13. Mai 2020
Egal ob im globalen Norden oder Süden – private Stiftungen sind Teil des Problems, nicht der Lösung.
Bill und Melinda Gates
Ajay Banga ist der Sohn eines indischen Offiziers. Er wurde in Khadki geboren, einem militärischen Stützpunkt einige Stunden außerhalb von Mumbai. Nach seinem Wirtschaftsstudium an der Universität Delhi begann Banga einen Master of Business Administration am indischen Institut für Management und startete nach dessen Abschluss eine illustre Karriere bei transnationalen Unternehmen wie Nestlé und Pepsi. 2010 wurde Banga Geschäftsführer von Mastercard, einem Unternehmen mit Hauptsitz im Dorf Purchase, New York. Er gehört heute zu einer sehr kleinen Gruppe in der 500er-Liste des Fortune-Magazins, die ihre komplette Ausbildung von Grundschule bis Studium in Indien absolviert haben.
Banga hat mit Mastercard ein bereits gesundes Unternehmen vorgefunden und es noch profitabler gestaltet. 2009 erwirtschaftete Mastercard bereits einen Reingewinn von 1,5 Milliarden US-Dollar bei knapp 5,1 Milliarden Dollar Einnahmen. 2013 stieg der Gewinn auf 3,1 Milliarden und die Einnahmen auf 8,4 Milliarden. Der Börsenwert des Unternehmens stieg alleine in den letzten fünf Jahren um 330 Prozent.
Für diese Erfolge wurde Banga fürstlich belohnt: 2014 verdiente er mehr als 13 Millionen US-Dollar und hat seinen Status als Liebling der Wirtschaftspresse zementiert. Fortune gratulierte ihm und das Chief Executive Magazine nannte ihn den weltweit »größten Reichtumserschaffer«.
Wirtschaftsblätter loben seine Innovationskraft: Banga habe die Rolle von Technologie massiv gestärkt, eine unternehmensinterne Entwicklungsabteilung gegründet und Mastercard Contactless eingeführt, ein kabelloses Bezahlsystem.
Doch die größte Innovation von allen dürfte sein Fokus auf die 2,5 Milliarden »banklosen« Menschen des Planeten sein. Wie ein Artikel über Banga im Fortune erklärt: Er habe realisiert, dass »die größten Chancen für das Unternehmen in den Teilen der Welt zu finden sind, in welchen digitale Portemonnaies noch Jahrzehnte entfernt sind«. Er steht an der Speerspitze einer wachsenden Gruppe von Unternehmensführern, die sich bewusst geworden sind, dass auch mit globaler Armut Profit erwirtschaftet werden kann.
Was Fortune allerdings verschweigt, ist die Herkunft des Geldes, das Banga in die »banklosen« Massen investiert. Tatsächlich kommt ein großer Teil dessen gar nicht aus dem von ihm geleiteten Unternehmen. Es kommt weder von den Mastercard-Aktionären noch aus seinem stetig wachsenden Gehalt. Es kommt vielmehr aus den Taschen der weltgrößten Wohltätigkeitsorganisation: Die Bill and Melinda Gates Foundation.
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Linsey McGoey lehrt Soziologie an der Universität Essex. Ihr Buch »No Such Thing as a Free Gift« erschien 2016 bei Verso Books.