18. Juli 2024
Samsung ist das Aushängeschild des südkoreanischen Kapitalismus und einer der größten Tech-Giganten der Welt. Erstmals in der Firmengeschichte treten die dortigen Beschäftigten in den Streik – und zwar unbefristet.
Streikende Samsung-Beschäftigte bei einer Kundgebung in Seoul, 8. Juli 2024.
Der koreanische Elektronikkonzern Samsung ist der weltweit größte Hersteller von Speicherchip. Auch bei der Produktion von Smartphones liegt das Unternehmen immer wieder mal vor seinem Hauptkonkurrenten Apple. Bis kürzlich hatten die Samsung-Beschäftigten in der 55-jährigen Geschichte des Unternehmens noch kein einziges Mal gestreikt.
Nachdem es im Juni bereits eine eintägige Arbeitsniederlegung gegeben hatte, beschloss die Gewerkschaft National Samsung Electronics Union (NSEU) am 10. Juli einen erneuten Streik bis auf Weiteres zu verlängern, da sich das Unternehmen weiterhin weigert, Verhandlungen über Löhne und Urlaubsgeldregelungen zu führen. Die NSEU vertritt etwa 25 Prozent der insgesamt 125.000 Samsung-Beschäftigten. Der unbefristete Streik ist der jüngste Versuch der Gewerkschaft, den Druck auf den globalen Technologieriesen zu erhöhen. Samsung will bisher keinen Dialog führen – mit der Begründung, dass die Gewerkschaft nicht die Mehrheit der Belegschaft repräsentiere.
Dennoch dürfte die Gewerkschaft Druck aufbauen können, da etwa 90 Prozent der NSEU-Mitglieder in der Gerätefertigung beschäftigt sind, die ein wesentlicher Bestandteil der Chip-Produktion ist. Die Gewerkschaftsführung hat gedroht, der Streik werde die Chipproduktion nach und nach lahmlegen. Bisher haben allerdings lediglich rund 6.500 Arbeiterinnen und Arbeiter die Arbeit niedergelegt.
Als nächsten Schritt verspricht die Gewerkschaft, sich nicht mehr ausschließlich auf DRAM- und NAND-Chips zu konzentrieren (in denen Samsung eine weltweit führende Stellung einnimmt), sondern auch auf HBM-Chips (High Bandwidth Memory), die vor allem für die Anwendung im Bereich Künstliche Intelligenz wichtig sind. Das Unternehmen investiert stark in diesem Segment: man will zum aktuellen Weltmarktführer, dem taiwanesischen Erzrivalen TSMC, aufschließen.
Der Streik trifft Samsung zu einem kritischen Zeitpunkt: Nach mehreren Jahren schrumpfender Umsätze und Erträge zeichnete sich jüngst eine Trendwende ab. So lag der operative Gewinn im ersten Quartal bei 6,61 Billionen Won (ca. 4,8 Milliarden US-Dollar) und damit um satte 932,8 Prozent höher als im ersten Quartal des Vorjahres, als der Wert auf ein 14-Jahres-Tief gefallen war.
Die jüngste Gewinnprognose verschleiert jedoch, dass es Samsung nach wie vor nicht gelingt, sich von seiner starken Abhängigkeit von traditionellen Speicherchips zu lösen, die für drastische Preisschwankungen bekannt sind, sowie von einem Smartphone-Markt, der sich ebenfalls in einer Flaute befindet. Die rosigen Aussichten wurden letztlich dank des weltweiten KI-Booms möglich, der zu hoher Nachfrage nicht nur nach den besagten HBM-Speichern sondern auch nach Samsungs traditionellen NAND- und DRAM-Chips geführt hat.
Doch es gab auch negative Nachrichten: Im Mai hatten Samsungs HBM-Komponenten den Test für den Einsatz in KI-Chipsätzen von Nvidia, dem US-amerikanischen Chipdesigner, der den weltweiten KI-Boom maßgeblich vorantreibt, noch nicht bestanden. Dadurch wächst die Sorge, der Chiphersteller, der in der Vergangenheit den größten Beitrag zu den Unternehmenssteuereinnahmen in Südkorea geliefert hat, könnte auf dem schnell wachsenden KI-Markt abgehängt werden.
Im April gelang es dem Samsung-Smartphone Galaxy wiederum, das iPhone von Apple als weltweiten Bestseller abzulösen. Das lag jedoch nicht daran, dass Samsung Apple technologisch überlegen wäre, sondern vielmehr an den neuen Expansionsmöglichkeiten in China. Die politischen Spannungen zwischen Washington und Peking ermöglichten es den regionalen Edelmarken, dem US-Konkurrenten auf dem chinesischen Markt aggressiv Terrain streitig zu machen.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Südkoreas größtes Unternehmen an die sich schnell verändernde und hart umkämpfte globale Tech-Szene anpassen muss. Schon in den späten 1980er Jahren hatte Samsung einen ambitionierten neuen Kurs eingeschlagen. Man wollte sich als globale Marke etablieren, anstatt als reine Imitation japanischer Firmen wie Sony und Toshiba zu gelten, die zu dieser Zeit die Sparte Unterhaltungselektronik dominierten. Seitdem ist es dem südkoreanischen Unternehmen immer wieder gelungen, seine Konkurrenten auszustechen, indem es vor allem auf neue Nischen setzte und dafür massive Investitionen und enorme personelle Ressourcen einsetzte.
»Eine Designerin berichtete, sie habe nur noch zwei bis drei Stunden pro Nacht geschlafen.«
Während die südkoreanische Regierung die finanziellen Risiken stets mit Steuervergünstigungen und billigen Direktkrediten schulterte, konnte Samsung die besten Talente des Landes von Forschung und Entwicklung bis hin zur Produktion anwerben. Diese Menschen wurden tatsächlich zu einigen der bestbezahlten Arbeiterinnen und Arbeitern, die darüber hinaus von den großzügigsten Sozial- und Zusatzleistungen im Land profitieren. Eine durchschnittliche Angestellte bei Samsung Electronics verdient aktuell mehr als 120 Millionen Won (rund 87.000 Dollar) im Jahr, verglichen mit dem Pro-Kopf-BIP des Landes von 32.000 Dollar.
In den 1990er Jahren war es in Südkorea eine Seltenheit, dass sowohl die Vergütung der Führungskräfte als auch die der Nicht-Führungskräfte an ein einfaches, unkompliziertes Gewinnbeteiligungssystem gebunden war. Dabei erhielten die Arbeiterinnen und Arbeiter bei Samsung Sonderleistungen, deren Berechnung auf einer Kombination aus der individuellen und unternehmensweiten Performance basierte. Diese finanziellen Anreize führten dazu, dass die Beschäftigten immer härter und länger arbeiteten.
Samsung war stolz auf diese Arbeitskultur. 1991 schaltete der Konzern in allen großen Zeitungen eine Anzeige mit dem Titel »Kaffeepause um 3:00 Uhr morgens« und wies damit auf Forscherinnen und Forscher hin, die bis in die frühen Morgenstunden an der Entwicklung eines neuen Speicherchips arbeiteten.
2012 kam es zu einer Patentklage von Apple gegen Samsung wegen des Galaxy-Smartphones, bei der die Außenwelt einen Einblick in die zermürbende Realität der Arbeit bei Samsung bekam. Die Designerin Wang Jeeyuen berichtete, sie habe nur noch zwei bis drei Stunden pro Nacht geschlafen und mit dem Stillen ihres Kindes aufgehört, um den Zeitplan des Konzerns einzuhalten. Ihre Aufgabe: Icons für den Galaxy-Bildschirm zu entwerfen. Wang erklärte weiter, sie habe dabei mindestens genauso hart gearbeitet wie jeder Apple-Designer. Die Kernfrage der Klage war allerdings, ob die Samsung-Designer tatsächlich nicht kreativ genug waren, um mehr zu tun, als Ideen von Apple zu kopieren.
Die 3:00 Uhr-Werbeanzeige und Wangs Aussagen belegten drei Jahrzehnte rücksichtsloser Arbeitsethik, mit der Samsung zum einzigen Technologiekonzern wurde, der gleichzeitig den weltweiten Markt für Speicherchips und den für Smartphones beherrscht. Diese Stellung konnte nur erreicht werden, da die Angestellten dem Kompromiss zwischen sehr harter Arbeit und entsprechend relativ hoher Bezahlung Vertrauen schenkten.
Die Gewerkschaft NSEU fordert nun dennoch eine Lohnerhöhung von 3,5 Prozent (etwas weniger als in einer früheren Forderung) und eine Aufstockung des Urlaubsgeldes. Der eigentliche Streitpunkt ist aber die Berechnungsmethode für die Leistungszulage, bekannt als EVA (Economic Value Added), die zwischen 30 und 50 Prozent der Gesamtentlohnung ausmacht.
EVA basiert auf dem Betriebsgewinn nach Steuern abzüglich der Kapitalkosten. Die Berechnungsformel variiert je nach Unternehmen und Branche. Es lässt sich aber zusammenfassen: Ein EVA-bereinigter Anreizpool sinkt, wenn ein Unternehmen viel investiert oder Kredite aufnimmt. So können die finanziellen Leistungsprämien für die einzelnen Beschäftigten oft unabhängig von deren tatsächlicher Leistung schrumpfen. Die Arbeiterinnen und Arbeiter übernehmen also faktisch einen Teil der Investitionskosten wie Kredite und Aktiendividenden. Aus diesem Grund wird der EVA im Allgemeinen auch nur recht selten bei der Vergütung nicht-leitender Angestellter angewandt – nicht einmal in den USA, wo alle erdenklichen finanztechnischen Tricks zum Einsatz kommen.
»Erst vor vier Jahren hat Samsung offiziell seine gewerkschaftsfeindliche Politik beendet, die unter anderem per Überwachung durchgesetzt wurde.«
Schlimmer noch: Samsungs Formel für den EVA bleibt vertraulich und kann daher nicht genau nachvollzogen werden. 2023, als Samsungs Speicherchipsparte rote Zahlen schrieb, sanken daher die Gehälter vieler Samsung-Beschäftigter, während die Führungskräfte weiterhin üppige Gehaltsschecks einheimsten. CEO Han Jong-hee erhielt beispielsweise eine Gesamtvergütung von 6,9 Milliarden Won (5,2 Millionen US-Dollar); das waren rund 49 Prozent mehr als im Vorjahr. Für diesen massiven Gehaltssprung gab es keinerlei Rechtfertigung oder Erklärung seitens des Konzerns.
Die NSEU fordert, als eine transparentere Messgröße für die Leistungsprämien sollte der EVA durch den gesamten Betriebsgewinn als Basis ersetzt werden. Bei der Gewerkschaft ist man der Meinung, durch die Verwendung des EVA würden die Löhne der Beschäftigten immer weiter gedrückt und die Diskrepanz zwischen der Vergütung von Führungskräften und Nicht-Führungskräften vergrößert – und das gerade in Zeiten wie heute, in der Samsung aggressiv investiert, um TSMC und andere Unternehmen im Bereich der KI-spezifischen Chips oder der kundenorientierten Chipherstellung zu übertreffen. Allein in den ersten drei Monaten des Jahres 2024 hat der Tech-Gigant 11,3 Billionen Won (8,12 Milliarden US-Dollar) in Investitionen gesteckt, davon 9,7 Billionen Won (7,05 Milliarden US-Dollar) in Geräte und Halbleiter.
Erst vor vier Jahren hat Samsung offiziell seine langjährige gewerkschaftsfeindliche Politik beendet, die unter anderem per Überwachung aber auch Vermittlung mit den Angestellten durchgesetzt wurde. Die Entscheidung, gewerkschaftliche Organisation zuzulassen, war ein Rückschlag für den neuen Vorsitzenden Lee Jae-yong. Der Spross aus der Gründerfamilie des Mischkonzerns in dritter Generation stand damals unter Druck, da er wegen politischer Korruption zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war.
Lee konnte das Ruder des Konzerns übernehmen, indem er die damalige Präsidentin Park Geun-hye und ihre Entourage bestach. Diese wiederum setzten den Nationalen Rentendienst unter Druck, damit dieser die Stimmen der Aktionäre nutzte, um Lees Aufstieg zu unterstützen. Dieses Fehlverhalten war der direkte Grund für Parks Amtsenthebung im Jahr 2017 – nach monatelangen Massenprotesten, die heute als »Kerzenrevolution« bezeichnet werden.
Lee selbst wurde zunächst zu fünf Jahren Haft verurteilt, die in der Berufung reduziert und lediglich zur Bewährung ausgesetzt wurden. Nachdem ein höheres Gericht eine Wiederaufnahme des Verfahrens angeordnet hatte, wurde er 2021 zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Im Jahr 2022 begnadigte die konservative Regierung Lee. Diese Begnadigung wurde als Versuch dargestellt, »die Wirtschaft zu beleben, indem [Lee] wieder mehr Freiheit bei der Führung von Samsung eingeräumt« werde.
»In diesen Jahren führte Samsungs Union-Busting in Verbindung mit harten Arbeitsbedingungen dazu, dass mindestens zwei Beschäftigte bei der Arbeit starben und ein weiterer sich aus Protest das Leben nahm.«
2018 war die Regierung bei ihren umfassenden Ermittlungen zu Lees Bestechungsversuchen auf rund 6.000 vertrauliche Dokumente gestoßen. Diese bestätigten auch den lange gehegten Verdacht, dass der Konzern Kampagnen zur Zerschlagung gewerkschaftlicher Organisation und zur Unterdrückung von Gewerkschaftsaktivitäten in seinen Tochtergesellschaften und Vertragsunternehmen organisiert hatte. Einige Dokumente zeigten, dass Samsung mindestens seit 2012 sogenannte »Angel Agents« angeheuert hatte, um gewerkschaftlich organisierte Beschäftigte und externe Aktivisten zumindest gut im Auge behalten zu können.
Einige dieser Erkenntnisse führten dazu, dass 32 Führungskräfte angeklagt wurden, weil sie von 2013 bis 2016 gewerkschaftliche Organisierungsbemühungen in einem Outsourcing-Netzwerk für Samsung-Reparaturdienste unterdrückt hatten. In diesen Jahren – die größtenteils mit der Zeit zusammenfielen, in der Lee sich bei korrupten Politikerinnen und Politikern einschmeichelte, um seine Kontrolle über den Konzern zu stärken – führte Samsungs Union-Busting in Verbindung mit harten Arbeitsbedingungen dazu, dass mindestens zwei Beschäftigte bei der Arbeit starben und ein weiterer sich aus Protest das Leben nahm.
Ein besonderer Vorfall veranschaulicht, wie ein Arbeitsplatz ohne kollektive Arbeitervertretung selbst besser bezahlten Arbeiterinnen und Arbeitern ernsthaft schaden kann: Bei Samsung gab es eine auffällige Häufung von Blutkrankheiten unter den Beschäftigten. Die Tragödie begann wahrscheinlich im Stillen bereits in den späten 1990er Jahren, als Samsung vom weltweiten Computer- und Internetboom profitieren wollte und verstärkt Speicherchips herstellte.
Das Phänomen dieser Blutkrankheiten wurde 2007 öffentlich bekannt, vor allem dank Hwang Sang-ki, einem Taxifahrer aus einer südkoreanischen Kleinstadt. Dessen 23-jährige Tochter Yumi war Arbeiterin in der Speicherchipfabrik von Samsung gewesen und an Leukämie verstorben. Nach ihrer Diagnose wurde die bis dahin kerngesunde Tochter, in deren Familie es keine entsprechende Vorerkrankungsgeschichte gab, zwei Jahre lang bettlägerig. Sie hatte nach ihrem Schulabschluss nur zwanzig Monate lang bei Samsung gearbeitet. Nachdem er erfuhr, dass zwei weitere Kolleginnen seiner Tochter an der gleichen Krankheit gestorben waren, gründete Hwang im selben Jahr zusammen mit Arbeitsrecht- und Gesundheitsaktivisten die Interessengruppe Sharps, die sich gegen Samsung in Stellung brachte.
»Gute Sozialleistungen und Löhne sind kein adäquater Ersatz für kollektive Verhandlungsmacht der Arbeiterschaft. «
Als ehrenamtlicher Mitarbeiter habe ich zwischen 2012 und 2020 den englischsprachigen Blog dieser Gruppe gepflegt. Als ich meinen ersten Beitrag schrieb, hatte sie bereits den Tod von rund einhundert Samsung-Arbeitern als »beruflich verursacht« identifiziert. Zum Zeitpunkt meines letzten Beitrags hatte sich diese Zahl fast verdoppelt. Ehemalige und aktuelle Samsung-Chiparbeiter starben weiterhin oder wurden dauerhaft krank und gebrechlich, während Samsung jegliches Fehlverhalten abstritt. Die firmeneigene Entschädigungsstelle, die eigentlich die Interessen der Arbeiterinnen und Arbeiter vertreten soll, schaltete Anwälte ein, um die Anträge der Opfer abzulehnen.
Über Samsung zu schreiben, bedeutete für mich damals vor allem: immer und immer wieder Nachrufe auf diese jungen Arbeiterinnen zu verfassen. Ein Muster bei den Erkrankungen und Todesfällen war geradezu offensichtlich. Samsung holte die besten Talente aus den Mädchengymnasien der Kleinstädte mit Bussen in seine immer größer werdenden Fabriken, wo sie ohne Schutzkleidung oder Sicherheitstraining Speicherchips und LCD-Panels herstellten.
Diese Mädchen waren der Stolz ihrer Familien, weil sie einen Job bekamen, mit dem sie genug ansparen konnten, um ihre eigene Hochschulausbildung und die ihrer Geschwister zu finanzieren (und freilich auch ihre Familien mit Samsung-Geräten zu überschütten, die sie mit Mitarbeiterrabatt kaufen konnten). Dann fielen aber viele von ihnen mit Mitte zwanzig diversen unheilbaren Blutkrankheiten zum Opfer. Auch heute führt Samsung regelmäßig ähnliche Anwerbungsaktionen in Vietnam durch, wo das Unternehmen inzwischen die meisten seiner Galaxy-Smartphones fertigt.
Es dauerte vier Jahre, bis Sharps und Hwang 2011 einen Prozess gewannen und damit der posthume Antrag für Hwangs Tochter auf Entschädigung bewilligt wurde. Es war das erste öffentliche Eingeständnis Samsungs, dass die Blutkrankheit mit den Bedingungen am Arbeitsplatz zusammenhängt. Erst nach einem mehr als tausend Tage andauernden Sitzstreik von Hwang und der Gruppe in der Konzernzentrale gab Samsung schließlich nach und bot Hunderten Opfern eine formelle Entschuldigung sowie Entschädigung an.
Samsungs arbeiter- und gewerkschaftsfeindliche Geschichte sowie die Opfer dürften einen Mythos widerlegen: gute Sozialleistungen und Löhne sind kein adäquater Ersatz für kollektive Verhandlungsmacht der Arbeiterschaft. Hätte es bereits früher eine Gewerkschaft gegeben, hätten Yumi und ihre Kolleginnen wahrscheinlich ihren Hochschulabschluss gemacht und würden ihr Leben auch heute noch weiterführen.
Die Auswirkungen des aktuellen unbefristeten Streiks werden unabhängig vom Ergebnis sicherlich nachhallen. Denn der Streik wurde auch durch die Erkenntnis ausgelöst, dass selbst die bestbezahlten Arbeiterinnen und Arbeiter nicht immer auf das Wohlwollen ihres Arbeitgebers vertrauen können.
Kap Seol ist ein koreanischer Autor und Forscher und lebt in New York. Seine Artikel sind in unter anderem bei »Labor Notes«, »In These Times« und im »Business Insider« erschienen.