01. Mai 2020
Die Geschichte der Sozialdemokratie in Bildern
Viele Jahrzehnte lang war die Sozialdemokratie nicht nur Wahlverein, sondern eine politische Heimat für Millionen von Menschen, die durch Organisierung in Partei und Gewerkschaft glaubten, ihr Schicksal gemeinsam in die Hand nehmen zu können und zukünftigen Generationen eine bessere Welt zu hinterlassen.
Sie bildete eine Massenkultur für sich, die eigene Traditionen und Identitäten entwickelte, zusammengehalten durch die Anziehungskraft des sozialistischen Ideals. Inneren Reibungen und äußeren Rückschlägen zum Trotz überlebte sie alle gesellschaftlichen Zäsuren des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie schrumpfte, sie speckte ihre Forderungen ab und ließ die Vision einer Gesellschaft jenseits des Kapitalismus hinter sich. Aber sie blieb eine prägende Kraft der europäischen Politik.
Die Politik, die die Sozialdemokratie einst verkörperte, lässt sich an ihrer Bildsprache ablesen. Ihre frühen Plakate, entworfen von Kunstschaffenden, die nicht unbedingt selber aus der Arbeiterklasse stammten, ihr eigenes politisches Schicksal aber als untrennbar mit ihr verbunden betrachteten, veranschaulichten Stärke und Mut sowie das Streben nach einer besseren Welt. Motive wie die rote Fahne signalisierten die Macht der Arbeiterbewegung als einer einenden Kraft gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Im Hintergrund ging die strahlende Sonne der Freiheit auf – das mächtige Symbol der sozialistischen Zukunft, das alle Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten damals vor Augen hatten.
Die frühe Sozialdemokratie versprach den Massen die Welt – und zu einem gewissen Grade lieferte sie das auch. Später versprach sie ihnen zwar nicht mehr die Welt, aber immerhin ein Stück des gesellschaftlichen Kuchens und einen Platz am Tisch der großen Politik. Die Bildsprache wurde staatstragender, war aber nach wie vor auf eine bessere Zukunft ausgerichtet. Ob von 1870, 1919 oder 1969 – sie erinnern uns an eine Bewegung, die längst der Vergangenheit angehört, aber nach wie vor dringend gebraucht wird.
Die Plakate befinden sich im gedruckten Magazin oder PDF.
Loren Balhorn ist Editor-in-Chief von JACOBIN.