02. Oktober 2024
Die Länder des Globalen Südens gehen in der Geopolitik zunehmend eigene Wege. Aber das ist nur die eine Seite des Wandels, den wir erleben.
Peter Mertens, Generalsekretär der belgischen Partei der Arbeit.
Es steht nicht besonders gut um die »regelbasierte Weltordnung«. Ob nun die Finanzkrise, die globale Pandemie oder die Kriege in Gaza und der Ukraine – sich vermehrende und vermengende Krisen bringen die Zuversicht, mit der Washington und seine Verbündeten über den Globus herrschten, immer mehr ins Wanken. Im Globalen Süden wiederum entstehen mächtige Akteure, die den Alleinherrschaftsanspruch des Nordens zunehmend infrage stellen.
Diese Entwicklungen stecken noch in den Kinderschuhen, aber es wird immer deutlicher, dass sich auf der Weltbühne neue Kräfteverhältnisse abzeichnen. Eröffnen sie neue Wege in eine solidarische Zukunft oder eher in eine Welt der Diktaturen? Das ist das Thema des neuen Buches Meuterei von Peter Mertens, dem Generalsekretär der belgischen Partei der Arbeit, das demnächst in deutscher Übersetzung erscheint. Er sprach mit JACOBIN über die Schwankungen im Weltsystem und was sie für die Linke im Norden wie im Süden bedeuten.
Dein neues Buch, Meuterei, ist ehrlich gesagt nicht ganz das, was ich vom Generalsekretär einer marxistischen Arbeiterpartei erwartet hatte. Kannst Du ein wenig erzählen, wie es zustande kam und was Du damit erreichen willst?
Zwei Dinge waren mir wichtig, als ich das Buch schrieb: Erstens wollte ich selbst verstehen, was politisch und wirtschaftlich vor sich geht. Denn es passiert eine Menge – es gibt einen Krieg in Europa, ein Völkermord in Gaza spielt sich in Echtzeit auf unseren Smartphones ab, die extreme Rechte explodiert in Frankreich und Deutschland und vieles mehr. Stell Dir vor, Du hättest zehn oder fünfzehn Jahre lang im Koma gelegen und wärest heute aufgewacht – was für eine verrückte Welt!
Der zweite Punkt war, dies in eine verständliche Sprache zu übersetzen. Das ist der Ansatz, den ich bei all meinen Büchern verfolge: Ich beginne mit den Geschichten ganz normaler Menschen, wie Liam aus Ludwigshafen oder Kath aus England, die beide in Meuterei vorkommen, und von dort aus zoome ich heraus, um das große Ganze zu zeigen.
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Peter Mertens ist der Generalsekretär der belgischen Partei der Arbeit und Autor des Buches Meuterei: Wie unsere Weltordnung ins Wanken gerät, das demnächst im Brumaire Verlag erscheint.