02. Oktober 2024
Medien lieben Reichenlisten – solange ihre Eigentümer nicht selbst draufstehen.
»Reichtum über mehrere hundert Millionen Euro ist nicht Privatsache, sondern von öffentlichem Interesse.«
In Deutschland leben die drittmeisten Superreichen weltweit. Nur in China und den USA gibt es mehr Menschen mit einem Vermögen von über 100 Millionen Euro. Ganz sicher kann man sich diesbezüglich jedoch nicht sein. Es gibt nämlich keine amtlichen Vermögensstatistiken, sondern lediglich journalistische Reichenlisten. Während das Magazin Forbes weltweit die Dollar-Milliardäre und Milliardärinnen auflistet, führt das Manager Magazin jedes Jahr die 500 reichsten Deutschen auf – doch diese Liste ist unvollständig und ständig unter Beschuss.
Zuletzt stellte eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung fest, dass mindestens 500 Milliarden in der Auflistung fehlen. Zudem tauchen elf Milliardenvermögen in der Liste gar nicht auf. Das liegt unter anderem daran, dass die Liste auf Schätzungen basiert und die Berechnungen des Manager Magazins etwa die Reinvestition von Dividendenausschüttungen und Teile der Vermögen (zum Beispiel alte Privatvermögen oder Offshore-Vermögen) nicht erfasst.
Nach der Berechnung der Hans-Böckler-Stiftung liegt das tatsächliche Gesamtvermögen der erweiterten Reichenliste mindestens bei 1.400 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Das Vermögen der ärmeren Hälfte der deutschen Bevölkerung beläuft sich nach Zahlen der Bundesbank auf 400 Milliarden Euro. Die 237 größten Vermögen sind somit dreimal so groß wie das gesamte Vermögen der ärmeren Bevölkerungshälfte Deutschlands.
Einige Lücken in den Reichenlisten hängen mit den Methoden des Manager Magazins zusammen. Doch manche Superreiche haben eigens dafür gesorgt, nicht in der Liste aufzutauchen. Sie haben schlicht und einfach mit Rechtsstreit gedroht. Auf Anfrage des ZDF erklärte das Manager Magazin, dass es sich in der Folge verpflichtet hatte, bestimmte Familien nicht zu nennen.
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Caroline Rübe ist Politökonomin und arbeitet im Konzeptwerk Neue Ökonomie.