglich über Jahrhunderte erstrecken wird. In den USA hat sich die Regierung erst vor Kurzem für den Genozid an der indigenen Bevölkerung entschuldigt. Viel zu spät, natürlich – aber das ist die Zeitskala, auf der wir uns bewegen. Ja, einige werden sich jetzt freier fühlen, das zu beschreiben, was sie sehen. Was mich wütend macht, ist, wie langsam diese Erkenntnis bei vielen erst einsickert – und wie viele Menschen sterben mussten, bevor sie es tat.
Wie hat der Genozid in Gaza Ihren Blick auf Journalismus verändert?
In erster Linie hat sich mein Eindruck von zwei Dingen verfestigt. Erstens von dem Ausmaß, in dem Journalismus nicht nur über Gräueltaten berichtet, sondern diese auch mitbeeinflussen kann. Ich denke hier an zahlreiche Behauptungen in den ersten Tagen nach dem 7. Oktober, die in so vielen der angesehensten westlichen Publikationen Schlagzeilen machten und sich später in vielen Fällen als Fälschungen herausstellten – aber es dennoch schafften, massiv Unterstützung für das Grauen zu mobilisieren, das sich gerade abspielt. Diese Auswirkungen, die Nachrichten haben können, habe ich unterschätzt. Ich hätte es besser wissen müssen. Als ich Anfang zwanzig war, erschienen die Schlagzeilen über »irakische Massenvernichtungswaffen« und trugen dazu bei, eine Kampagne zu unterstützen, die mehr als eine Million unschuldige Irakerinnen und Iraker tötete.
Zweitens habe ich die Kluft unterschätzt zwischen der Art und Weise, wie Geschichten journalistisch idealerweise – sozusagen »im luftleeren Raum« – geschrieben werden sollten, und wie sie in der Realität entstehen. Mit »luftleeren Raum« meine ich eine Berichterstattung ohne den Druck von Werbekunden, denen ein Artikel nicht passt, oder von Vorgesetzten, die eine bestimmte Sichtweise nicht akzeptieren und womöglich die Karriere der Autorinnen und Autoren gefährden. Jeder Journalist kennt diese Zwänge aus eigener Erfahrung, doch gerade bei Palästina ist diese Kluft inzwischen so gravierend, dass es mir schwerfällt, Berichte bei der BBC oder der New York Times zu lesen, ohne zu glauben, dass der enorme äußere Druck diese Geschichten grundlegend verändert hat.
Ich glaube nicht, dass ich in der Position bin, Journalistinnen und Journalisten Ratschläge zu geben. Aber wenn doch, wäre mein zentraler Tipp: Reflektiert die Distanz zwischen der Art, wie ihr eine Geschichte »im luftleeren Raum« schreiben würdet – also ohne äußeren Druck –, und der Art, wie ihr sie tatsächlich unter diesen Zwängen schreibt. Für mich ist genau diese Differenz die Definition von journalistischem Fehlverhalten. Und in den letzten anderthalb Jahren habe ich mehr solcher Fehlleistungen erlebt als je zuvor in meinem Leben – und das will etwas heißen.
In Deutschland sind pro-palästinensische Demonstrierende erheblichen staatlichen Repressionen ausgesetzt. Die weit verbreitete Übernahme der IHRA-Definition, die jede Kritik an Israel als antisemitisch wertet, führt zur Mundtotmachung vieler Aktivistinnen und Wissenschaftler, von denen nicht wenige linke Jüdinnen und Juden sind. Während die Sicherheit Israels als Teil der sogenannten Staatsräson gilt – etwas, das Bundeskanzler Friedrich Merz kürzlich wiederholte –, belehren die Bundesregierung und viele Institutionen andere über Antisemitismus, während sie Waffen an Israel liefern. Wie blicken Sie auf diese Debatten, insbesondere jetzt, wenn Ihr Buch hier erscheint?
Ehrlich gesagt war ich erstaunt, dass überhaupt jemand bereit war, dieses Buch in Deutschland zu veröffentlichen. Nach dem, was ich – zugegeben aus der Ferne – mitbekommen habe, hielt ich es für ausgeschlossen, dass ein Verlag dieses Buch herausbringen würde. Umso respektabler ist, dass mein Verlag weder mich noch meinen Agenten gebeten hat, den Text abzuschwächen oder Passagen »für den lokalen Markt« anzupassen.
Als Autor fasziniert mich vor allem die narrative Rahmung – also wer ins Zentrum gerückt wird. Es macht absolut Sinn, dass die deutsche Erzählung Deutschland in den Mittelpunkt stellt, das ist naheliegend. Aber es gibt eine tiefere Ebene: Was ich in Deutschland sehe, ähnelt dem, was ich in allen westlichen Ländern beobachtet habe, in denen ich gelebt habe: Es geht nicht um eine übermäßige Sorge um die Sicherheit Israels, sondern um eine bemerkenswerte Abwesenheit jeglicher Sorge um Palästinenserinnen und Palästinenser. Nicht nur um ihre Sicherheit, sondern um ihre grundlegende Existenz als Menschen. Ich denke nicht, dass wir dort wären, wo wir heute stehen, wenn Palästinenserinnen und Palästinenser als vollwertige Menschen wahrgenommen würden. Dieses Fehlen von Anerkennung ist fundamental – und aufschlussreich.
»Welche autoritäre Regierung, die bei klarem Verstand ist, würde die revolutionärste Bevölkerung der arabischen Welt unterstützen? Das Risiko, dass sich dieser revolutionäre Geist ausbreitet, ist zu groß.«
Außerdem bin ich an einem Punkt angelangt, an dem mich die deutsche, amerikanische oder kanadische Nabelschau nicht mehr interessiert. Wir sehen einem Völkermord zu. Ich werde nicht leugnen, was ich mit meinen eigenen Augen sehe, nur um auf nationales Narrativ Rücksicht zu nehmen. Früher war ich vorsichtiger und habe mich mehr auf den lokalen Diskurs eingestellt, egal wo ich war. Aber hier sind wir wieder bei der Frage, warum ich nicht die Demokraten gewählt habe: Manche Gräueltaten sind in ihrem Ausmaß, ihrer Tragweite und ihrer Intensität so groß, dass mir schlicht egal ist, in welchem Kontext sie geschehen. Ich sehe etwas Schreckliches mit meinen eigenen Augen, und wenn es etwas in der deutschen nationalen Erzählung gibt, das mich auffordert, wegzuschauen oder mildere Worte dafür zu finden, werde ich das nicht tun.
Wie beurteilen Sie das Dulden dessen, was passiert, durch die meisten arabischen Regierungen in der Region?
Es ist schwer zu beziffern, wie viel Respekt ich in den vergangenen anderthalb Jahren vor den meisten arabischen Regierungen verloren habe – vor allem, weil ich ohnehin kaum Respekt hatte. In der gesamten Region sieht man große palästinensische Fahnen an Gebäuden hängen, direkt neben offiziellen Parolen über palästinensische »Brüder und Schwestern«. Aber das ist reine Performance.
Auf einer pragmatischen Ebene ist die Angst vor einer palästinensischen Befreiung groß – eben weil es sich um autoritäre Regime handelt, und welche autoritäre Regierung, die bei klarem Verstand ist, würde die revolutionärste Bevölkerung der arabischen Welt unterstützen? Das Risiko, dass sich dieser revolutionäre Geist ausbreitet – wie wir während des Arabischen Frühlings gesehen haben –, ist zu groß. Stattdessen üben sich diese Regierungen in Solidaritätsbekundungen und unterdrücken brutal jeden Versuch, diese in die Tat umzusetzen.
Ich hätte nichts anderes erwarten sollen, aber ich habe es doch getan. Ich kann gar nicht genug betonen, wie viele Menschen in der Region das als Quelle der Scham empfinden. Man sollte meinen, gerade diejenigen, die der Grausamkeit am nächsten sind, würden echte Solidarität zeigen. Stattdessen erlauben sie, dass riesige palästinensische Fahnen an Gebäuden hängen, begrüßen aber gleichzeitig Trump, handeln zutiefst machiavellistisch – und kommen damit weitgehend ungestraft davon.
Die israelische Armee hat eine weitere Offensive gestartet. Wie, glauben Sie, sieht die Zukunft Gazas – und aller Palästinenserinnen und Palästinenser – aus?
Ich kann Ihnen nicht sagen, was nächste Woche passieren wird, geschweige denn in einem Jahr. Seltsamerweise aber bleibt meine langfristige Prognose unverändert. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, wie das hier enden kann: Entweder endet die jahrzehntelange Besatzung und Vernichtungskampagne – oder ein ganzes Volk wird vertrieben und vernichtet.
Die Vorstellung, dass der Kolonialismus irgendeinen friedlichen Mittelweg finden wird, der auf Raub und Besatzung basiert, ist absurd. Entweder gibt es eine vollständige Befreiung eines Volkes, das über weite Teile des letzten Jahrhunderts unter den schlimmsten vorstellbaren Bedingungen gelebt hat – oder dieses Volk wird in einem solchen Ausmaß ausgerottet, dass es dem Völkermord an der indigenen Bevölkerung in Nordamerika gleichkommt.
Omar El Akkad ist Autor, Journalist und Kriegsreporter. Sein jüngstes Buch, Eines Tages werden alle immer schon dagegen gewesen sein, erscheint im Verlag Matthes & Seitz.