23. September 2020
Rossana Rossanda, die am vergangenen Sonntag im Alter von 96 Jahren verstarb, war eine antifaschistische Partisanin und Mitbegründerin der italienischen Zeitung »il manifesto«. Als Kommunistin bis zur letzten Sekunde bestand sie darauf, dass die Linke ihre eigene Identität zu verteidigen habe – und unbeirrt Partei für die Ausgebeuteten und Unterdrückten ergreifen müsse.
Rossana Rossanda in ihrem Arbeitszimmer. Rom, 1987.
Der Titel von Rossana Rossandas Memoiren aus dem Jahr 2005 nennt sie Die Tochter des 20. Jahrhunderts. Der Ton von Rossandas Buch, das in englischer Sprache als The Comrade from Milan (Die Genossin aus Mailand) veröffentlicht wurde, spiegelt das schnelle Abrutschen der italienischen Linken in die Katastrophe wider. Nicht nur, dass ihre glorreichen Tage nun schon lange vorbei sind; ihr »glorreicher« Charakter wurde auch von ehemaligen Kommunisten weitgehend in Zweifel gezogen.
Rossanda, die am vergangenen Sonntag im Alter von 96 Jahren starb, war seit der Zeit des Zweiten Weltkriegs Kommunistin und wurde 1943 im Alter von neunzehn Jahren zur Partisanin »Miranda«, bevor sie 1946 der Kommunistischen Partei Italiens (PCI) beitrat. Doch obwohl sie in den Nachkriegsjahren führende Rollen in der Kulturarbeit der PCI übernahm, wurden sie und ihre Genossinnen und Genossen 1969 aus der Partei gedrängt.
In den Jahrzehnten nach der Auflösung der PCI im Jahr 1991 schrieben Rossanda und ihre Genossen aus der Manifest-Gruppe – Begründerinnen und Begründer der gleichnamigen dissidenten-kommunistischen Zeitung il manifesto, die bis heute noch eine Tageszeitung ist – die interessantesten Werke über das Erbe des Kommunismus des 20. Jahrhunderts, darunter sowohl ihre Memoiren als auch die ihres Genossen Lucio Magri, die unter dem Titel Der Schneider von Ulm erschienen sind.
Rossanda war nicht die allerletzte Partisanin oder Zeugin der PCI aus der Kriegszeit. Aber ihr Verlust ist besonders schmerzhaft, wenn man bedenkt, dass sie eine der letzten Figuren aus der Zeit des Widerstands war, die sich weiterhin in das öffentliche Leben einmischte. Bis in ihre letzten Monate hinein war sie moralische wie politische Richtschnur – und schöpfte dabei aus einer Vergangenheit von großem Heldentum und großen Hoffnungen.
Rossana Rossanda wurde 1924, während der ersten Konsolidierung des faschistischen Regimes von Benito Mussolini, in einer bürgerlichen Familie in Pola (heute Pula, Kroatien) geboren. In ihrer Kindheit zog sie wiederholt um, zuerst nach Lido di Venezia und dann nach Mailand.
Dort ging sie aufs Gymnasium (das sie ein Jahr früher beendete) und studierte dann bei Antonio Banfi, einem kommunistischen Philosophieprofessor. Ein entscheidender Kontakt: Wenn es, wie sie es ausdrückte, »keinen Kommunismus zu Hause« gegeben hätte, wäre sie nicht in den Widerstand gegen den Faschismus hineingezogen worden; Banfis Sohn Rodolfo wurde ihr erster Ehemann.
Rossanda war gerade neunzehn Jahre alt, als Nazideutschland am 8. September 1943 in Italien einmarschierte; in den folgenden zwanzig Monaten schlossen sie und ihre Genossinnen und Genossen sich dem Widerstand an, mit der PCI als größter Einzelmacht. Rossanda nahm nicht am bewaffneten Kampf teil, sondern war als heimliche Botin und Kurierin von Schmuggelware beteiligt.
Wie für viele junge Italienerinnen und Italiener ihres Jahrgangs war dieser Widerstand auch für Rossanda ein politisches Erwachen. Durch ihn war nicht nur die Möglichkeit geboten, schon in sehr jungen Jahren die Welt aktiv mitzugestalten, sondern auch einen ersten Kontakt mit dem Italien der Arbeiterklasse zu knüpfen und deren potenzielle Macht zu erkennen.
Erst nach Ende des Krieges im Frühjahr 1945 trat Rossanda tatsächlich der Kommunistischen Partei bei, stieg aber schnell in den Reihen auf. Neben ihrer Tätigkeit beim Mailänder Verleger Hoepli (und der Förderung der kulturellen Beziehungen zur UdSSR) wurde sie 1948 mit der Leitung des »Kulturhauses« der PCI in der Stadt beauftragt.
Mailand war neben Turin das Zentrum der Massenindustrie, mit »roten Festungen« wie den Falck-Stahlwerken, Pirelli Reifen und dem Ingenieurbüro Magneti Marelli – wo in den letzten Kriegsjahren jeweils massive Streiks stattfanden und das Fabrikproletariat als politische Kraft eine Wiederbelebung erfuhr.
So sehr Rossanda auch von den Arbeitsbataillonen beeindruckt war, so vollzog sich in der unmittelbaren Nachkriegszeit auch ein politischer Wandel. Die Christdemokratie festigte ihre politische Dominanz und verdrängte im Frühjahr 1947 die Sozialisten und Kommunisten aus der antifaschistischen Regierung (die PCI würde danach sogar nie wieder in eine Regierung kommen).
Die PCI war eine Massenkraft, sah sich aber auch harten Repressionen ausgesetzt und war ständig dazu gezwungen, ihre eigene Legitimität und ihre demokratischen Grundrechte zu verteidigen. In diesem Kontext der Niederlage dienten Rossandas Bemühungen dem höheren Ziel, eine Art kommunistische Gegengesellschaft aufzubauen – und insbesondere die großen zeitgenössischen Künstler, Schriftstellerinnen und Dramatiker einem Publikum aus der arbeitenden Klasse nahe zu bringen.
Im Jahr 1958 trat sie dem Zentralkomitee der PCI bei und schrieb als Verantwortliche für die Kulturpolitik der Partei eine Reihe von Artikeln in der Zeitschrift Rinascita, die vom langjährigen Generalsekretär Palmiro Togliatti herausgegeben wurde. Obwohl sich die Parteiführung 1957 gegen die Veröffentlichung von Boris Pasternaks Doktor Schiwago (der Roman wurde in Mailand vom damaligen PCI-Mitglied Giangiacomo Feltrinelli zuerst in italienischer Übersetzung herausgegeben, bevor er auch in anderen Sprachen erschien) sträubte, gewährte Togliatti den Intellektuellen grundsätzlich zumindest begrenzte Freiheiten.
Dies ließ Raum für Rossandas Zusammenarbeit mit Koryphäen wie Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir und Louis Aragon, die in der PCI jeweils eine weitaus interessantere Gesprächspartnerin fanden als in der eigenen französischen Kommunistischen Partei (PCF).
Dennoch traten mit der widersprüchlichen und auch begrenzten Entstalinisierung der kommunistischen Parteien Krisenherde auf. Durch den Aufstieg von Nikita Chruschtschow in der UdSSR als den Tod Togliattis im Jahr 1964 stellte sich die Frage, wie weit dieser Prozess gehen würde – und welche Art von Revolution, wenn überhaupt, die PCI eigentlich noch vorsah.
1962 fand im Gramsci-Institut eine Konferenz statt, auf der Pietro Ingrao, Fahnenträger des linken Flügels der PCI, die seit langem bestehende Vorstellung hinterfragte, dass es die Aufgabe der Partei sei, eine »Modernisierung« und »Vollendung der bürgerlich-demokratischen Revolution« in einem Land mit einer rückständigen und immer noch faschistisch geprägten herrschenden Klasse zu vollziehen. Der rechte Parteiflügel um Giorgio Amendola vertrat stattdessen genau diese Positionen, mit einem impliziten Drang zu sozialdemokratischen Schlüssen.
Auch wenn Ingrao seinen Dissens oft nur zögerlich äußerte, nahmen Rossanda und gleichgesinnte Militante wie Aldo Natoli, Luciana Castellina, Valentino Parlato, Luigi Pintor und Lucio Magri seine Argumente zum Anlass, breitere Kritik an der Praxis der PCI zu üben. Angespornt wurden sie dabei von den Anfang der 1960er Jahre entstandenen Betriebsbewegungen, aber auch von der weltweiten Studentenrevolte, die bereits Ende 1967 in Italien begann.
Rossanda hielt sich im Mai 1968 in Paris auf und besuchte die besetzte Universität Paris-Nanterre, wo man sich ihrer Erinnerung nach »wie die Sardinen« zusammengedrängt fühlte. Sie sah in der PCI eine konservative Reaktion auf die Bewegung, gerade wegen der von der Partei so ersehnten Seriosität:
»Die Kommunisten waren die aufrichtigsten Bürger von allen: sie widmeten sich dem Studium, der Arbeit und der Familie. Unser Credo war das genaue Gegenteil der Parolen von 1968, die die ordnende Funktion der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung anprangerten ... alles, was wir nicht vorhergesehen hatten, sahen wir als Unordnung an.«
In Wahrheit stand die PCI den Studierenden nicht ganz so feindselig gegenüber wie ihr französisches Pendant: Der Parteivorsitzende in der Ära von 1968 war Luigi Longo, ein ehrwürdiger, wenn auch kaum charismatischer Veteran des Spanischen Bürgerkriegs und des antifaschistischen Widerstands, der einen Aufruf aussprach, der die Wünsche der Studierenden »verstehen« sollte.
Die internationale Revolution hatte auch Rossandas veränderte Wahrnehmung dessen, was eine Kommunistische Partei sein sollte, stark beeinflusst. 1962 versuchte sie, den spanischen Widerstand gegen Franco zu unterstützen; 1967 wurde sie in Kuba von Fidel Castro persönlich empfangen; und sie betrachtete sowohl Vietnam als auch die Kulturrevolution in China zunehmend als neue Leuchttürme der Hoffnung für den Kommunismus.
Entscheidend war jedoch der sowjetische Einmarsch in die Tschechoslowakei im August 1968, der Rossanda und ihre Genossinnen und Genossen in eine schärfere Oppositionshaltung drängte. Die PCI unterstützte die Offensive nicht, wie bei der Invasion in Ungarn 1956, sondern nahm die Position an, die Rossanda als »Untertreibungen, die an Schweigen grenzen« bezeichnete. Wenn Longo in einer Sitzung des Zentralausschusses auf Leonid Breschnews »tragischen Fehler« verwies, begann Rossana ihre Intervention auf dem zwölften Kongress der PCI 1969 mit der unverblümten Erklärung: »Wir sind hier versammelt, während die Armee eines Landes, das sich selbst als sozialistisch bezeichnet, ein anderes sozialistisches Land besetzt hält.«
Da sie wussten, dass sie einen Parteitag nicht gewinnen konnten, und sie sich gleichzeitig darüber im Klaren waren, wie isoliert sie außerhalb der PCI sein würden, entschieden sich Rossanda und ihre Genossinnen und Genossen für einen Mittelweg: Sie gründeten eine Zeitschrift, in der sie ihre Positionen zum Ausdruck bringen konnten. Dies passierte nicht gerade zum ersten Mal, vor allem, wenn es um anspruchsvollere Publikationen ging. Als Rossanda dem stellvertretenden Vorsitzenden Enrico Berlinguer von dem Plan einer Zeitschrift für Forschung und Analyse unter der Leitung von Lucio Magri berichtete, versicherte dieser ihnen, dass dies nicht ihren Ausschluss bedeuten würde. Der Anführer des linken Flügels, Ingrao, der gegen dieses Projekt war, bezweifelte, dass sie lange toleriert werden würden – und bekam sofort Recht.
Im November 1969 hieß es für Manifest-Gruppe schließlich: »radiato«. Sie wurden zwar nicht wirklich ausgeschlossen, vielmehr aber aus der Partei »hinausgedrängt« – auch wenn das beinahe dieselbe Wirkung hatte. Erst Mitte der 1980er Jahre würden diese Wunden wieder geheilt sein. Doch bereits in den frühen Jahren gab es für il manifesto Anzeichen, dass die Zeitung nicht vollkommen in Ungnade gefallen war.
Schon die erste Ausgabe im Juni 1969 übertraf mit achtzigtausend verkauften Exemplaren die Erwartungen bei weitem, und die explosiven Kämpfe in den Werkstätten des »heißen Herbstes« in Italien waren ein gutes Vorzeichen für das Projekt, um eine, wie Rossanda es nannte, »Brücke zu bauen zwischen den jugendlichen Ideen, die sich abzeichneten, und der Weisheit der alten Linken, die ihre glorreichen Stunden hinter sich hatte.« 1971 wurde daraus eine Tageszeitung.
Rossanda blieb eine der großen historischen Figuren, die mit il manifesto in Verbindung gebracht werden, bis sich ihre Wege 2012 trennten. Vor dem steilen Niedergang der Zeitung in den 2000er Jahren war il manifesto die wohl lebendigste Publikation der europäischen Linken, vor allem in den 1970er Jahren. Während ihr maoistischer Einfluss ein für Teile der Neuen Linke typisches Laster war, die eine Alternative zu Moskau suchten, zeichnete sich die Zeitung besonders auch durch ihre internationale Berichterstattung aus, wie Interviews mit Persönlichkeiten von Gabriel García Márquez bis Deng Xiaoping zeigen. Ihr freimütiger, aber nicht-sektiererischer Geist wird durch Rossandas Beitrag über den Besuch Salvador Allendes in Chile 1971 gut illustriert:
»Beim Frühstück im Präsidentenpalast sprach ich ausführlich mit Allende. Ich war dort zusammen mit Paul Sweezy und Michel Gutelman eingeladen worden, die die beiden Universitäten von Santiago zur Teilnahme an einem Seminar über ›Übergangsgesellschaften‹ eingeladen hatten. Unsere Anwesenheit irritierte die chilenischen Kommunisten, die das Seminar verließen und uns in ihrem inoffiziellen Papier außerordentlich grob angriffen ... sie nannten uns ›ignorante Gringos‹ und ›pekingfreundliche‹ Abtrünnige. Als der Präsident uns einlud – ungeachtet seiner soliden Verbindungen zur Kommunistischen Partei – hat er ihnen damit also eine ziemliche Lektion erteilt. Er wusste, dass keiner von uns unsere Zweifel heruntergespielt oder unsere Positionen falsch dargestellt hatte, nur weil wir eingeladen worden waren. Wenige Minuten nachdem wir uns hingesetzt hatten, fragte er mich: ›Gibt es in diesem Land etwas, was Sie überzeugend finden, Genossin?‹«
Abgesehen von einer starken Verteidigung der feministischen Kämpfe der 1970er Jahre hatte il manifesto libertäre Töne, insbesondere in Bezug auf die Rechte der Gefangenen. Rossanda kritisierte lautstark die repressive Haltung der PCI gegenüber den bewaffneten Untergrundgruppen wie der Roten Brigaden (Brigate Rosse, BR). Am 2. April 1978, während der achtwöchigen Entführung des Christdemokraten Aldo Moro durch die BR, schrieb sie einen berühmten Leitartikel über »das Familienalbum der Linken«, in dem sie behauptete, dass jeder, der die stalinistische und schdanowitische Sprache der BR lese, kaum behaupten könne, dass all dies nicht ältere »Inhaltsstoffe« der italienischen Linken widerspiegele.
Aber es wurde auch der Grundstein für verbesserte Beziehungen gelegt, da das Scheitern von Berlinguers »historischem Kompromiss« – ein Versuch, die PCI in ein Regierungsbündnis mit den Christdemokraten zu ziehen – ihn in eine eher oppositionelle Haltung drängte. Mitte der 1970er Jahre hatte die Gruppe um das manifesto zusammen mit anderen Kräften der Neuen Linken die Partei der Proletarischen Einheit für den Kommunismus (Partito di Unità Proletaria per il Comunismo, PdUP per il Comunismo) gegründet und bei den Wahlen von 1976 eine Handvoll Abgeordnete gewählt, darunter auch Magri, Castellina und Eliseo Milani von il manifesto. Rossanda hatte stets versucht, diese Strömungen der Neuen Linken mit der PCI zu verbünden, und 1984 schlossen sie sich tatsächlich zusammen.
Als die PCI in ihren letzten Jahren von Persönlichkeiten wie Achille Occhetto und Giorgio Napolitano als »europäisch-sozialistische« Kraft in Richtung Reform gezogen wurde, waren es ironischerweise gerade die lange Zeit aus der Partei gedrängten Militanten, die nun die spezifisch »kommunistische« Identität der PCI am stärksten verteidigten.
Nach 1991 waren es in der Tat Rossanda und Magri vom manifesto, die die intelligentesten Reflexionen darüber verfassten, was von der Parteitradition gerettet werden sollte, während langjährige PCIler, die die Sozialdemokratie oder sogar den Liberalismus befürworteten, alles bis auf die rein symbolischen Anspielungen auf Gramsci aufgaben und Togliatti zugunsten von Tony Blair und Bill Clinton aufgaben.
Rossandas Kommentare zur Bilanz der PCI waren weniger einvernehmlich als die von Magri – sie kritisierte den historischen Kompromiss schärfer und identifizierte seine Fäulnis früher. Aber durch die Enttäuschungen der 1990er und 2000er Jahre, die Einführung der monatlichen Zeitschrift des manifesto und dem Tod von Rossandas Partner K. S. Karol, der nach langer Krankheit im Jahr 2014 verstarb – blieben sie befreundet und verbündet. Als Magri 2011 in die Schweiz reiste, um sich das Leben zu nehmen, war Rossanda an seiner Seite; in ihren eigenen letzten Lebensjahren, von einem Schlaganfall getroffen, konnte sie dank ihrer Freundin Luciana Castellina immer noch »die Welt in ihrem eigenen Kopf bereisen«.
Bis zuletzt war Rossanda eine große Lehrmeisterin für die italienische Linke. In einem Brief an den Kongress der kleinen Linkspartei Sinistra Italiana (SI) im Jahr 2017 betonte sie die Notwendigkeit, die Dimension von Konflikten neu zu entdecken und nicht nur Plattitüden über das Verschwinden der Arbeiterklasse zu akzeptieren – das wäre eine »bedingungslose Kapitulation vor denen, die einst als ›Klassenfeinde‹ bezeichnet wurden«. Sowohl die großen Fragen der Arbeit, der Klasse, der politischen Subjektivität, die das zwanzigste Jahrhundert aufwarf, als auch die Geschichte der PCI blieben ungelöst – nur durch eine ernsthafte Auseinandersetzung mit ihnen könne die Linke wieder zu einer wirklichen Kraft in der Gesellschaft werden.
Für Rossanda, eine Partisanin und Kommunistin bis zum Ende ihrer 96 Jahre, gehörte die Vergangenheit weder verherrlicht noch sollte sie als alter Hut betrachtet werden – vielmehr müsse sie in ihrer ganzen Tiefe verstanden werden, mit Blick auf die Schwierigkeit wirklicher Entscheidungen und die Gründe für die nicht eingeschlagenen Wege.
Mit dem Verlust einer weiteren großen Gestalt des italienischen Kommunismus scheinen diese Tage der Hoffnung und der großen Kämpfe ein wenig weiter entfernt und weniger Teil unserer eigenen Gegenwart zu sein. Aber mit ihrem kritischen Geist, ihrer großen Kultur und ihrem Engagement für die Ausgebeuteten und Unterdrückten ist Rossana Rossanda nicht nur eine »Tochter des letzten Jahrhunderts«.
Rossana Rossanda, Partisanin und Mitbegründerin von »il manifesto« starb am 20. September 2020 im Alter von 96 Jahren in Rom.
David Broder ist Europa-Redakteur von JACOBIN und Autor von Mussolini’s Grandchildren: Fascism in Contemporary Italy (Pluto Press, 2023).