14. Dezember 2023
In Teslas Gigafactory in Brandenburg herrscht ein Klima der Angst. Die IG Metall will es brechen.
»Sollte das Tesla-Werk dauerhaft ohne Tarifvertrag bleiben, wird das auch Auswirkungen auf Tarifverhandlungen mit anderen Arbeitgebern haben.«
Teslas Schriftzug prangt weiß abgesetzt auf der eleganten schwarzen Arbeitskleidung von Hassan. Er fühlt sich nicht mehr wohl darin. Den Pullover bekam er am ersten Arbeitstag, und er war die erste Enttäuschung von vielen: »Sie haben mir bei der Bewerbung die Füße geküsst! Sie haben gesagt: Nach Deiner Probezeit wirst Du Stufe 2, Du bekommst 5.000 Euro Bonus, Du darfst während der Schicht rauchen. Weißt Du, was ich bekommen habe? Einen stinkenden Pullover.«
Hassan fährt in seinem Pullover mit der Bahn zurück nach Berlin. Gegen 18 Uhr wird er bei seiner Frau und den Kindern sein, um 4 Uhr muss er wieder aufstehen und zurückfahren zum Bahnhof Fangschleuse, von wo er den Bus zum Werk nimmt. Das hat er sich so ausgesucht, als er wegen Tesla vor einem knappen Jahr nach Berlin gezogen ist. Doch die Euphorie von damals ist inzwischen vollständig aus Hassans Gesicht verschwunden.
»Diese Geschichte habe ich hundertfach gehört, am Anfang waren viele euphorisch«, erinnert sich Jannes Bojert, der tatsächlich schon mit hunderten Arbeiterinnen und Arbeitern aus dem Tesla-Werk gesprochen hat. »Viele waren bereit, Überstunden zu schrubben, viele hatten Verständnis dafür, dass nicht alles sofort perfekt ist.« Er ist politischer Sekretär der IG Metall und führt das brisanteste Erschließungsprojekt der Gewerkschaft an. »Doch irgendwann, da ist die Stimmung gekippt.«
Stimmungstest am Samstagabend in Berlin. Rund zweihundert Mitglieder der IG Metall aus dem Tesla-Werk haben sich vor einem großen Funktionsbau nahe Berlin Ostbahnhof versammelt. Es geht um den Tag X. Seit Monaten planen die Metallerinnen und Metaller, wann und wie sie sich zu erkennen geben. Sie planen den Zeitpunkt, wenn die Kolleginnen und Kollegen, aber auch das Management erfahren, dass sie sich organisieren. Dieser Tag soll Montag sein.
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Nico van Capelle ist freier Journalist und interessiert sich für Arbeitskämpfe.