11. Oktober 2021
Die USA verfügen über das mächtigste Militär der Welt. Dennoch verlieren sie ständig Kriege. Wie kann das sein?
US-Amerikanische Soldaten beim Abzug aus Afghanistan.
Die USA, so heißt es, sind das mächtigste Land der Welt – die einzige Supermacht, die Gewinnerin des Kalten Krieges, die »unverzichtbare Nation«. Eine »Hypermacht«, die alle anderen militärischen Kräfte der Erde überboten und die »vollständige Dominanz« sowie die »Kontrolle über die allgemeinen Ressourcen« errungen hat. Dennoch haben die USA im Irak und in Afghanistan ihre militärischen Ziele verfehlt und wurden in Vietnam vernichtend geschlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten sie nur im ersten Golfkrieg von 1991 – der das klar umrissene Ziel hatte, den Irak aus Kuwait zu vertreiben – sowie in einigen Militäreinsätzen gegen sehr kleine und schlecht ausgerüstete Gegner eindeutige Siege verzeichnen.
Wie lässt sich dieser Widerspruch zwischen unvergleichlicher militärischer Überlegenheit über alle konkurrierenden Mächte einerseits und einer praktisch ungebrochenen Bilanz militärischer Niederlagen seit dem Ende des Kalten Krieges andererseits erklären? Und wie hat sich die seltsame Verbindung großer militärischer Schlagkraft und der Unfähigkeit, diese Macht in militärische Siege umzusetzen, auf die Fähigkeit der USA ausgewirkt, ihre geopolitische Hegemonie aufrecht zu erhalten?
Richard Lachmann ist Soziologieprofessor an der University at Albany. Er ist der Autor von »First Class Passengers on a Sinking Ship: Elite Politics and the Decline of Great Powers«.