30. März 2023
Vor hundert Jahren wurde in Thüringen schon einmal eine linke Regierung von Rechten gestürzt.
»Zu beten sei ›auf deutsche Art‹, zum Beispiel mit den Worten ›Deutschland erwache! Herr mach’ uns frei!‹.«
Illustration: Andy KingWer die »Klassikerstraße« durch Thüringen bereist, stößt auf viele Spuren bedeutender Kultur und Geschichte. An zahlreichen Gebäuden verkünden Tafeln: Hier lebten und wirkten Goethe oder Schiller, aber auch Bach, Cranach, Fichte, Hegel und viele andere Meister ihres Faches. Ebenso liest man: Hier tagte 1919 die Deutsche Nationalversammlung im Weimarer Theater.
Indessen: Thüringen war auch das Land, in dem erstmals ein Faschist mitregierte. Wilhelm Frick, ein führender Politiker der NSDAP, der 1923 in München zusammen mit Hitler erfolglos gegen die Weimarer Republik geputscht hatte, wurde hier bereits im Januar 1930 zum Staatsminister für Inneres und Volksbildung ernannt. Das Land diente den Nazis als ein breites Rekrutierungsfeld von Antidemokraten aller Art. Hier konnten sie ihre rassistischen und menschenfeindlichen Diktaturmethoden erproben, hier begann ihre Herrschaft nicht erst am 30. Januar 1933, sondern bereits im August 1932.
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Manfred Weißbecker war bis 1992 tätig an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er arbeitet zur Geschichte von Faschismus, Antifaschismus und politischen Parteien im 20. Jahrhundert.