15. April 2022
In Georgien lässt Krypto-Mining die regionale Stromversorgung kollabieren. Ganz vorn mit dabei in diesem Geschäft: die orthodoxe Kirche.
Ende vergangenen Jahres geschah etwas Wunderliches in Mestia, einem kleinen Ort im Norden Georgiens. Am 30. Dezember legten die Bewohnerinnen und Bewohner des Bergdorfes in der örtlichen Kirche einen Schwur ab: Sie versprachen, keine Kryptowährung mehr zu schürfen. »Es ist bedauerlich, dass wir zu dieser extremen Maßnahme greifen mussten. Aber uns blieb keine andere Wahl«, kommentierte einer der Teilnehmenden nach der Zeremonie.
Mit diesem kuriosen Schritt wollte man die Energieversorgung sicherstellen. Zuvor hatte sich im eigentlich als Touristenregion bekannten Swanetien ein Krypto-Krimi zugespitzt. Mitten im Winter war unter der Last des lokalen Energieverbrauchs wiederholt die Stromversorgung im Dorf zusammengebrochen. Sowas hat in der Region dramatische Folgen. Denn mangels Alternativen heizt man dort mit Elektrizität. Das Stromnetz war bereits in den Jahren zuvor immer wieder ausgefallen – der vergangene Winter jedoch brach alle Rekorde.
Franziska Heinisch ist Kolumnistin bei JACOBIN.