20. Juni 2024
Im Mittelpunkt des japanisch-amerikanischen Franchise Transformers steht die Spannung zwischen der Robotik als Befreiung und als Unterwerfung.
»In den zeitgenössischen japanischen Mecha-Serien waren die Roboter Werkzeuge, die von Menschen gesteuert wurden.«
Für viele aus der Generation X ist es ein zuckersüßer Nostalgierausch, sich auf Youtube Werbespots eines geliebten Kinderspielzeugs wie den Transformers anzuschauen. Wenn man sich die Werbung jedoch etwas genauer ansieht, stellt man fest, dass die »getarnten Roboter« die Vorboten aller Arten von Unheil und Schrecken waren, verpackt in lasergeschnittenem Hightech-Glanz für die Kids der 1980er Jahre.
Die Spielzeuge, die unter dem Namen Transformers – Optimus Prime, Bumblebee, Megatron – für Kinder im Westen zu einem Begriff geworden sind, stammen in Wirklichkeit aus zwei verschiedenen Produktlinien, die beide von der Spielzeugfirma Takara Tomy in Tokio hergestellt wurden: Diaclone, riesige Roboter, die sich in Kreaturen und moderne Autos verwandeln konnten, und Micro Change, Robotern, die sich in Alltagsgegenständen wie Stereoanlagen, Uhren und Kameras versteckten. Die Diaclone-Roboter enthielten auch winzige menschliche Piloten im Maßstab eins zu fünfzig, die diese riesigen Roboter in den Kampf steuerten. In den frühen 80er Jahren waren japanische Kinder aufgrund der explosionsartigen Verbreitung von Mecha-Mangas und Animes mit gesteuerten Riesenrobotern bereits vertraut.
Zu den wichtigsten kulturellen Vorläufern des japanischen Nachkriegsinteresses an fiktiven Robotern gehören die Karakuri aus der Edo-Periode – mechanische Puppen, die zur Theater- und Haushaltsunterhaltung der Wohlhabenden geschaffen wurden. In den 1970er Jahren zeigten Mecha-Serien wie Mazinger Z, Gundam und Macross heldenhafte junge Piloten, die gegen außerirdische Invasoren kämpften.
Space Battleship Yamato nahm mit seinem titelgebenden Raumschiff, das die Menschheit zwei Jahrhunderte in der Zukunft aus einem gesunkenen japanischen Schlachtschiff aus dem Zweiten Weltkrieg gebaut hat, ausdrücklich Bezug auf die industrialisierte Kriegführung und die Narben, die der Nationalismus und Imperialismus in Japan während des Weltkriegs hinterlassen hatten. Das Mecha-Genre berührte auch ein anderes heißes Thema im japanischen Nachkriegsdiskurs: die zunehmende Abhängigkeit des Landes von der Robotik, um seine industrielle Vorherrschaft auszubauen.
In den 1960er Jahren arbeiteten in den USA sowohl staatlich finanzierte Forschungs- und Entwicklungslabore als auch private Unternehmen an automatisierten Montagerobotern. Doch innerhalb eines Jahrzehnts übertrafen die japanischen Fabrikroboter ihre amerikanischen Gegenstücke zahlenmäßig bei weitem, nämlich im Verhältnis von fast fünf zu eins.
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Michael Grasso ist leitender Redakteur bei We Are the Mutants, einem Webmagazin, das die Pop- und Untergrundkultur der Ära des Kalten Krieges analysiert.