22. März 2024
Yanis Varoufakis spricht über die griechische Atombombe, chinesisches Cloud-Kapital und Ursula von der Leyen in Den Haag.
Varoufakis in Berlin, Februar 2024.
Vor knapp einem Jahrzehnt stand Yanis Varoufakis kurzzeitig im Mittelpunkt der internationalen Politik: Er stritt heftig mit Wolfgang Schäuble und den Geldgebern der Eurozone über das Schicksal seines krisengeschüttelten Heimatlands Griechenland.
Seit die griechische Regierung 2015 vor Brüssel kapitulierte und Varoufakis aus Protest vom Posten des Finanzministers zurücktrat, musste seine ehemalige Partei Syriza mehrere schwere Wahlniederlagen einstecken und steht heute kurz vor dem Kollaps. Andere linke Parteien, darunter auch seine eigene, MeRA25, sind bloß politische Randerscheinungen. Stattdessen festigt ein wiedererstarkter Konservatismus unter der Führung von Premierminister Kyriakos Mitsotakis seine Macht in Griechenland.
Doch das hält Varoufakis nicht davon ab, weiterzukämpfen. Er sprach mit David Broder über die aktuelle Lage in Griechenland, die Lehren aus dem Scheitern von Syriza und die neuen Bruchlinien, die sich in Europa und der Welt auftun.
Im Dezember kürte der Economist Griechenland zur »Wirtschaft des Jahres«. Bei den Wahlen im vergangenen Jahr sicherte sich die konservative Nea Dimokratia die Mehrheit. Sie profitierte dabei besonders vom aufkeimenden Wirtschaftswachstum. Die linke Syriza hingegen verliert immer mehr an Zustimmung. Wie steht es um Griechenland?
Der Economist hat jeden Anlass, ein Wirtschaftswunder zu feiern. Wenn man ein Geschäftsmann ist oder ein Geierfonds, der notleidende Kredite aufkauft, ist Griechenland wahrlich ein Eldorado.
Gegenwärtig werden 1,2 Millionen Häuser gepfändet, in einem Land von 10 Millionen Menschen. Ein kleines Rechenbeispiel: Nehmen wir an, ein Haus wurde vor der Krise für 250.000 Euro gekauft. Jetzt ist es 200.000 Euro wert. Es war mit einem Kredit von 150.000 Euro belastet, von dem 50.000 Euro zurückgezahlt wurden. Der Hypothekennehmer kann die anderen 100.000 Euro wegen der Krise, Einkommensverlusten oder Ähnlichem nicht zurückzahlen.
Dann kauft ein in Delaware registrierter Geierfonds mit einem Bankkonto auf den Kaimaninseln das Darlehen für 5.000 Euro auf. Selbst wenn er das als Sicherheit für die Hypothek eingesetzte Haus für nur 100.000 Euro weiterverkauft, hat er mit 5.000 Euro einen Gewinn von 95.000 Euro gemacht. Ich bezweifle, dass man irgendwo eine bessere Rendite erzielen kann. Und das geschieht gerade in großem Stil.
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