20. August 2024
Das Konzept der »Wokeness« ist zu einem Kampfbegriff geworden. Seine Befürworter verstehen darunter den Einsatz für Solidarität und Gerechtigkeit. Die Philosophin Susan Neiman meint hingegen, »Wokeness« sei mit progressiven Denktraditionen nicht vereinbar.
Sportmarke Nike wirbt mit Regenbogenlogo, Toyko, August 2023.
Links ist nicht woke von Susan Neiman ist ein wunderbares Büchlein; die Art von Buch, das mehr Intellektuelle schreiben sollten. Neimans Stil ist lebhaft und erfrischend furchtlos. Sie braucht keine verschachtelten Sätze oder das Passiv, um Kontroversen zu beschönigen. Sie bezieht einen klaren Standpunkt und bleibt ihm treu. Sie leidet auch nicht unter dem Opferkomplex, den so viele »anti-woke« Autorinnen und Autoren an den Tag legen. Sie hat ein Buch geschrieben, das man Freundinnen und Familienmitgliedern empfehlen kann, selbst wenn diese mit Neimans Ansatz nicht einverstanden sind.
Für Neiman ist »Wokeness« kein Projekt, das sich mit Recht auf eine progressive politische Tradition berufen könne. Es wurde viel über die politischen Gefahren einer »woken« Rhetorik gesprochen, aber nur wenige Kritiker aus der Linken haben stichhaltige Argumentationen dafür geliefert, was Linkssein eigentlich ausmacht und warum »woke bleiben« im Widerspruch dazu stehen könnte.
In vier Kapiteln argumentiert Neiman, dass Wokeness den Prinzipien der Linken nicht nur fremd sei, sondern ihnen entgegenstehe. Es ist ein Argument, das ihr erwartungsgemäß Feinde eingebracht hat; ein Rezensent nannte ihr Buch beispielsweise eine »Tirade des Cringe«.
Dabei ist Neimans Schreibstil fesselnd und einfühlsam. Wokeness, wie sie sie definiert, ist eine Ideologie, die alle Gruppen auf ihr bloßes »Ausgegrenztsein« reduziert. Damit werde implizit die Behauptung aufgestellt, dass die Gesellschaft nicht mehr als eine Ansammlung von Konflikten ist, die ihre Wurzeln in Machtdynamiken zwischen verschiedenen, rivalisierenden Gruppen haben (Schwarz gegen Weiß, Homosexuell gegen Transsexuell, Hetero- gegen Homosexuell und so weite). Neiman stellt gleich zu Beginn die provokante Frage: »Was ist nun wesentlicher: die Zufälle unserer Geburt oder die Prinzipien, die wir beurteilen und vertreten? Traditionell kaprizierte sich die Rechte auf das Erste, während die Linke das Zweite betonte.«
Das Buch ist eingeteilt in Unterüberschriften wie »Universalismus und Stammesdenken«, »Macht und Gerechtigkeit« und »Fortschritt und Verhängnis«. Für jeden Fall zeigt Neiman, wie die Logik der Wokeness stets zur zweiten Option hinführt.
Ihrer Ansicht nach bedeutet woke zu sein, eine geradezu »tribalistische« Weltanschauung zu haben. Demnach ist das jeweilige Wir (definiert nach Hautfarbe, Geschlecht/Gender, Nationalität oder der Selbstbezeichnung als »progressiv«) grundsätzlich gut, während das entsprechende Andere schlecht ist. Damit ist Wokeness sehr nahe am Weltbild von Carl Schmitt, der Politik als kontinuierlichen Kampf zwischen »Freund und Feind« erachtete. Diese Art von Distinktion mag allen Formen der demokratischen Politikgestaltung inhärent erscheinen – schließlich stützen sich populistische ebenso wie sozialistische politische Aufrufe ebenfalls auf ein Narrativ, das die Welt in »das Volk« oder »die Arbeiter« und »die Elite« oder »die Reichen« aufteilt. Doch in der »politischen Theologie« von Schmitt steckt etwas ganz anderes.
»Neiman stellt gleich zu Beginn die provokante Frage: ›Was ist nun wesentlicher: die Zufälle unserer Geburt oder die Prinzipien, die wir beurteilen und vertreten?‹«
Schmitts Ideen waren eine Inspirationsquelle für den Nationalsozialismus. Er selbst war NSDAP-Mitglied und hat das Dritte Reich unterstützt. Seine Freund-Feind-Weltanschauung basiert auf der Vorstellung von horizontal geführten und vor allem unlösbaren Konflikten zwischen miteinander unversöhnlichen Gruppen. (Beim Gegensatzpaar Arbeit gegen Kapital könnte der Konflikt hingegen durch die Abschaffung der Lohnarbeit überwunden werden.)
Für Schmitt sind alle Konzepte in der Politik auf diese Freund-Feind-Differenzen reduzierbar. Vor diesem Hintergrund ist es unmöglich, sich auf ein höheres objektives oder moralisches Urteil außerhalb dieser Gruppendynamik zu berufen. Schmitt lehnte den Universalismus oder jegliche »Vorstellung von Gerechtigkeit, die über den Begriff der Macht hinausgeht« ab, ebenso wie den Begriff »Fortschritt« selbst. Er vertrat eine Vision von Politik, in der nichts außer die Kollektivierung von Feindschaft das Ziel ist. Es ist daher kaum verwunderlich, dass er demokratische Diskussionen und Entscheidungsprozesse für überflüssig hielt.
Wer woke ist, reagiert ähnlich allergisch auf einen universellen Anspruch oder Verweise auf objektive Standards für »das Gute«. Tatsächlich kann die vermeintliche Falschheit des Universalismus sogar als die engstirnige Perspektive »alter weißer Männer« wahrgenommen werden. Neiman zeigt, wie fadenscheinig diese Logik ist. Sie springt für die Denker der Aufklärung in die Bresche, insbesondere Immanuel Kant, und zeigt, dass es das Streben nach einer systematischen Theorie der Gerechtigkeit war – basierend auf dem Glauben an die universelle menschliche Fähigkeit zur Vernunft – das es diesen alten weißen Männern ermöglichte, sich eine Gesellschaft jenseits des dunklen und archaischen Stammeswesens im mittelalterlichen Europa vorzustellen. Es waren genau diese Argumente und Denkweisen, aus denen Bewegungen gegen die Sklaverei und für die Demokratie entstanden. Die Ablehnung der alten Aufklärer durch »die Woken« sei daher eine unbewusste Hinwendung zu einer Art nietzscheanischem Machtkampf; eine erneute Bekräftigung des Prinzips »mein Stamm gegen deinen« beziehungsweise »wir gegen die«.
In diesem Zusammenhang steht woke für eine nihilistische Sicht auf die Geschichte. Das vielleicht stärkste und bissigste Kapitel von Neiman ist das, in dem sie den Begriff des menschlichen Fortschritts selbst verteidigt. So schreibt sie: »Gäbe es nicht diese fatale Neigung zu Philosophien, die jede Hoffnung auf Fortschritt untergraben, wäre es passend, alle, die heute nach links tendieren, als progressiv zu bezeichnen.« Stattdessen stellten die »woken Kreuzritter« von heute die Geschichte als eine Reihe von Grausamkeiten dar, als ein unaufhörliches Abgleiten in Richtung Gomorrha. Ideen von menschlichem Wandel und Erfolg, von Vernunft, von wissenschaftlichem Fortschritt – ja, sogar von Mathematik – können demnach in Wirklichkeit rassistisch sein. Es ist eine paranoide Weltanschauung, die die Menschen dazu bringt, selbst die harmlosesten Dinge als Auswüchse des Bösen zu betrachten. Ein weißer männlicher Country-Star covert eine Pop-Ballade aus den 1990er Jahren, die von einer Schwarzen lesbischen Frau geschrieben wurde? Dabei sollte man sich richtig schlecht fühlen.
Ein Teil dieses Nihilismus, so Neiman, wurde von Michel Foucault in die Linke »hereingeschmuggelt«. Foucaults theoretischen Werke wurden von denjenigen mit Begeisterung aufgenommen, die seinen subversiven Stil mit radikaler Substanz verwechselten. Neiman merkt an: »Sein gesamtes Auftreten schrie förmlich Rebell. In seinen Büchern verherrlichte es die gesellschaftlichen Außenseiter: den Gesetzlosen, den Wahnsinnigen.«
Was Foucault jedoch fehlte, war eine klare moralische Grundlage. Er lehnte normative Urteile strikt ab und glaubte daher nicht, dass die Gesellschaft besser sein sollte. Noam Chomsky sagte einmal, Foucault sei der amoralischste Mensch, den er je getroffen habe. Hier lässt sich etwas über die Darbietung von vermeintlichen Grenzüberschreitungen als Ersatz für tatsächliches politisches Engagement lernen. Aus Neimans Sicht bestand Foucaults Genialität darin, einen radikalen Stil mit einer Botschaft zu verbinden, die »nicht weniger reaktionär [war] als die Schriften von Edmund Burke oder Joseph de Maistre«.
Neiman zeigt großartig auf, wie progressive Traditionen aus der Sackgasse der woken Stagnation gerettet werden können. Aber sie erklärt nicht, wie und warum so viele Menschen in der Linken dieser Ideologie erlegen waren und sind. Georg Wilhelm Friedrich Hegels Metapher von der Eule der Minerva legt nahe, dass Verständnis und Wissen erst dann eintreten, wenn die Ereignisse sich bereits entfaltet haben. Angesichts der Flut von Büchern, die in den vergangenen zwei Jahren erschienen sind und die Wokeness thematisieren sowie kritisieren, könnte man versucht sein zu glauben, ein baldiges Ende der Wokeness stehe bevor. Doch andererseits deutet das Ausbleiben einer Erklärung für die Wurzeln der Wokeness – woher diese Ideologie kommt, warum sie sich durchgesetzt hat, wem sie dient und wohin sie sich entwickeln könnte – darauf hin, dass die Sache vielleicht noch nicht durch ist. Möglicherweise sind wir noch nicht auf dem Gipfel der »Wokeness« angekommen.
Es scheint offensichtlich, dass Wokeness zumindest für eine kurze Zeit vorherrschte und den Ton vorgab. Es kann auch so erscheinen, dass diese Zeit langsam vorbei ist, beziehungsweise gerade dem Ende entgegengeht. Ein Meinungsartikel in der New York Times vom 17. Mai 2024 trägt beispielsweise den Titel: »Wokeness Is Dying, We Might Miss It«. Da stellt sich natürlich die Gegenfrage: Stirbt Wokeness tatsächlich? Und werden wir sie wirklich vermissen?
Wenn wir Wokeness als eine Art gesellschaftliche Manie verstehen, die die liberale demokratische Meinung eine Zeit lang ergriffen hat, ist es auch vorstellbar, dass sich der Griff nun lockert. Doch das verschiebt die Frage nur um eine Abstraktionsebene nach hinten. Wir sollten uns vor allem fragen, warum eine solche Manie überhaupt erst entstanden ist.
»Karl Marx' Aussage: ›Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse‹, könnte dazu beitragen zu verstehen, worum es bei diesem Phänomen eigentlich geht.«
Ein Grund dafür, dass es so schwer ist, sich einen Reim auf die Sache zu machen, ist, dass die Verfechter der Wokeness sich fast nie ernsthaft mit Kritikerinnen wie Neiman auseinandersetzen. So würden viele der heutigen Woken widersprechen, dass Wokeness eine klar identifizierbare Ansammlung irgendwie einflussreicher Ideen ist (oder jemals war). Wokeness sieht sich selbst als etwas Natürliches an. Befürworter argumentieren nicht für ihre Position, sie machen sich lediglich über die Kritik lustig.
Man stelle sich vor, ein Kritiker würde darlegen, warum die Forderung »defund the police« ( also eine Kürzung der Mittel für die Polizei) oder gar die Abschaffung der Polizei eine schreckliche Idee ist (wie Neiman es ebenfalls sehr geschickt tut). Frühere, woke Befürworter des Defunding würden wohl mit einem Lachen antworten, dass sich nie jemand wirklich dafür interessiert hat oder dass es nie wirklich Teil einer vermeintlichen »woken Agenda« war – selbst wenn dieselben Personen noch wenige Monate zuvor ausdrücklich für diese Sache eingetreten sind.
Dies unterstreicht Neimans Standpunkt über die gefährliche Abneigung der Woken gegen Vernunft und Argumente sowie ihre Kurzschlussreflexe gegen Überzeugungsarbeit. Besonders besorgniserregend ist aber, dass es dadurch schwierig wird, diesen Ideen zu widersprechen. Denn wenn woke Argumentationen als natürlich dargestellt werden und sich viele Menschen auf eine organische, unreflektierte Weise auf sie berufen, dann haben wir den Bereich der Vernunft verlassen und sind (wie Slavoj Žižek sagen würde) in den Bereich der reinen Ideologie eingetreten.
Wenn wir Wokeness nun als ein ideologisches Projekt betrachten und nicht als eine Art gesellschaftlichen Psychose, dann könnte Karl Marx Hilfestellung bieten. Seine Aussage: »Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse«, könnte dazu beitragen zu verstehen, worum es bei diesem Phänomen eigentlich geht. In jeder Ära stellen die herrschenden Ideen und diejenigen, die mit ihnen hausieren gehen, ihre Vorstellungen als Teil einer natürlichen Ordnung der Dinge dar – während diese Ideen in Wirklichkeit den Klasseninteressen der besagten Hausierer selbst dienen. In dieser Hinsicht muss die Wokeness in der heutigen kapitalistischen Gesellschaft offenbar eine sehr nützliche Funktion erfüllen. Das bedeutet auch, dass es viel schwieriger sein könnte, sie hinter sich zu lassen, als es derzeit den Anschein haben mag.
»Foucault, Nietzsche und Schmitt sind zwar begnadete Kritiker der liberalen Verlogenheit und der Moderne, aber ihr Versagen, eine überzeugende Alternative oder auch nur Orientierung zu bieten, kennzeichnet sie als Denker, die jegliches Streben nach Gemeinwohl verachten.«
Die Antwort, wie genau Wokeness eine solche Funktion erfüllt, muss noch angemessen be- und niedergeschrieben werden. Wahrscheinlich hat es etwas mit dem riesigen (und immens reichen) NGO-Sektor und den engen professionellen Verbindungen zwischen einflussreichen Unternehmensstiftungen, Parteien, den Medien und der Regierung zu tun. Es könnte ein sich selbst verstärkender Kreislauf sein, der ähnlich wie der militärisch-industrielle Komplex funktioniert. Oder, wie Tom Holland sagen würde, könnte es sich um eine bizarre christlich-religiöse »Mutation« innerhalb einer zunehmend ungläubigen Elite handeln, die verzweifelt nach einer Möglichkeit sucht, einen befriedigenden religiösen Impuls zu finden, indem Lippenbekenntnisse zum Empowerment der Schwachen abgegeben werden. Wie dem auch sei: dass die Affinität und die Verbindungen zwischen Wokeness und Kapitalismus häufiger von der politischen Rechten hervorgehoben und kritisiert wurden als von linker Seite, ist beschämend.
Der vielleicht eindrucksvollste Teil in Neimans Buch ist auch der beunruhigendste. Die Autorin zeigt auf brillante Weise die Verwandtschaft zwischen Wokeness und dem Denken von Schmitt, Nietzsche und Foucault auf. Es sind diese Denker, die uns einen erstaunlich guten Einblick in die zutiefst zynische woke Weltsicht geben. Und Neiman legt dar, dass diese Theoretiker — Dirigenten einer »Symphonie des Misstrauens, die zur Hintergrundmusik der gegenwärtigen westlichen Kultur geworden ist« — keine kohärenten Argumente dafür bieten, wie die Gesellschaft organisiert werden sollte. Sie sind zwar begnadete Kritiker der liberalen Verlogenheit und der Moderne, aber ihr Versagen, eine überzeugende Alternative oder auch nur Orientierung zu bieten, kennzeichnet sie als Denker, die jegliches Streben nach Gemeinwohl verachten. Wenn Foucault, Nietzsche und Schmitt tatsächlich die (nicht ganz so) heimliche Inspiration für die woken Meinungsmacher und Ideologinnen unserer Zeit sind, dann haben wir ein Problem.
»Die Wokeness hat im Prinzip bereits verdeutlicht, dass für sie Demokratie, Gleichheit und Fortschritt nur leere Konzepte sind, die der Verschleierung von Macht dienen.«
Denn so schlimm die Wokeness auch sein oder erscheinen mag – was auf sie folgt, könnte noch schlimmer sein. Denn wenn der Foucault-Schmittianismus auf der Linken schon derartige Verwüstung angerichtet hat, wird diese Denkweise vermutlich noch mehr Verwerfungen nach sich ziehen, wenn seine Lehren auf der Rechten verbreitet werden. Man behalte im Hinterkopf, dass der Hauptimpuls der Wokeness eine Art reflexartiges Mitleid mit echten, aber auch vermeintlichen Opfern war. Nicht selten war dieses Mitleid fehl am Platz, und Menschen, die tatsächlich ökonomische benachteiligt sind (etwa arme weiße Männer) wurden von teils gut betuchten Aktivisten zu Sündenböcken gemacht, die sich ihrer männlichen Privilegien nicht bewusst seien.
Meine Warnung ist: Die »Viktimisierung« kann in beide Richtungen gehen. Wenn woke Menschen darauf gepocht haben, dass Merkmale wie die Hautfarbe, das Geschlecht oder was auch immer Personen auf eine geradezu metaphysische Weise als grundlegend anders kennzeichnen und wenn sie diese Differenzen in den Mittelpunkt ihrer politischen Kampagnen gestellt haben, was könnte dann passieren, wenn die Rechte diesen Punkt aufgreift und die Freund-Feind-Polarität einfach umkehrt? Die Rechten würden jungen Männern sagen, dass ihre Einsamkeit nicht auf »toxische Männlichkeit« zurückzuführen ist, sondern auf den viel zu hohen Anspruch der Frauen auf Gleichberechtigung. Sie würden wirtschaftlich schwachen, frustrierten Weißen sagen, dass sie ihr Weißsein nicht ablegen und beseitigen (»abolish whiteness«) müssen, sondern es stattdessen annehmen und feiern sollten. Wir sehen bereits, wie die Rechte derartige Ansätze verfolgt. In den USA versuchen sie auf diese Weise, die hart erkämpften Siege der Linken in der Bürgerrechtsbewegung rückgängig zu machen.
Diese Appelle haben etwas gemeinsam: Weder die Aufforderung, das eigene Weißsein oder die eigene Männlichkeit zu zerschlagen, noch die Aufforderung, diese Eigenschaften zu feiern, zielen auf ein höheres Gemeinwohl ab. Das Spiel ist rein horizontal. Die Wokeness hat im Prinzip bereits verdeutlicht, dass für sie Demokratie, Gleichheit und Fortschritt nur leere Konzepte sind, die der Verschleierung von Macht dienen. Dann kann man auch auf Überzeugungsarbeit verzichten und stattdessen überzogene Aufforderungen formulieren. Die Rechten könnten sehr wohl das Gleiche tun.
Wir sollten uns wirklich Sorgen darüber machen, dass die Wokeness den Weg für eine stramme Rechte in mehr als einer Hinsicht geebnet haben. Nicht nur, dass eine besonders skurril anmutende »Woke-Rhetorik« den Rechten eine Reihe von leicht zu verwandelnden politischen Elfmetern ermöglicht. Die spöttische Ablehnung gegenüber geduldiger demokratischer Überzeugungsarbeit seitens der Woken bietet der Rechten darüber hinaus ein perfektes Vorbild, ein »Playbook« für den politischen Kampf in einem Zeitalter des ideologischen Nihilismus. Es kann also durchaus noch schlimmer werden.
Der Gewerkschafter Dustin Guastella ist Director of Operations beim Teamsters Local 623 in Philadelphia.