16. Juli 2025
Coder, Grafikerinnen oder Texter – also sogenannte Wissensarbeiter – waren die Gewinner der Globalisierung. Jetzt sorgt KI dafür, dass ihnen ein ähnliches Schicksal droht wie der Industriearbeiterschaft.
Wissensarbeit galt lange als automatisierungsresistent – doch generative KI bringt nun auch diese Berufsgruppen unter Druck.
Bei einem kürzlich von der Risikokapitalgesellschaft Andreessen Horowitz veranstalteten Treffen mit Firmenvorständen und US-Regierungsvertretern präsentierte Vizepräsident J. D. Vance eine bemerkenswert ehrliche Analyse der US-Wirtschaftspolitik der vergangenen 50 Jahre. »Die Idee«, so Vance, »war, dass die reichen Länder in der Wertschöpfungskette aufsteigen würden, während die ärmeren Länder die einfacheren Aufgaben übernehmen.«
Tatsächlich gingen Befürworter der Globalisierung seit den 1970er Jahren davon aus, dass zwar einige Menschen in Ländern wie den USA ihre Arbeitsplätze in der Fertigung verlieren, sich die meisten jedoch anpassen und andere Jobs finden würden. Für sie gelte dann: »learn to code«. Die Arbeiterschaft der USA würde sich vom Kohleruß an den Händen verabschieden und stattdessen schicke Laptops für ihre Tätigkeiten nutzen. Die Arbeiterschaft in Staaten, in denen sich diese hochwertigen Arbeitsplätze konzentrierten, würde eine höhere Position in der globalen Wertschöpfungskette einnehmen als ihre Kolleginnen und Kollegen im Globalen Süden. Stattdessen, so beklagt Vance, sei es aber dazu gekommen, dass »die am unteren Ende besser wurden und auch in den höheren [Arbeitsfeldern] aufzuholen begannen«.
Vances Beschreibung dieser Entwicklung ist ehrlicher als das, was man bislang an Statements von Politikern zu erwarten hatte. Tatsächlich wurde seit den Zeiten des Kalten Krieges die Globalisierung mit glattgebügelten Phrasen wie Fortschritt, Integration und Modernisierung beworben. Es entstehe eine vermeintliche Trickle-Down-Ökonomie für Nationalstaaten, die sowohl die Reichen weiter bereichern als auch die »Unterentwickelten« stärken würde. Und während der Lebensstandard in bestimmten Teilen der Welt tatsächlich gestiegen ist – am deutlichsten in Ostasien –, war die Realität für den Rest ein bestenfalls mäßiges Wachstum. Hinzu kam der katastrophale Zusammenbruch staatlicher Institutionen und Sozialleistungen.
Vance prangert heute die Übel der Globalisierung an und postuliert stattdessen eine Welt, die von einem Nullsummenwettlauf der Nationalstaaten um die globale Vorherrschaft geprägt ist. Was in dieser Darstellung jedoch fehlt (oder bequemerweise ausgelassen wird), ist eine ernsthafte Klassenanalyse. Dabei ist Klasse doch der primäre Aspekt, der bestimmt, wer von der Globalisierung profitiert. Stattdessen landen bei Vance Ausbeuter und Ausgebeutete unter dem vermeintlich einigenden Begriff der Nation in einem Topf: Diejenigen, die rücksichtslos versuchen, ihre Gewinne über Branchen und Regionen hinweg zu maximieren, und diejenigen, die die Hauptlast dieses unersättlichen Strebens nach Akkumulation tragen, werden als Einheit dargestellt.
Vance und seine Mitstreiter gerieren sich als Fürsprecher der amerikanischen Arbeiterklasse, lenken dabei aber Aufmerksamkeit und Wut von ihren milliardenschweren Geldgebern ab und hin zu ausländischen Arbeitern sowie einer vage definierte »liberalen, urbanen Elite«. Damit forcieren sie die Spaltung der Arbeiterschaft in Fabrikarbeiter und Büroangestellte.
Das Wirtschaftssystem, dem Vance und andere Mitglieder der populistischen Rechten nachtrauern, wird oft als »fordistische Ära des Kapitalismus« bezeichnet. Während dieses »goldenen Zeitalters« des Kapitalismus war in etwa jeder sechste amerikanische Arbeiter direkt oder indirekt in der Automobilindustrie beschäftigt. Heute sind es knapp 3 Prozent.
Der Fordismus war geprägt von Massenkonsum in der Gesellschaft und Massenproduktion in den Fabriken. Letztere war nach tayloristischen Prinzipien der Hyper-Standardisierung von Arbeitsmethoden, Werkzeugen und Ausrüstung organisiert, um die Effizienz zu maximieren. Es war eine besonders erfolgreiche Phase des kapitalistischen Wachstums. In den Vereinigten Staaten beispielsweise stiegen zwischen 1947 und 1979 die Durchschnittslöhne für Personen in nicht leitenden Positionen um 2 Prozent pro Jahr, während das reale BIP um 7,3 Prozent wuchs. Im Vergleich dazu nahmen die Löhne ab 1979 nur noch um 0,3 Prozent pro Jahr zu, das reale BIP um 4,9 Prozent.
Der Niedergang des Fordismus ab den 1970er Jahren wurde durch den sich verschärfenden internationalen Wettbewerb ausgelöst: Andere fortgeschrittene kapitalistische Länder wie Westdeutschland und Japan begannen, ähnliche Waren wie die USA zu produzieren. Niedrigere Löhne in diesen Ländern führten in Verbindung mit der Verdopplung der Produktionskapazitäten letztlich zu einem erheblichen Druck auf die Preise – und schließlich auch auf die Gewinne.
Die Auswirkungen zeigten sich in den USA sowohl in Veränderungen bei der Produktion von Gütern als auch in den Konsumgewohnheiten der Bürgerinnen und Bürger. Optimierte Fabriken und immer komplexere globalisierte Lieferketten ersetzten die heimische Massenproduktion standardisierter Güter. Fortschritte in der Automatisierung, Computertechnik und Kommunikationstechnologie erleichterten diesen Übergang: Sie ermöglichten es, eine flexiblere und geografisch weit verstreute Belegschaft besser zu managen. Ebenso veränderten sich die Konsumgewohnheiten der Menschen. Die Durchschnittsbevölkerung hatte nun Zugriff auf eine immer breitere Palette zunehmend individualisierter Konsumgüter zu günstigeren Preisen. Diese Art des Konsums entwickelte sich schnell zur erstrebenswerten Norm für die Mittelschichten der ganzen Welt.
Die Krise des Fordismus führte jedoch auch zum Zerfall der Arbeiterbewegung in den meisten Ländern des Globalen Nordens. Unmittelbare Ursache dafür war, dass Produktionsstätten ins Ausland verlagert und organisierte Arbeiterinnen und Arbeiter entlassen wurden. Die Arbeiterschaft wurde nun verlegt in kleinere sowie räumlich weiter verstreute Arbeitsbereiche, die der Dienstleistungssektor benötigte. Das schränkte ihre Fähigkeit zur Organisierung ein.
»Technologische Fortschritte trugen zur Entstehung einer neuen Klasse bei: Softwareentwickler, Systemdesignerinnen, Finanzanalysten. Sie fungierten als Vermittler für die zunehmend fragmentierten Kapital- und Warenströme.«
Dies führte schließlich zu vernichtenden Niederlagen für die Gewerkschaften. Ehemalige Industriehochburgen (der amerikanische Rust Belt, der Norden Englands, Nordfrankreich, das deutsche Ruhrgebiet) erlebten eine rapide Deindustrialisierung; die Produktion wurde verstärkt ins Ausland umgesiedelt. Begünstigt wurde dies durch standardisierte Schiffscontainer, computergestützte Lagerlogistik, schnellere Kommunikationsnetze und zahlreiche weitere technologische Innovationen.
Dies führte zu einer Spaltung der Weltwirtschaft in das »Hirn« im Norden, das intellektuelle, kreative und leitende Tätigkeiten ausübte, und der »Hand« im Süden, die für die Produktion physischer Güter zuständig war. Das 1994 unterzeichnete Freihandelsabkommen NAFTA zwischen den USA, Kanada und Mexiko sowie der Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation 2001 verstärkten diese Trends. Die Produktion wurde nun größtenteils nach Asien verlagert, zunächst nach Südkorea und Taiwan, schließlich nach China.
Dortige Staaten mit einer großen bäuerlichen Bevölkerung und neuen Formen der direkten, effektiven Regierungsführung konnten sowohl ein ständiges Angebot an Arbeitskräften als auch strenge Arbeitsdisziplin »anbieten«. China führte ein besonders striktes Arbeitsregime ein: Die Arbeiterinnen und Arbeiter wurden in vollgestopften Unterkünften direkt an ihrem Arbeitsort untergebracht, was der Fabrikleitung eine beispiellose Kontrolle über den Tagesablauf ihrer Beschäftigten ermöglichte.
Während eine kleine Gruppe ostasiatischer Länder tatsächlich von der Globalisierung profitieren konnte, erlebte die überwiegende Mehrheit der Staaten, die sich global integrierten – von Ägypten über Südafrika bis Indonesien – unter dem Druck des Finanzkapitals vor allem einen Abbau staatlicher Kapazitäten und Sozialleistungen. Diese Länder bieten heute meist geringwertige Dienstleistungen an oder produzieren billige Kleinwaren.
Gleichzeitig trugen rasante Fortschritte in der Computer- und Kommunikationstechnologie zur Entstehung einer neuen Klasse der sogenannten Wissensarbeiter bei: Datenmodelliererinnen, Softwareentwickler, Systemdesignerinnen, Finanzanalysten und Netzwerktechnikerinnen. Diese neue Klasse fungierte als Ermöglicher und Vermittler für die zunehmend fragmentierten Kapital-, Ressourcen-, Informations- und Warenströme. Die Angehörigen dieser Klasse genossen relative finanzielle Stabilität: Sie konnten einen recht großen Anteil an den Firmengewinnen für sich beanspruchen, entweder direkt durch hohe Löhne oder indirekt durch Beteiligungen am Unternehmen. Diese Untergruppe der Arbeiterklasse wurde zu den Managern und Vermarktern des postfordistischen Kapitalismus; ihr Lebensstandard und ihre Konsumfähigkeit stiegen deutlich an.
In der Vorstellung der Globalisierungsfans würden diese neuen Arbeitsplätze die Einbußen aus der Deindustrialisierung ausgleichen. Doch die Einkommen aus diesen Arbeitsplätzen waren sehr ungleich verteilt: Nur ein kleiner Teil der Haushalte profitierte tatsächlich. Der Gini-Index zur Einkommensungleichheit in den Vereinigten Staaten stieg beispielsweise von 0,45 im Jahr 1971 auf 0,59 im Jahr 2023. Ein solches Niveau war zuletzt vor dem Zweiten Weltkrieg erreicht worden.
»Das nordamerikanische und das europäische Modell war weitgehend losgelöst von den Orten, an denen ein großer Teil der Gewinne erarbeitet wurde – nämlich den Fabriken in China oder den Textilbetrieben in Bangladesch.«
In Nordamerika profitierte somit die oberste Schicht der Arbeiterschaft am meisten von der Globalisierung. In Europa wurde die entstehende Kluft durch eine höhere Besteuerung etwas abgefedert; ein Teil der Gewinne der neuen Mittelschicht wurde über die Überreste des Sozialstaates an eine breitere Schicht unter ihnen umverteilt. Davon abgesehen waren jedoch sowohl das nordamerikanische als auch das europäische Modell weitgehend losgelöst von den Orten, an denen ein großer Teil der Gewinne tatsächlich erarbeitet wurde – nämlich in den Fabriken Chinas und Mexikos oder den Textilbetrieben Bangladeschs und Vietnams.
Sinnbildlich für diese neue Wirtschaft ist der schwedische Modehändler H&M. Im Jahr 2024 erzielte das Unternehmen einen Betriebsgewinn von 1,8 Milliarden Dollar. Es zahlte dabei einen durchschnittlichen Steuersatz von 24,9 Prozent, davon aber praktisch nichts in Bangladesch, wo rund 20 Prozent seiner Kleidungsstücke hergestellt werden. Eine Modedesignerin bei H&M kann bis zu 100.000 Dollar im Jahr verdienen, während der monatliche Mindestlohn einer Textilarbeiterin in Bangladesch erst kürzlich auf 113 Dollar angehoben wurde. Das macht ein dürftiges Jahreseinkommen von 1.356 Dollar.
In den letzten Jahren jedoch verspüren selbst die wenigen Arbeiterinnen und Arbeiter, die von der globalisierten Wirtschaft profitieren konnten, zunehmend Druck. Der Aufstieg der generativen KI und die weit verbreitete Angst vor ihren Auswirkungen lassen sich vor diesem Hintergrund verstehen. Seit der Einführung von ChatGPT im November 2022 wird immer deutlicher, dass unzählige Formen derartiger Arbeit – Grafikdesign, Texterstellung, Programmierung – schnell derselben Logik von Disziplinierung und Austauschbarkeit unterworfen werden könnten, die einst in Fabriken vorherrschte.
Generative KI wurde von viel ungerechtfertigtem Hype begleitet (und die Technologie ist in der Tat noch weit davon entfernt, perfekt zu sein). Dennoch verbessert sich ihre Fähigkeit, Computercode zu schreiben oder Produktdesigns und Marketingbilder zu generieren, rasant. Es ist daher nicht (mehr) völlig abwegig, zu dem Schluss zu kommen, dass ein Prozess der Proletarisierung allmählich auch Formen der Informations- und Kreativarbeit erreichen könnte, die bisher von solchen Veränderungen verschont geblieben waren.
»In Bereichen wie Marketing, Content-Erstellung und Werbung sind KI-Modelle in der Lage, einen großen Teil der Aufgaben zu übernehmen. Ob sie dies ›gut‹ tun, ist dabei vollkommen nebensächlich.«
Wir mögen futuristische Vorstellungen von einer künstlichen allgemeinen Intelligenz (einer KI, die die menschliche Intelligenz übertreffen könnte) oder großspurige Ankündigungen einer vierten industriellen Revolution für nicht realistisch halten. Doch selbst in ihrer derzeitigen Form sind generative KI-Modelle zumindest in der Lage, Kapitalisten dabei zu unterstützen, einer breiten Schicht von Wissensarbeitern eine gewisse Lohndisziplin aufzuerlegen. Ihre Fähigkeit, große Textmengen effizient zu durchsuchen und zu verarbeiten, stellt eine besondere Bedrohung für Berufe dar, die sich mit der Suche nach sowie dem Kuratieren und Organisieren/Zugänglichmachen von Wissen befassen.
Diese Modelle wurden auch eingesetzt, um bestimmte Aspekte der Softwareentwicklung und Computerprogrammierung zu automatisieren. Dies führt zu einem »De-Skilling« von Programmierern und zu einer Verringerung ihres einstigen Einflusses. Ein generatives Sprachmodell kann beispielsweise innerhalb von ein bis zwei Stunden den größten Teil des Code-Gerüsts erstellen, das für einen brauchbaren Prototyp einer Website oder mobilen App erforderlich ist – eine Arbeit, für die eine durchschnittliche Softwareentwicklerin normalerweise mehrere Tage benötigen würde. In Bereichen wie Marketing, Content-Erstellung und Werbung sind generative KI-Modelle in der Lage, einen großen Teil der Aufgaben von Menschen zu übernehmen. Ob sie dies »gut« tun, ist dabei vollkommen nebensächlich: Marktakteure dürften nicht davor zurückschrecken, minderwertigen »KI-Slop« als neuen Standard zu akzeptieren.
Das Buch Empire der Philosophen Michael Hardt und Antonio Negri löste zur Jahrtausendwende ein erneutes Interesse an einer Strömung der Arbeitsanalyse aus, die seit den 1970er Jahren vor allem unter italienischen Marxisten populär war. Diese sogenannten post-operaistischen Denker – darunter Maurizio Lazzarato, Paolo Virno und Negri selbst – argumentierten, die informativen, kulturellen und kommunikativen Formen der neuen, vernetzten Arbeit seien weniger messbar und daher weniger anfällig für die Einbindung in Disziplinierungs- und Kommodifizierungskreisläufe. In sogenannter immaterieller und kognitiver Arbeit sahen sie daher einen Keim für Autonomie, Kooperation und Potenzial für postkapitalistische Produktionsformen. Mit anderen Worten: eine Art Befreiung von ausbeuterischer Arbeit an sich.
Rückblickend betrachtet war diese Vorstellung letztlich eher realitätsfern, wenn man bedenkt, wie sich derartige »immaterielle« Arbeitsweisen letztendlich gestaltet haben. Wie bei anderen aktuellen Entwicklungen in diversen Bereichen der Wissensarbeit – beispielsweise der agilen Softwareentwicklung oder der datenbasierten Erstellung von Inhalten – dient generative KI dazu, die alte Logik der Fabrik auf eben diese scheinbar autonomen Arbeitsformen auszuweiten: Sie standardisiert sie und erleichtert so die Disziplinierung der Arbeiterinnen und Arbeiter. Ein Grafikdesigner kann heute beispielsweise von seiner Chefin angewiesen werden, ein 3D-Modell innerhalb einer Stunde statt innerhalb eines Tages zu liefern. Schließlich könne er doch Midjourney oder ein ähnliches KI-Assistenztool nutzen.
Heute schrumpft das kapitalistische Netzwerk in gewisser Weise zusammen: Das Geflecht, das die Mikrochip-Produzenten in den Fabriken von Shenzhen mit den Genius-Bar-Angestellten in Berlin und den Tech-Arbeitern in den Apple-Büros in Kalifornien verbindet, wird immer einheitlicher. Zwar ist die Position der Low-End- und High-End-Arbeiterschaft gegenüber dem Kapital sehr unterschiedlich, doch teilen sie eine Gemeinsamkeit: Es geht für sie zunehmend abwärts.
Es ist bezeichnend für den heutigen Tech-Sektor, dass die Beschäftigungsquote von Computerprogrammierern in den USA auf den niedrigsten Stand seit den 1980er Jahren gesunken ist. Das erzeugt Druck und hat die Verhandlungsmacht der Arbeiter sichtbar geschwächt. Und das nicht nur in Bezug auf Löhne: 2018 gelang es Google-Angestellten noch, die Zusammenarbeit des Unternehmens mit dem US-Militär im Rahmen von Project Maven zu stoppen. Im vergangenen Jahr hingegen erhielten mehr als fünfzig Personen Kündigungen, nachdem sie gegen die Beteiligung von Google am Völkermord in Gaza protestiert hatten. Die Aristokratie der Wissensgesellschaft, die einst ihre Arbeitsbedingungen geradezu frei aushandeln konnte, verliert langsam an Macht und Spielraum.
Es ist heute wichtiger denn je, dass wir gegen die Zersplitterung der Arbeiterschaft in den globalen Lieferketten kämpfen. Angesichts der zunehmenden Abschottung des Kapitalismus im Globalen Norden und seiner Wende nach innen wird es noch wichtiger, den Blick nach außen zu richten. Es gilt, Allianzen und Solidarität mit Angestellten in Rechenzentren, Textilfabriken, Plattformbüros, Kobaltminen und generell mit all jenen zu pflegen, die in die niederen Gefilde, in die Schattenwelt des globalen Kapitalismus, abgedrängt werden. Das Kapital ist heute ein weitaus mächtigerer Gegner als noch vor einem halben Jahrhundert. Wenn wir eine erfolgreiche Arbeiterbewegung schaffen wollen, ist es entscheidend, dass wir bewusst und entschlossen Solidarität aufbauen und uns an jedem Knotenpunkt des kapitalistischen Netzes organisieren.
Mostafa Abdou ist Postdoktorand an der Princeton University. Er beschäftigt sich mit Sprache, kognitiven Prozessen und den soziokulturellen Auswirkungen der Algorithmisierung. Er ist Teil der Redaktion des Magazins »Disjunctions«.
Vinit Ravishankar ist Forscher und Redakteur. Er beschäftigt sich mit der politischen Ökonomie von KI und ist Teil der Redaktion von »Left Berlin« sowie des Magazins »Disjunctions«.