13. Dezember 2025
Es mag scheinen, als hätten die Rechten heute einen positiveren Bezug zur Demokratie als früher. Doch nicht die Faschisten sind demokratischer geworden, sondern die Erwartungen der Bevölkerung, denen sich alle Parteien anbiedern müssen – auch die AfD.

Dass die radikale Rechte in entwickelten Demokratien die Sprache der Demokratie bedient, wie hier in Aschaffenburg nach einem Messerangriff im Januar 2025, ist an sich keine Überraschung.
Ein Begriff kann ein Phänomen nur so lange verständlich machen, bis sich das Phänomen verändert. Und ein solches, sich veränderndes Phänomen ist zweifelsohne das Herrschaftsverhältnis, das der Begriff »Faschismus« zu packen versucht. An der begrifflichen Arbeit, es wieder einzufangen, probieren sich nun die Literaturwissenschaftlerin Carolin Amlinger und der Soziologe Oliver Nachtwey in ihrem neuen Buch Zerstörungslust – Elemente des demokratischen Faschismus. Auf den ersten Blick klingt das Begriffspaar ähnlich widersprüchlich wie der Untertitel des vorherigen Buchs Gekränkte Freiheit – Aspekte eines libertären Autoritarismus. Amlinger und Nachtwey versuchen damit nachzuzeichnen, wie das Libertäre ins Autoritäre und das Demokratische ins Faschistische umschlägt.
Dafür befragten sie 2.600 Menschen in einer Online-Umfrage und führten 41 längere Interviews. Viele der Befragten glauben nicht mehr an die Versprechen der liberalen Moderne. Aus dem Frust über ihr »blockiertes Leben« erwächst eine »Zerstörungslust« an den ausgemachten Sündenböcken, die sich in faschistische Fantasien ergießt.
Amlinger und Nachtwey gelingt eine spannende Anatomie der faschistoiden Gefühlswelt der Gegenwart, die von der FAZ bis in linke Kreise bewundert wird. Diese einzigartigen Zugänge zu den Gefühlswelten der modernen Rechten können jedoch vier zentrale, analytische Probleme des Buches nicht kaschieren. Das beginnt bereits mit dem Begriff des »demokratischen Faschismus«.
Zunächst hebt der Begriff eine Besonderheit der radikalen Rechten des 21. Jahrhunderts hervor. Trump, Orban und Co. kokettieren zwar damit, dass ihre Wahlen die letzten gewesen sein könnten, und Meloni versucht, die Verfassung so zu ändern, dass die stärkste Partei nach Parlamentswahlen künftig noch extra Sitze im Parlament und damit eine absolute Mehrheit bekommt. Doch grundsätzlich verkauft sich die moderne, radikale Rechte als Vertreterin des demokratischen Willens, der von liberalen Eliten verraten werde.
Hier, so Amlinger und Nachtwey, liege bereits ein Unterschied zur offenen Ablehnung demokratischer Institutionen durch Hitler oder Mussolini. Gleichzeitig sei die »lustvolle Grausamkeit«, wie sie beispielsweise das Abschiebegefängnis Alligator Alcatraz in den Wetlands Floridas ausdrücke, eine faschistische Entwicklung, die der Begriff »Rechtspopulismus« nicht mehr fassen könne.
Aber ist das Anrufen des Volkswillens wirklich etwas Neues? Auch im historischen Faschismus war der vermeintlich unterdrückte Volkswille zentrales Agitationsinstrument. Doch die Nazis brauchten sich nicht um demokratische Slogans zu scheren. Die Generation, die Hitler wählte, wurde in eine Monarchie geboren – sie erfuhr gerade einmal fünfzehn Jahre lang eine instabile Demokratie. Nach achtzig Jahren BRD ist das völlig anders. Demokratische Rhetorik hat sich in den Alltagsverstand der Gesellschaft eingebrannt.
»Eine Stärke des Begriffs ist, dass er beschreibt, wie Demokratien in Faschismus umschlagen können, weil sie den Keim faschistischer Entwicklung schon in sich tragen.«
Was bleibt faschistischen Kräften im 21. Jahrhundert also anderes übrig, als ein Lippenbekenntnis zur Demokratie abzulegen? Es scheint eher eine Parallele zu sein, dass sich die moderne, radikale Rechte, wie auch der historische Faschismus, als wahrhafte Vollstreckerin eines homogenen Volkswillens präsentiert. Somit verwechselt der Begriff »demokratischer Faschismus« die dominante Ideologie der Gegenwart mit einer neuen faschistischen Strategie der Machtergreifung.
Eine Stärke des Begriffs »demokratischer Faschismus« ist, dass er beschreibt, wie Demokratien in Faschismus umschlagen können, weil sie den Keim faschistischer Entwicklung schon in sich tragen. Amlinger und Nachtwey schreiben: »Die heutigen Autokrat:innen reißen die Macht nicht mit Gewalt oder Coups an sich, sie werden demokratisch gewählt.« Auch wenn das Zitat stutzig macht, da auch Hitler gewählt wurde, und auch der Sturm auf das Kapitol mindestens der Versuch eines Coups war, enthält es etwas Wahrheit. Die US-Einwanderungsbehörde ICE ist eine Organisation, die aus dem demokratischen US-Staat hervorgeht, aber nun Rechtsextreme rekrutiert, deren Mitglieder vermummt ganze Nachbarschaften mit koordinierten Angriffen terrorisieren, Türen ohne Durchsuchungsbefehl aufbrechen, Blendgranaten einwerfen, Menschen in unmarkierte Vans stecken und verwüstete Wohnblöcke zurücklassen.
ICE geht aus dem Staat hervor, während Hitlers SA zunächst eine paramilitärische Organisation war und nach Machtübergabe an die NSDAP in die reguläre Polizei eingegliedert wurde. Dieser Unterschied hat natürlich damit zu tun, dass es heute keine organisierte Arbeiterklasse mehr gibt, die auf paramilitärischem Weg zerschlagen werden müsste, und faschistische Kräfte gleichzeitig einen autoritären Staatsapparat erben, der ihnen viel mehr Möglichkeiten verschafft als jede Straßenschlägertruppe. Außerdem hat auch die extreme Rechte mit dem Ende der Massenpolitik zu kämpfen. Schließlich standen die MAGA-Aktivisten am 6. Januar 2021 doch recht planlos auf dem Kapitol, wie der Ideenhistoriker Anton Jäger in seinem Buch Hyperpolitik bemerkte.
Die These des »demokratischen Faschismus« entwickeln Amlinger und Nachtwey auf der Basis ihrer Umfrage und ihrer Interviews, in denen sie destruktive Einstellungen erforschen. Sie finden spannende Verknüpfungen von meritokratischen und gleichzeitig autoritär-destruktiven Aussagen, wie bei dem Befragten Stefan Büchner, der sich vom Monteur zum Unternehmer hochgearbeitet hat, aber im Rahmen der Finanzkrise von 2008 Insolvenz anmelden musste und sich schließlich nach einer Corona-Erkrankung nicht mehr erholte. Büchner sagte in Bezug auf Migration:
»Es kann jeder kommen und jeder kriegt drei Monate Zeit. Und in den drei Monaten kann er sich einen Job suchen. Wer das nicht geschafft hat, der fliegt raus. Aber nicht mit Lufthansa und Polizeibegleitung, sondern die werden im Marsch über die Grenze begleitet und kriegen einen richtigen Tritt. Ja, einen Tritt, der so weh tut, dass er nicht wiederkommt!«
»Es bleibt unklar, welcher der drei destruktiven Typen am Ende das Subjekt des demokratischen Faschismus sein soll.«
Bei 12,5 Prozent der Befragten fanden Amlinger und Nachtwey mittel- bis hochdestruktive Einstellungen. Diese Gruppe ist eher jung, männlich, rechts und wählt die AfD, was sich mit anderen Studien deckt. Das Umschlagen vom Frust über das blockierte Leben beschrieb der Sozialpsychologe Erich Fromm, dem sie zahlreiche Referenzen widmen, wie folgt: »Je mehr der Lebenstrieb vereitelt wird, um so stärker wird der Zerstörungstrieb; je mehr Leben verwirklicht wird, um so geringer ist die Kraft der Destruktivität. Destruktivität ist das Ergebnis des ungelebten Lebens.« In der lustvollen Zerstörung, wie sie besonders in der Inszenierung von Abschiebungen der Trump-Administration aufscheint, wenn die Heimatschutz-Ministerin Kristi Noem als Pseudo-Celebrity gestylt vor einem Massengefängnis in El Salvador posiert, biete inmitten von Ohnmacht ein »Erlebnis der Allmacht«.
Amlinger und Nachtwey identifizieren drei verschiedene destruktive Typen: Die sogenannten Erneuerer wollen liberale Institutionen vernichten, um Platz für traditionelle Hierarchien zu machen. Die Zerstörer hingegen haben jeden Glauben an eine Zukunft verloren und sehen in der Zerstörung einen Selbstzweck. Die Libertär-Autoritären ähneln Typen aus »Gekränkte Freiheit« – sie wollen den regulierenden Staat abschaffen.
Es bleibt jedoch unklar, welcher der drei destruktiven Typen am Ende das Subjekt des demokratischen Faschismus sein soll. Einerseits attestieren Amlinger und Nachtwey dem Zerstörer einen »faschistischen Drift«, andererseits sagen sie, dass sich die »faschistische Bewegung der Gegenwart« als »Erneuerin der Demokratie« verstehe, »um sie schließlich auszuhebeln«, was eher dem Erneuerer entspricht. Und noch weiter hinten schreiben sie, dass der demokratische Faschismus einen »entfesselten und muskulären Kapitalismus« wolle, was wiederum dem dritten Typen des libertär-autoritären Charakters entspricht. Diese Dreifaltigkeit solle den »inklusiven Charakter« des demokratischen Faschismus darstellen.
Bereits in ihrem vorherigen Buch Gekränkte Freiheit zeigten Amlinger und Nachtwey einen fundamentalen Widerspruch auf: Zwar ist das liberale Versprechen von Wohlstand und Freiheit allgegenwärtig. Die materiellen Möglichkeiten, sich diese Freiheiten leisten zu können, nehmen jedoch bei großen Teilen der Gesellschaft ab. Da es kaum organisierte Konflikte zwischen unten und oben gibt, treten Menschen nach unten. In Zerstörungslust beschreiben sie eine Zukunftslosigkeit, die einen »nostalgischen Blick auf die Vergangenheit« befeuere.
Die angebotene Zeitdiagnose besteht aus gut 150 Seiten, auf denen sie verschiedene soziologische, psychologische, historische und ökonomische Theorien post-it-artig nebeneinander kleben. Da sie alle Post-Its, die für sich genommen durchaus wichtige Aspekte enthalten, bloß nebeneinander präsentieren, können Amlinger und Nachtwey nicht erklären, warum gerade jetzt faschistische Kräfte im Aufwind sind. Rückgang der Wachstumsraten, Prekarisierung von Arbeit, Sorge um die Zukunft – all diese Tendenzen gibt es seit Jahrzehnten.
»Der Wille, die liberalen Institutionen abzuschaffen, um den Kapitalismus zu entfesseln, ist der Versuch eines hegemonialen Projekts, in dem völkisch-faschistische Gruppen akzeptiert werden, weil sie mit ihrem Rassismus von den sozialen Einschnitten ablenken.«
Einen Ansatzpunkt findet man bei Mario Candeias und Lia Becker von der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Sie argumentieren, dass aufgrund des Scheiterns der grünen Modernisierung derzeit eine bürgerliche Offensive auf Löhne und Arbeitsstandards zur kurzfristigen Sicherung der Profite stattfindet. Und in dieses Projekt gliedert sich auch die AfD ein, indem sie von den Kürzungen ablenkt, die Arbeiterklasse spaltet und ihrer Wählerschaft eine neoliberale Ideologie einpeitscht.
Schon der italienische Historiker Angelo Tasca, den Amlinger und Nachtwey bezüglich anderer Thesen zitieren, schrieb über »das Ineinandergreifen der Entwicklung des Faschismus und der politischen und wirtschaftlichen Offensive der besitzenden Klasse«. Gerade weil sich die AfD in die neoliberale Offensive eingliedern lässt, übernehmen bürgerliche Kräfte ihre Rhetorik.
Somit scheint nicht der »demokratische Faschismus« das inklusive Projekt zu sein, wie Amlinger und Nachtwey attestieren. Andersherum ist der Wille, die liberalen Institutionen abzuschaffen, um den Kapitalismus zu entfesseln, der Versuch eines hegemonialen Projekts, in dem völkisch-faschistische Gruppen akzeptiert werden, weil sie mit ihrem Rassismus von den sozialen Einschnitten ablenken. Das ist der Grund, warum sich Alice Weidel in einer Geste des Burgfriedens, stellvertretend für die neoliberale Offensive, beim AfD-Parteitag in Riesa zu Björn Höcke herunterbeugte.
Das führt zu einer weiteren Leerstelle des Buches: Den Bewegungen, in denen sich die realen Gefühle der Abwertung artikulieren, kommt kaum eine eigenständige Rolle zu. AfD und Trump »repräsentieren« Ressentiments, schreiben Amlinger und Nachtwey, aber deren aktive Rolle bleibt unterbelichtet. Sie zitieren den Soziologen Theodor Geiger, der schrieb, dass Menschen »im Augenblick der höchsten krisenhaften Erregung« sich »in die rebellische Politik der Unvernunft« stürzen, als wäre das eine Naturgewalt. Persönliche und gesellschaftliche Krisen führen aber nicht automatisch in eine »Politik der Unvernunft«. Dieser Ökonomismus verkennt, wie MAGA-Bewegung und AfD Vernichtungsphantasien aktiv fördern, indem sie Wut und Enttäuschung in Richtung von Sündenböcken wie Ausländern oder dem vermeintlich linksgrünen Establishment kanalisieren.
Das zeigt auch die Leipziger Autoritarismus-Studie von 2024, nach der rechtsextreme Einstellungen in den letzten Jahren zwar wieder gestiegen sind, aber im Vergleich zu den 1990ern und frühen 2000ern eher zurückgingen. Beispielsweise fiel die gemessene Ausländerfeindlichkeit von 26,5 Prozent der Bevölkerung in 2002 auf 16 Prozent im Jahr 2020 und stieg seither wieder auf 21,8 Prozent an. Auch die Anfang November diesen Jahres vorgestellte Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung fand einen Rückgang von rechtsextremen Einstellungen im Vergleich zu 2022/23. Die Rolle der AfD, dieses sinkende Potential maximal auszuschlachten, sowie die der Union, sich rhetorisch anzubiedern, um einen Angriff auf Sozialstaat und Arbeitsstandards zu verschleiern, wird gesellschaftlich kaum diskutiert und findet auch im Buch von Amlinger und Nachtwey keine Beachtung.
»Die Nation kann nur der ›Ort der imaginierten Gemeinschaft‹ werden, wenn jede andere Form der Organisierung keine glaubhaften Erfolgsaussichten verspricht.«
Da es sich bei der Zustimmung zur AfD um keine Naturgewalt handelt, muss auch über die Abwesenheit einer linken Alternative gesprochen werden. Überall wo linke Parteien und Gewerkschaften damit gescheitert sind, sozialen Abstieg kämpferisch zu artikulieren, können radikale Rechte auftrumpfen. Denn die Nation kann nur der »Ort der imaginierten Gemeinschaft« werden, wenn jede andere Form der Organisierung keine glaubhaften Erfolgsaussichten verspricht. Fast alle Interviewten äußern materielle Nöte, die ohne Probleme auch von links artikuliert werden könnten.
»Durch ehrliche Arbeit ist noch niemand reich geworden«, sagt Rentner Louis Rademacher. Gebäudereiniger Rainer Kunz ist »empört, dass sein Leben ins Stocken geraten ist, obwohl er stets hart gearbeitet hat«. Der Monteur Manfred Gruber sagt: »Man muss heute wesentlich länger Geld zur Seite legen, was gar nicht mehr so einfach ist, um sich auch mal etwas zu leisten.« Bei der letzten Bundestagswahl sagten die Hälfte aller Wählerinnen und Wähler der AfD, dass sie weniger haben, als ihnen zusteht.
Was also tun? In Anlehnung an den Philosophen Jean-Claude Michéa werben Amlinger und Nachtwey für einen »postliberalen Antifaschismus«. Damit meinen sie einen Antifaschismus, der gesellschaftliche und damit soziale Freiheitsversprechen macht, die über die individuelle Freiheit hinausgehen. Den »faschistischen Mythen« müsse man »die Vision einer Gesellschaft gegenüberstellen, die das Leben bejaht und Lust auf Teilhabe macht«.
Zwar betonen Amlinger und Nachtwey immer wieder, dass sie aus ihrer wissenschaftlichen Position keine politischen Programme ausbuchstabieren wollen. Da sie ihm Rahmen ihres ökonomistischen Arguments aber auch keine konkreten sozialen Bewegungen diskutieren, die solche sozialen Freiheitsversprechen machen könnten, muss das Schlusswort im konjunktivlastigen Reich der Ideen verbleiben.
Dabei könnten ihre Ideen Ausgang für eine erfolgversprechende, antifaschistische Doppelstrategie aus Konfrontation und solidarischen Alternativen sein. Amlinger und Nachtwey schreiben, dass Antifaschismus ein »geistiges Obdach« brauche, »etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt«. Gerade deshalb sollte das Nullsummendenken auch nicht den Rechten überlassen werden. Die Linke muss anerkennen, dass in einer wirtschaftlichen Stagnation die Gewinne des einen die Verluste des anderen sind, dass Reallöhne sinken, weil Preise und Mieten steigen, dass die Vermögen der unteren 50 Prozent während der Krisen der letzten Jahr sanken weil Vermögen der Reichsten explodierten.
Gleichzeitig darf diese Strategie nicht einem Ökonomismus verfallen, der über die Gefahr der AfD nicht reden mag, der nur noch sagt: »Löhne rauf und Mieten runter.« Denn konkrete soziale Auseinandersetzungen über Mieten und Löhne machen erfahrbar, mit wem man gegen wen kämpft. Der designierte New Yorker Bürgermeister Zohran Mamdani hat jüngst gezeigt, dass es möglich ist, die Konfrontation mit den Milliardären und den Kampf für ein bezahlbares Leben zu verbinden. Hier ist es leicht zu vermitteln, dass Gegenmacht aufzubauen bedeutet, sich nicht von Faschisten spalten zu lassen.
Dabei helfen auch konkrete Zuspitzungen wie Blockaden von AfD-Veranstaltungen durch das Bündnis Widersetzen, in dem antifaschistische Betriebs- und Azubigruppen eine wichtige Rolle spielen. Tausende, die sich im Kampf gegen Rechts neu politisierten, auch als sie von der Polizei aus Sitzblockaden geprügelt wurden, um Faschisten deren Veranstaltungen zu ermöglichen, strömten nach der Widersetzen-Aktion in Riesa in die Linkspartei und bildeten dort den Aktivenkern für die Sozialsprechstunden, Mieterinnenorganizing und Streiksolidarität.
Auch wenn der Begriff »demokratischer Faschismus« analytische Schwächen hat, macht das Buch klar: Ein demokratischer Antifaschismus ist so nötig wie eh und je. Ein demokratischer Sozialismus wiederum könnte die Antwort darauf sein, dass »zentrale Versprechen spätmoderner Gesellschaften sich für viele Menschen als leer herausgestellt haben«, wie Amliger und Nachtwey schreiben.
Simon Grothe promovierte an der Universität Genf in Politischer Ökonomie und forscht nun an der Uni Duisburg zu Profiten im deutschen Kapitalismus.